Okami HD07.11.2012, Jörg Luibl
Okami HD

Im Test:

Capcom bringt mit Okami HD (ab 14,87€ bei kaufen) ein Action-Adventure der besonderen Art auf die PlayStation 3, das schon auf PS2 und Wii (Wertung: 91%) kreative Zeichen gesetzt hat. In Gestalt eines Wolfes erkundet man eine mythologische Welt, birgt Schätze, bekämpft Monster und fühlt sich wie in einer alternativen Variante von Zelda. Aber nicht Schwert und Bumerang, sondern zauberhafte Pinselstriche sollen das Böse vertreiben - optional mit Move. Mehr dazu im Test!

Das Böse hat acht Köpfe

Japan stirbt. Die Menschen haben den Glauben an die Götter verloren, die Natur wird von einer schwarz wabernden Plage heimgesucht und in den Wäldern streifen angriffslustige Dämonen umher. Bäume bluten, Blumen verrotten und Flüsse verschmutzen. Ein ganzes Land verliert seinen göttlichen Segen, denn der achtköpfige Dämon Orochi ist zurück. Der einstmals Verbannte will ganz Nippon vernichten.

Da helfen keine Armeen, keine Helden und keine Gebete - da muss eine Göttin her! Und weil es um das Schicksal Nippons geht, warum nicht gleich die Ahnherrin der japanischen Kaiser um Hilfe bitten, die mächtige Göttin Amaterasu ? Die Clover Studios wurden im Oktober 2006 leider von Capcom geschlossen. Falls ihr das Spiel auf PS2 oder Wii verpasst habt, solltet ihr unbedingt in die pelzige Haut der Herrin über Licht und Sonne schlüpfen. Wiedergeboren als weiße Wölfin stromert ihr durch ein bedrohtes Land - diesmal in HD.

Okami HD - die Besonderheiten für PS3:

- optional mit Move-Controller spielbar

- unterstützt 1080p

- PS3-Trophäen freischalten Als Spieler kann man auch nach all den Jahren zunächst nur staunen, denn Okami ist die Frucht einer kreativen Vision, ein Geniestreich moderner Videospielkunst. Das Team um Chef Atsushi Inaba hatte sich zwei Dinge auf die Fahnen geschrieben: Kreativität und Imagination - und dieses Duo wird euch faszinieren. Auch wenn das Abenteuer immer noch mit Pop-ups zu kämpfen hat, wenn sich manche Objekte erst aus nächster Nähe zeigen, ist es hinsichtlich des Artdesigns auch heute noch ein Genuss.

Die Welt erinnert an eine bildschöne japanische Tuschezeichnung mit dicken Konturen, fließenden Farben und gleißendem Schimmern. Gras und Blumen wachsen bei jedem eurer Schritte, alles wabert und lockt. Es ist eine Mischung aus der Extravaganz eines Killer 7  und der exotischen Stilsicherheit eines The Legend of Zelda: The Wind Waker, aus gewagter Moderne und traditioneller Klassik. Ich habe damals und bis heute noch kein Spiel erlebt, das in der
Egal ob Einstieg, Cutscenes oder Schätze: Am Inhalt sowie der Präsentation hat sich nichts geändert.
Egal ob Einstieg, Cutscenes oder Schätze: Am Inhalt sowie der Präsentation hat sich nichts geändert. Trotz 1080p hat die tolle Kulisse auf PS3 allerdings mit Pop-ups zu kämpfen, wenn kleine Details erst aus nächster Nähe sichtbar werden. Das war aber schon damals nicht anders.
Verbindung dieser Gegensätze so japanisch ist. Nicht nur die alten Sagen und Legenden des Landes, auch seine künstlerische Geschichte blüht hier auf jeder Wiese, in jeder Schlucht und jeder Höhle auf.

Die Macht der Kalligraphie

Genug gestaunt, denn Ziel ist es, die Dunkelheit mit Biss und Pinselstrichen zu vertreiben. Womit? Richtig gehört: Mit Pinselstrichen. Neben dem einzigarten Grafikstil ist das der zweite innovative Trumpf dieses Action-Adventures. Ihr könnt eure Feinde nicht nur beißen und anspringen, sondern auf Schultertastendruck auch die Zeit anhalten, die Welt in vergilbtes Pergament verwandeln und schwarze Tusche in sie hineinzeichnen. Wie das funktioniert erklärt euer kleiner Begleiter Issun, ein ebenso winziger wie witziger Kobold, der sich als wandernder Künstler ausgibt und hitzige Kommentare zum Besten gibt - eine Art Midna im cholerischen Miniformat. Er motzt für euch, er lästert für euch, er unterrichtet euch.

Satte 13 Maltechniken könnt ihr erlernen: Wie überquert man einen Abgrund? Man malt sich eine Brücke! Wie rettet man einen kranken Baum? Man malt ihn mit einem Kreis heile! Wie besiegt man einen fliegenden Dämon? Man stutzt ihm mit Kraftstrichen die Flügel! Und wie vertreibt man die Nacht? Man malt sich eine Sonne und es wird Tag! Und zwar aktiv: Der Analogstick oder der Move-Controller fungieren auf der PS3 als Pinsel -

Die Bosskämpfe gehören zu den Highlights. Sie sehen spektakulär aus und sind  fair gestaltet.
Die Bosskämpfe gegen Riesenspinnen, Drachen & Co gehören zu den Highlights. Sie sehen spektakulär aus und sind fair gestaltet.
Drehungen und Wendungen bringen also in Echtzeit schwarze Farbe in die Welt. Zwar kann man sich an die optionale Steuerung mit Move gewöhnen und vieles wird auch akkurat erkannt, aber wie schon damals auf Wii ist sie nicht immer so punktgenau wie man sich das wünschen würde, gerade wenn es im Kampf um horizontale Linien geht. Daher empfehle ich das Gamepad für die Steuerung. Damit flutscht es: Habt ihr Kreise, Linien & Co richtig gemalt, werden sie beim Loslassen der Taste in die Spielwelt übertragen. Passen die Striche nicht, verpufft die Magie der Tinte.

Eine Blüte lockt in 30 Meter Höhe? Kein Problem: Zieht einen Strich von ihr zu euch hinab und eine Ranke wird euch hinaufkatapultieren! Dort oben erkennt ihr vielleicht noch weitere Blüten, um versteckte Truhen in den Baumwipfeln zu erreichen. Eine Wand versperrt den Weg? Malt eine Bombe! Das Komfortable am Gepinsel ist: Sobald ihr das Bild einfriert und die Welt zu Pergament, die Monster zu Zeichnungen erstarren, könnt ihr die Kamera noch drehen. Sprich: Alles bleibt dreidimensional. So kann man z.B. gezielt um einen Feind herum drehen, um seine Flügel zu attackieren oder sich den passenden Winkel für einen tödlichen Strich oder eine Parade aussuchen.

Ein weißer Wolf in Waffen

Fehlende Wäscheleine werden genau so in die Welt gemalt wie Brückenteile oder das Blütenkleid der Bäume.
Der Baum ist krank? Malt den Zauber des Blühens: Ein Kreis in die Mitte und schon wird er wieder mit seinen Blättern protzen.
Im Gegensatz zu The Legend of Zelda: Twilight Princess  (Zelda) darf man nicht in menschlicher Gestalt umherstreifen - man bleibt immer ein Wolf. Damit ist Okamiauf den ersten Blick weniger abwechslungsreich. Und man kann sagen, dass die Kämpfe gegen die einfachen Gegner hier nach zehn Stunden nicht mehr mit frischen Ideen auftrumpfen. Trotzdem kann man viele interessante Fähigkeiten nutzen: Neben dem Doppelsprung an Wänden, dem eleganten Ausweichen oder Supergraben auf festem Boden gehören auch Kampftalente dazu. Trainer können euch in drei Dojos gegen Bares beibringen, wie man Angriffe effektiv pariert, in Kombos zubeißt oder schnell aus der Gefahrenzone wirbelt. Auch Tränke und Schriftrollen können eure Kraft oder die Abwehrtalente kurzfristig erhöhen.

Bumerang und Schild kann ein Wolf schlecht nutzen, aber er kann sich glimmende Glyphen auf den Rücken schnallen. Die Waffen wirken zunächst exotisch, gleichen aber in ihrer Anwendung normalen Hieb- und Stichwaffen: Ein Spiegel, der das Böse bannt, eine Gebetsperlenkette mit Schnellangriffen, ein Siegel des Biests für Tintenkugelgeschosse: Friert das Bild ein, tupft einem Feind Tintenkleckse auf den Körper und magische Projektile jagen auf ihn zu! Ihr könnt immer eine Haupt- und eine Nebenwaffe bestimmen und damit eure Kampftaktik ändern. Der Spiegel eignet sich für starke Attacken aus der Nähe, die Kette lässt euch ein Stakkato an Treffern auslösen und das Siegel verleiht euch schnelle Schüsse aus der Distanz.

Arena des Todes

Das malerische Artdesign besticht durch seinen Tuschestil.
Das malerische Artdesign besticht durch seinen Tuschestil und tolle Farben, die in 1080p sehr gut zur Geltung kommen.
Wenn ihr auf umherziehende Monster trefft, wird eine Arena mit züngelnden Grenzen um euch herum aufgebaut - niemand kann fliehen. Aber keine Bange: Es gibt keine Zufallskämpfe, ihr könnt in der Spielwelt auch einfach an Monsternvorbeihetzen. In den abgegrenzten Bereichen warten die Schergen Orochis auf euch, die in vielen Varianten auftauchen: Keine Orks, keine Goblins, sondern Flöten spielende Dämonen, trommelnde Affen, mutierte Knospen. Ihr müsst ausweichen, attackieren, ausweichen, attackieren.

Zunächst hat man das Gefühl, dass schnelles Draufhauen immer hilft. Aber hier ist je nach Feind eine andere Taktik gefragt: Manche fliegen, andere buddeln sich durch die Erde auf euch zu. Die Blütenmonster spucken z.B. rote Feuerbälle auf euch, also müsst ihr die Zeit anhalten und sie mit einem gemalten Strich zurückschleudern - erst dann fallen sie auf den Rücken, erst dann könnt ihr ihre Knospen mit einem gemalten Kreis öffnen, um die verwundbare Stelle als Wolf zu attackieren.

Und die richtige Taktik zahlt sich aus: Wenn ihr die Kämpfe besonders schnell und ohne Gegentreffer meistert, winken am Ende noch mehr Punkte. Und einen besonderen Bonus gibt es, wenn ihr den Monstern kurz vor ihrem Ableben noch den passenden Pinselstrich, den "Flora Finisher" verpasst: Nur dann gibt's einen blauen Dämonenzahn. Damit könnt ihr wiederum beim Händler eure Geldbörse füllen.

Eine Göttin, eine Mission

Mit Biss und Tücke: Ihr kämpft in den Arenen gegen zig Dämonentypen - beißen, ausweichen, malen!
Mit Biss und Tücke: Ihr kämpft in den Arenen gegen zig Dämonentypen - beißen, ausweichen, malen!
Aber warum muss eine Göttin überhaupt wie ein Wolf kämpfen? Warum kleine Monster beißen, wenn man über das Licht herrscht? Ganz einfach: Die Menschen Japans glauben nicht mehr an die göttliche Amaterasu. Deshalb ist sie noch zu schwach, um den Klauen des Drachen Orochi sofort entgegen zu treten. Sie braucht mehr Kraft und mehr Macht, sie muss mehr Pinseltechniken erlernen. Und die bekommt sie nur, wenn das Land blüht, die Tiere gedeihen und das Volk wieder an sie glaubt.

Und wie kommt das Glück zurück ins Land? Man befreit die Natur von der Fäulnis, man bringt Lichtungen wieder zum Strahlen oder Seen zum Glänzen. Eine zentrale Rolle spielen die Bäume: In jedem Teil Japans steht ein mächtiger Lebensbaum, von dem alles abhängt. Findet ihr diese Riesen, müsst ihr das runde Zeichen des Blühens mit dem Pinsel auf ihre verrotteten Stämme malen. Dann könnt ihr euch zurücklehnen und den Anblick genießen: Knospen sprießen, Blüten wachsen und die Kraft des wieder erstarkten Baumes fließt in Form einer riesigen Blumenwelle ins Land, reinigt Flüsse und Wiesen - das sind wunderschöne, fast schon erhabene Momente.

Helfen, heilen, füttern

Die Welt von Okami ist trotz des vermeintlich sterilen Zeichenstils unheimlich lebendig; es gibt einen Tag- und Nachtwechsel, Blätter rieseln von haushohen Bäumen, Flüsse rauschen ins Tal und irgendwo am Horizont locken Banner oder drohen Rauchsäulen. Jede Landschaft hat ihren eigenen Charme, es gibt zwischen Schluchten, an Hängen oder in Höhlen immer etwas zu entdecken.

Wunderschön: Wenn ihr Bäume heilt, sprießen die Blüten. Und wenn ihr einen der Lebensbäume regeneriert, wälzt sich eine Blumenwiese durch ganze Landstriche...
Wunderschön: Wenn ihr Bäume heilt, sprießen die Blüten. Und wenn ihr einen der Lebensbäume regeneriert, wälzt sich eine Blumenwiese durch ganze Landstriche...
Eine wichtige Rolle spielen auch die Tiere - nicht nur für die Lebendigkeit der Spielwelt, auch für eure Entwicklung als Göttin: Füttert ihr Spatzen, Hasen, Hunde, Füchse, Wildschweine, Pferde oder Tiger mit der richtigen Nahrung, danken sie es euch mit Glückspunkten. Zur Auswahl stehen Körner, Grünzeug, Fleisch oder Fisch; all das könnt ihr bei Händlern kaufen oder in Vasen, Kisten und Truhen finden.

Auch Okami setzt auf den Sammel-, Kauf- und Tauschtrieb. Es gibt eine schier endlose Zahl an Tränken, Schriftrollen und Artefakten. Und wer sich für das Angeln interessiert, darf hier an vier Teichen loslegen: Satte 43 (!) Fischarten vom einfachen Krebs über den Koi bis hin zum Manta warten auf eure Köder. Besonders wertvoll sind die Perlen, die man nur findet, wenn man auch in entlegenen Winkeln herumstöbert. Überall locken geheime Gänge oder versteckte Schatztruhen;manchmal muss man Risse in Felswänden entdecken, um sie mit - selbstverständlich gemalten- Bomben frei zu sprengen, manchmal verräterische Henkel im Gras aufspüren, um das Verborgene mit den Pfoten auszubuddeln.

Gegen Dämonen, für Menschen

Aber mit der Befreiung des Baumes ist es nicht getan. Man muss Dämonentore vernichten und den Menschen helfen, um dasÜbel komplett zu bannen. Hier begegnet einem typisch japanischer Witz und Kitsch: Ein Händler vermisst seine Teetasse, eine Zugbrücke will nicht runter, Mauli Maulwurf lässt euch nicht vorbei und der Boss vom Spatzenclan fordert euch heraus. Die einen brauchen göttlichen Beistand, um eine Mühle in Gang zu bringen, die anderen suchen verzweifelt nach verlorenen Erbstücken. Es gibt viele kleine Aufgaben wie das Malen einer Wäscheleine, aber auch einige, die euren Kopf mit Rätseln zum Rauchen bringen oder sich irgendwann zu packenden Showdowns mit riesigen Endgegnern entwickeln.

Mit der Zeit gewinnt der Wolf viele magische Fähigkeiten und Waffen.
Mit der Zeit gewinnt der Wolf viele magische Fähigkeiten und Waffen.
Der kleine Junge Kokari hat z.B. ein Problem: Die Fische beißen nicht an, sein Hund ist verschwunden und seinem Vater hat er versprochen, eine Brücke zu reparieren. Helft ihr ihm, werdet ihr irgendwann seinen Hund finden - in einer riesigen Spinnenhöhle, wo der erste große Kampf gegen seine achtbeinige Bewohnerin auf euch wartet. Das ist einer der Höhepunkte, die einen Vorgeschmack auf das geben, was noch kommt: Neunschwänzige Füchse, Zwillingsdämonen und natürlich der achtköpfige Orochi.

Aber nicht nur Bosskämpfe, auch die Rätsel tragen zum Spielspaß bei: Wie besiegt man z.B. Frau Zungenschneiderin? Die alte Hexe hat selbst vor einer Wölfin keinen Respekt und jagt euch mit ihrer Schere. Erst wenn die Sonne untergeht, legt sie sich schlafen. Wer sich dann in ihr Häuschen traut, wird erfahren, dass sie von saftigem Fleisch träumt und dass manche Monster bei Mondlicht aus der Haut fahren. Aber wie bekommt man die Hexe ins Mondlicht? Grübel, grübel...

Zelda lässt grüßen

Bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass die Welt immer noch feine Poren zeigt, als wäre die Farbe gerade erst in das Pergament eingezogen.
Bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass die Welt immer noch feine Poren zeigt, als wäre die Farbe gerade erst in das Pergament eingezogen.
Okami hätte auch locker aus der Feder Miyamotos für Nintendo ersonnen werden können, denn dieses Abenteuer ist ähnlichliebevoll, kreativ und episch - satte 30 Stunden solltet ihr einrechnen. Viele Elemente erinnern an Zelda: Eine Welt als Wolf erkunden, ein beratender Sidekick, Feinde besiegen, Schätze bergen, Kampftechniken gewinnen, schwarz wabernde Landstriche vom Bösen befreien, selbst ein Postbote spurtet hier durchs Land, man buddelt Schatzkisten frei, sammelt Perlen für besondere Belohnungen. Auch die märchenhafte Stimmung, die naiv anmutenden Dialoge und der Humor sind vergleichbar. Manchmal wirkt Okami wie ein urjapanisches Zelda...

Welches Spiel ist besser? Beide Abenteuer sind herausragend. Beide haben sich Platin redlich verdient. Zelda ist sicher abwechslungsreicher, aber in seiner Spielanlage konservativer, in seiner Technik weniger inspirierend. Okami ist auf lange Sicht eintöniger, aber in seiner Spielanlage innovativer und grafisch spektakulärer. Das Schöne an Okami ist zudem, dass es auch in den Menüs nicht nur Stil zeigt, sondern auch nützliche Informationen bietet: Es gibt eine Übersicht über aktuelle Quests und bereits getroffene Monster, es gibt Kampftipps und eine Liste aller besonderen Gegenstände. Dank Logbuch, Reiseführer, Bestiarium und Co verliert man nie den Überblick und kann sich richtig ins Abenteuer reinwühlen. Verirren kann man sich auch nicht, denn die jederzeit einblendbare und auch während der Erkundung aktive Karte zeigt euch immer an, wo ihr gerade seid.

Texte & Sprache

Viele Rätsel beruhen auf Malzaubern: Manchmal reichen einfache horizontale Hiebe, manchmal muss man etwas mehr Fantasie zeigen.
Viele Rätsel beruhen auf Malzaubern: Manchmal reichen einfache horizontale Hiebe, manchmal muss man etwas mehr Fantasie zeigen.
Die Texte wurden leider nicht immer sorgfältig genug ins Deutsche übersetzt; es gibt einige Rechtschreibfehler, vor allem, was den Einsatz von "dass" und "das" angeht. Auf Sprachausgabe müsst ihr wie schon in Zelda verzichten. Stattdessen schallt ein fiktives Kauderwelsch aus den Boxen, das gerade zu Beginn verstörend wirkt. Da das Intro und die ersten Dialoge sehr viel Text servieren, kann der dröhnende Akustikbrei nerven. Aber das legt sich mit der Zeit - irgendwann hat es mich nicht mehr gestört.

Okami hat auch einige nervige Stellen: Man kann in den Kämpfen schon mal die optimale Sicht verlieren und es gibt die Geduld strapazierende Momente wie die rasante Flussfahrt, in denen man akribisch genau Ranken malen muss, um nicht den Wasserfall hinab zu stürzen. Aber diese Situationen sind selten, die meiste Zeit herrscht eine angenehme Spielbalance, die euch schnell in einem Fluss aus Action, Erkundung und Belohnung treiben lässt. Okami ist ähnlich wie Zelda kein schweres Spiel, sondern eines der Sorte genau richtig.

Fazit

Schön, dass dieses Meisterwerk nochmal in HD erstrahlt. Viel wichtiger als die Auflösung oder die optionale Move-Unterstützung (ist okay, aber nehmt lieber das Gamepad), ist das einzigartige Spieldesign. Okami verzaubert, weil eine kreative Vision dahinter steckt. Man wandert als Wolf durch das mythische Japan, malt Brücken, heilt Bäume, erschafft Seerosen, vertreibt die Nacht - und das alles mit Pinselstrichen. Nach erfolgreichem Kampf oder gelöstem Rätsel wird man mit einem Meer von Blumenwiesen belohnt. Hier hat man das Gefühl, dass aus einem Spiel die Seele eines Landes spricht. Okami ist Japan. Es ist eine Hommage an die Natur, ihre tausend Götter und natürlich an Videospiele. Obwohl es in so vielen Bereichen an Zelda erinnert, ist es künstlerisch wesentlich markanter, zeigt das ebenso bizarre wie zauberhafte Gesicht Nippons. Es ruht zwar auf dem klassischen Gerüst von freier Erkundung, Kampf und Belohnung, aber es ist stilistisch einzigartig, in seinem Weltdesign märchenhaft interaktiv und aufgrund der Maltechnik erfrischend innovativ. Ich war damals auf PS2 begeistert, habe es auf Wii genossen und schon nach wenigen Minuten sitze ich mit einem Grinsen vor der PS3. Einfach zauberhaft.

Wertung: ausgezeichnet

Pro

optional mit Move spielbar...
höher aufeglöst in 1080p...
einzigartiger Tuschegrafikstil
innovativer Pinselstrich-Einsatz
märchenhaftes, offenes Weltdesign
viele abwechslungsreiche Aufgaben
frisches Monster- und Kreaturendesign
mal naiv und witzig, mal düster und gemein
interessante Bosskämpfe & Herausforderungen
Story inspiriert von der Mythologie Japans
angenehme Speicherpunkte
wunderschöne Musik

Kontra

...aber nicht so präzise wie mit Gamepad
...aber immer noch Pop-ups
keine Sprachausgabe, dafür nerviges Gemurmel
einige Geduldsproben beim Malen
einfache Kämpfe wiederholen sich

Wertung

PlayStation3

Schön, dass dieses Meisterwerk nochmal in HD erstrahlt! Okami verzaubert, weil eine kreative Vision dahinter steckt.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.