Im Test: Kampf der Primaten
Zwei Welten, ein Ziel
Wir schreiben das Jahr 2027: Eine Affenherde ist vor dem Krieg mit den Menschen geflüchtet und hat sich nach der Trennung von ihrem Anführer Caesar nach einer monatelangen Odyssee schließlich in einem Gebirge niedergelassen, um dort zurückgezogen und in Frieden leben zu können.
Doch auch die Menschen sind auf der Suche nach Sicherheit in dieser trostlosen Welt, in der Hunger, Krankheiten und Konflikte den Alltag bestimmen. Am Rand des besagten Gebirges hat sich daher eine Gemeinschaft zusammengefunden und mit Millerton eine kleine Siedlung aufgebaut, wo man mit vereinten Kräften das Leben leben und sich vor Plünderern schützen will.
Konflikt vorprogrammiert
Nach einem Vorfall im Prolog wird jedoch nicht nur die Auseinandersetzung zwischen den beiden Spezies entfacht. Auch innerhalb der Gruppen herrscht ein gewaltiges Konfliktpotenzial, wenn ernsthafte Ambitionen zu einer friedlichen Koexistenz von Kriegstreibern in Frage gestellt und sogar zunichte gemacht werden. Leider sind viele Figuren klassische Stereotypen: Da ist z.B. der weise Orang-Utan, der prollige und gewaltgeile Gorilla, der rebellische Sohn oder der besserwisserische Meckerfritze, der ständig die Eignung von Jess als Anführerin infrage stellt. Zwielichtige Figuren, deren Motive einem nicht gleich auf dem Präsentierteller serviert werden, bilden die Ausnahme und treffen höchstens auf die beiden Vagabunden zu, denen Unterschlupf in Millerton gewährt wird.
Magere Interaktionsmöglichkeiten
Das erste Zusammentreffen mit den beiden ist übrigens auch ein gutes Beispiel dafür, dass einem die Freiheiten bei Entscheidungen oft nur vorgegaukelt werden: Man kann sich als Anführerin von Millerton noch so sehr gegen die Aufnahme der Fremden quer stellen, aber das Tor wird trotzdem geöffnet, weil dem recht einfach gestrickten Drehbuch gefolgt werden muss. Zwar gibt es alternative Enden, doch schon beim zweiten Durchspielen dieses mit drei bis vier Stunden recht langen interaktiven Films wird deutlich, dass man eigentlich nicht so viele Möglichkeiten hat, die Handlung aktiv zu beeinflussen.
Überhaupt fallen die Interaktionsmöglichkeiten erschrecken mau aus: Meist hat man nur die Wahl zwischen zwei Entscheidungen und kann sich dabei oft alle Zeit der Welt lassen, weil es erst dann weiter geht, wenn man sich festgelegt hat. Dadurch tendiert Planet of the Apes: Last Frontier noch stärker zu einem interaktiven Film wie die Werke von Telltale, in denen man die Handlung nicht nur spürbarer beeinflussen kann, sondern zwischendurch auch die direkte Kontrolle über die Figuren übernehmen darf. Selbst Sonys Thriller Hidden Agenda hat spielerisch mehr zu bieten, weil auch abseits der Geheimaufträge mit Suchaufgaben und Reaktions-Tests mehr Abwechslung und Interaktion geboten wird. Genau wie dort kann man übrigens
Technische Schwächen
Die Inszenierung ist stellenweise allerdings etwas zäh und langatmig geraten. Vor allem innerhalb der Affenherde stört zudem der ständige Wechsel zwischen nervigen Tierlauten mit Untertiteln und der echten Sprachausgabe, die mangels einer kompletten Lokalisierung aber sowohl bei Affen als auch Menschen nur auf Englisch (mit optionalen deutschen Untertiteln) erfolgt. Zwar gibt es auch gerade zum Ende ein paar dramatische Situationen und überraschende Wendungen, aber wirklich packend fällt das interaktive Filmerlebnis zu selten aus. Die Schwächen bei der Technik tragen ebenfalls ihren Teil dazu bei: Zwar sehen die Figurenmodelle vor allem hinsichtlich ihrer Mimik richtig gut aus und die Schauspieler wie Alex Reid oder William Hope leisten überzeugende Arbeit, doch die häufigen Pop-ups von Texturschichten bis hin zum plötzlichen Hineinploppen von kompletten Objekten enttäuschen genauso wie die vereinzelten Probleme mit der Bildrate.
Fazit
Nein, Planet of the Apes: Final Frontier reicht weder technisch noch dramaturgisch an die letzten Kinofilme der Reihe heran. Obwohl Andy Serkis als Produzent in die Entwicklung involviert war, ist die Handlung aufgrund vieler stereotyper Figuren oft zu vorhersehbar und die Entscheidungen wirken mehr wie störende Unterbrechungen, weil sie das Drehbuch ohnehin kaum beeinflussen. Immerhin gibt es mehrere Enden, in denen entweder die Homo Sapiens oder ihre Vorfahren die Oberhand gewinnen. Wer sich bemüht, wird sogar erleben, wie es zu einer friedlichen Koexistenz zwischen beiden Spezies kommt. Das ist übrigens der interessanteste Aspekt: Da man für beide Seiten Entscheidungen treffen und mitunter fatale Folgen in Kauf nehmen muss, landet man hin und wieder in einer echten Zwickmühle. Spielerisch fällt mir das Abenteuer mit seiner Beschränkung auf die simple Wahl zwischen zwei Möglichkeiten aber zu mau aus – da haben selbst Titel von Telltale oder das PlayLink-Spiel Hidden Agenda deutlich mehr zu bieten! Auf technischer Seite enttäuscht dieser minimal-interaktive Film trotz überzeugender Akteure und ordentlicher Inszenierung ebenfalls, da die auffälligen Pop-ups und Probleme mit der Bildrate das Filmerlebnis merklich beeinträchtigen. Nein, da sind die 20 Euro in den Kauf der Filme sicher besser investiert als in diesen interaktiven Videospiel-Ableger.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation4
Planet of the Apes: Final Frontier bietet leider nur sehr rudimentäre Interaktionsmöglichkeiten und auch die Handlung kommt trotz interessanter Ansätze bei weitem nicht an die Qualität der Kinofilme heran.
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