The Last of Us29.07.2014, Michael Krosta

Im Test: Zwischen Hoffen und Bangen

Mit The Last of Us (ab 20,00€ bei kaufen) haben Sony und Naughty Dog etwas ganz Besonderes erschaffen: Die zahlreichen Auszeichnungen, darunter viele Spiel-des-Jahres-Awards, sprechen eine deutliche Sprache. Und damit auch PS4-Besitzer in den Genuss dieses Meilensteins kommen, welche die grandios inszenierte Geschichte rund um Joel und Ellie auf der PS3 nicht erleben konnten, bringt Sony das packende Action-Adventure in einer technisch aufgepeppten Version auf die neue Konsole. Vorhang auf für The Last of Us Remastered...

Endlich komplett

Inhaltlich entspricht die Neuauflage exakt dem PS3-Vorbild – gut so, denn einen Director's Cut hätte es angesichts der fantastischen Regie des Originals auch nicht gebraucht. Deshalb verweise ich an dieser Stelle auf Jörgs Test der PS3-Version aus dem letzten Jahr. Allerdings hat es neben sämtlichen Erweiterungen für den Mehrspielermodus auch der Story-DLC Left Behind auf die Blu-ray geschafft. Und dieser ist eine wahre Bereicherung: Für mich zählt diese knapp dreistündige Mischung aus einem Abstecher in Ellies Vergangenheit und der Ergänzung der Hauptkampagne zu einem der besten Add-ons, die ich jemals gespielt habe – und das

Schon auf der PS3 sah die Kulissen fantastisch aus - auf der PS4 ist das Bild schärfer und bietet mehr Effekte.
nicht nur wegen der emotionalen Darstellung einer Freundschaft, mit der ich mich auch in einem Kommentar befasst habe. Dank Left Behind bekommen die Charaktere, allen voran natürlich Ellie, noch mehr Tiefe und die fesselnde Geschichte einen noch gelungeneren Rahmen.

Höhere Bildrate, stimmigeres Gesamtbild

Vor allem hat sich Naughty Dog aber der Technik angenommen – zu viel erwarten sollte man aber nicht. Schon auf der PS3 sah das Spiel fantastisch aus und hat mehr aus der Konsole herausgeholt, als man ihr auf die alten Tage noch zugetraut hätte. Trotzdem fällt der Unterschied sofort ins Auge: Vor allem die butterweiche Darstellung mit 60 Bildern pro Sekunde ist ein großer Vorteil, den man dank der höheren Präzision beim Zielen nicht nur sieht, sondern sogar spürt – ein Umstand, von dem auch der Mehrspielermodus "Fraktionen"  profitiert, in dem neue Spieler neuerdings zu Beginn neun statt acht Loadout-Punkte zur Verfügung haben. Die Grafikdetails werden trotz 1080p und mehr Speicher dagegen weniger nach oben geschraubt als gedacht: Zwar wird das Kantenflimmern minimiert und die Schattendarstellung wirkt runder, doch werden bei genauem Hinsehen manche Objekte trotz der etwas höheren Sichtweite immer noch plötzlich ein- und ausgeblendet.

Trotzdem wirkt das Gesamtbild insgesamt knackiger und schärfer – vor allem auch in den hervorragenden Videosequenzen, in denen in erster Linie die Figuren von den höheren Details profitieren, so z.B. hinsichtlich der Gesichtsmodellierung oder der Darstellung von Haaren. Hinzu kommen Verbesserungen bei Partikel- und Lichteffekten: Die tödlichen Sporen sind hier z.B. deutlich voluminöser und das Spiel mit Licht und Schatten macht grafisch mehr her – auch dank der schicken Staubeffekte, die bei einfallenden Sonnenstrahlen die

Die Klicker sind extrem gefährlich.
virtuelle Kameralinse verschmutzen. Wer das Original-Spielgefühl der PS3-Version erleben will, kann zwar nicht die Auflösung und den Detailgrad herunterschrauben, wohl aber die Bildrate, die sich optional auf konstante 30fps beschränken lässt. Doch wer einmal in den Genuss der flüssigeren Darstellung gekommen ist, die nur in Ausnahmefällen etwas in die Knie geht, schaltet höchstens aus Nostalgiegründen in den "PS3-Modus", aber möchte die 60 Bilder pro Sekunde nicht mehr missen.

Lohnenswerten Blick hinter die Kulissen...und durch die Linse

Und was hat die PS4-Umsetzung sonst noch zu bieten? Da wären zum einen Kleinigkeiten wie die Einbindung des Lautsprechers im PS4-Controller, der z.B. das Ein- und Ausschalten der Taschenlampe mit einem Klick begleitet. Der Day-One-Patch enthält außerdem den gelungenen Fotomodus, in dem sich angehende Künstler mit zahlreichen Einstellungen von der Brennweite über Winkel bis hin zu schicken Effekten und mitunter lustigen Rahmen austoben können. Absolut sehenswert ist zudem der knapp 90-minütige Blick hinter die Kulissen, der unter dem Titel „Grounded“ veröffentlicht wurde und eindrucksvoll zeigt, welcher Aufwand betrieben wurde, um The Last of Us zu dem Ausnahme-Titel zu machen, der er schließlich geworden ist. Die Anzahl der Trophäen wurde zwar nicht verändert und so fokussiert man sich diesbezüglich weiter stark auf den Mehrspielermodus, doch wurden für manche von ihnen die Anforderungen leicht gesenkt.   

Verpasste Chancen

Die höhere Bildrate verbessert auch die (Ziel-)Steuerung.
Obwohl Naughty Dog den Überlebenskampf durch die apokalyptische Welt insgesamt überzeugend von der PS3 auf die PS4 gebracht hat und zusammen mit den DLCs ein starkes Gesamtpaket abliefert, wurden manche Kritikpunkte des Originals leider nicht angegangen: So stört es immer noch, wenn die KI-Begleiter manchmal ins Sichtfeld der Feinde rennen – und dies zusätzlich keine Auswirkungen nach sich zieht. Auch hatte ich eine Situation, an der Ellie an einer Stelle hängen blieb, die Dialoge aber trotzdem weiter liefen. Erst als ich zurück rannte und sie suchte, lief sie nicht länger gegen die unsichtbare Wand und konnte sich wieder aus der merkwürdigen Situation befreien.

Kritik bleibt außerdem bei der Tonabmischung bestehen: Zwar wird mitunter spektakulärer Surround-Sound mit großartigen Details (Stichwort: prasselnder Regen!) geboten, doch hat man die Chance leider nicht genutzt, die vor allem in der deutschen Tonspur auftretenden Lautstärkeschwankungen der Dialoge in den Griff zu bekommen. Besonders in Left Behind sind die Stimmen teilweise so leise, dass man gar nichts mehr versteht – nur um eine Minute später in einer überhöhten Lautstärke aus den Boxen zu brüllen. Hier vermisse ich den Feinschliff, den man bei der deutschen Vertonung offensichtlich nicht in dem Maß betrieben hat wie beim

Munition ist selten. Entweder geht man Ärger aus dem Weg oder lässt die Fäuste sprechen.
englischen Original, das sich selbstversändlich ebenfalls auf der Scheibe befindet. Kleines Detail am Rande: Bevor man überhaupt loslegen darf, müssen knapp 50 Gigabyte an Daten auf die Festplatte geschaufelt werden. Das geht zwar erfreulich schnell, doch muss man den Platz auch erstmal haben. Hinzu kommt, dass ich die Lüfter meiner PS4 noch nie so laut erlebt habe wie hier – einen ähnlichen Effekt habe ich schon beim Spielen von Last of Us auf der PS3 bemerkt. Und trotz Installation, mehr Speicher & Co sind die Ladezeiten auf der PS4 teilweise ähnlich happig wie beim Original.

Fazit

Über die inhaltlichen und spielerischen Qualitäten von The Last of Us brauche ich nicht mehr viel zu sagen: Der Titel von Naughty Dog ist ganz große Videospiel-Unterhaltung auf höchstem Niveau, die durch die Integration von Left Behind auf der PS4 noch einen Hauch mehr Glanz bekommt. Gleiches gilt für die Technik, die vor allem von der höheren Bildrate profitiert und dadurch auch das Spielgefühl durch präziseres Zielen bereichert – und das sowohl in der Kampagne als auch dem gelungenen Mehrspielermodus. Aber braucht man Remastered, wenn man Ellie und Joel schon auf der PS3 bei ihrem packenden sowie emotionalen Roadtrip begleitet hat? Nein. Denn für ein grafisches Update – so schön es auch ist – wäre ich nicht bereit, erneut den Vollpreis zu zahlen. Deshalb hätte Sony gut daran getan, PS3-Käufern einen Rabatt zu gewähren – ähnlich, wie es z.B. Activision bei Ghosts oder EA bei Battlefield 4 getan hat. PS4-Besitzern, denen diese Perle bisher entgangen ist, können und sollten dagegen unbedenklich zugreifen: Last of Us ist auch auf der PS4 ein Meisterwerk, das für mich zu den Höhepunkten meiner bisherigen Videospiel-Laufbahn zählt!

Pro

starker Einstieg
bewegende Geschichte
sehr gute filmische Regie, tolle Mimik & Gestik
angenehm spazierender Erzählstil
glaubwürdige, natürlich wirkende Charaktere
viele emotionale Momente
unheimlich stimmungsvolle Kulissen
hervorragende Kampf-Animationen
klasse Tauchsituationen
enorme Spannung vor und in Gefechten
Schleichen, Anlocken und Ablenken wird belohnt
Kämpfe auf verschiedene Art lös- bzw. vermeidbar
intuitives Deckungssystem ohne Knopfdruck
Feind-KI flankiert und zwingt zur Bewegung
gnadenlose Gewaltdarstellung
Feinde reagieren unterschiedlich auf Bewaffnung
diverse Pistolen, Gewehre, Bogen, Bomben
ausgezeichnete deutsche Lokalisierung
dezenzte Musik, grandioser Soundtrack
Multiplayer-Modus mit Fraktionen & Ranglisten
alle bisherigen DLCs enthalten
fantastischer Story-DLC Left Behind inklusive
meist flüssige 60 Bilder pro Sekunde bei 1080p
toller Fotomodus
großartige Dokumentation ("Grounded")

Kontra

Feind-KI mit Aussetzern
manchmal unvorsichtige KI-Charaktere
überflüssige Fähigkeiten & Werkbank-Bastelei
einfaches Ein-Knopf-Nahkampfsystem ohne Konter
keine echten Rätsel
mitunter lange Ladezeiten
starke Lautstärke-Schwankungen (deutsche Tonspur)
vereinzelte Fade-Ins von Objekten

Wertung

PlayStation4

The Last of Us ist auch auf der PlayStation 4 ein grandioses Meisterwerk - und bietet dank Left Behind endlich das komplette Story-Erlebnis auf einer Disk!

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