Im Test: Krieg der Masken
Cicero ermittelt
Fünf Jahre nachdem der eigene Bruder, Cyrus Gavar, bei einem Aufstand ums Leben kam und man selbst ins Exil verbannt wurde, wird Cicero Gavar von der Führung des wankenden Stadtstaats Ombre plötzlich wieder zurück in den Dienst beordert. Er soll als erfahrener Ermittler das Verschwinden eines alten Freundes aufklären, der geheime Forschungen betrieben hatte.
Die Ermittlungen verlaufen zwar komplett linear ohne jegliche Einflussnahmen und Entscheidungsmöglichkeiten, die Dramaturgie sorgt aber trotzdem für Spannung, während die durchgehende englische Vertonung mit namhaften Sprechern, guten deutschen Untertiteln sowie dem chorlastigen Soundtrack die Atmosphäre noch verdichtet. Darüber hinaus stößt man unterwegs immer wieder auf zusätzliche Hintergrundinformationen, die das interessante Szenario zunehmend greifbar machen. Egal ob historische, soziale oder persönliche Entwicklungen - am Ende fügt sich alles zu einem stimmigen und detailliert ausgearbeiteten Gesamtbild zusammen.
Odyssee nach Plan
Ansonsten klappert man auf seiner gerade mal fünftägigen Reise durch die handgemalten Stadt- und Randbezirke von Ombre verschieden farbige Zielmarker ab, wobei goldene Markierungen Schlüsselereignisse initiieren, lila Marker Nebendialoge oder Kodexeinträge freischalten und grüne Zielpunkte Ortswechsel bewirken.
Hin und wieder sind zwar auch noch weitere Figuren in die teambasierten Echtzeitkämpfe verstrickt, direkt steuern lassen sich aber immer nur Mitglieder von Ciceros maximal fünfköpfigem Ermittlungstrupp. So dirigiert man die meiste Zeit Cicero selbst, der auch als einziger zwischen verschiedenen Haltungen wechseln kann, während seine Gefährten nach vorher festgelegten KI-Mustern agieren. Allerdings beschränken sich die möglichen Verhaltensvorgaben lediglich auf die Aktivierungsbestimmungen und -reihenfolgen der vier aktuell ausgerüsteten Kampffertigkeiten, so dass vor allem zum Ausführen von Spezialmanövern Charakterwechsel nötig sind.
Nur keine Hektik
Zumindest lassen sich die Echtzeitkämpfe jederzeit pausieren, um in aller Ruhe die Rollen zu tauschen und Bewegungs- oder Aktionsanweisungen zu geben. Zudem kann jederzeit zwischen drei verfügbaren Schwierigkeitsgraden gewechselt werden, um sich selbst die passende Herausforderung zu schaffen. Besonders komplex sind die Auseinandersetzungen jedoch nicht. In erster Linie kommt es auf das richtige Stellungs- und Zusammenspiel der eigenen Gruppenmitglieder sowie das Ausnutzen elementarer Gefüge an.
Manchmal muss man sich auch mit nervigen Kollisions- oder Wegfindungsproblemen herumärgern, die KI-Mitstreiter unbeteiligt in verwinkelten Fluren oder vor schmalen Durchgängen herumstehen lassen. Doch selbst, wenn man dadurch das Zeitliche segnen sollte, halten die zahlreichen automatischen Speicherpunkte und unbegrenzten Wiederholungen den Frust darüber in Grenzen. Zudem kann man gefallene Kameraden mit entsprechendem Zeitaufwand noch während der Kampfhandlungen wiederbeleben. Selbst die auf der PlayStation 4 gelegentlich etwas einbrechende Bildrate stört eher die Ästhetik als das Spielgeschehen.
Alles im Griff
Ähnliches gilt für die Handhabung, wo PC-Spieler die Wahl zwischen direkter Tastatur- bzw. Controller- oder indirekter Maussteuerung haben - beides aber gleich gut funktioniert und letztendlich reine Geschmackssache ist. Auch bei der Charakterentwicklung kann man dank unbegrenzter Skill-Resets völlig frei mit persönlichen Vorlieben herumexperimentieren.
Bei Cicero kann man zu Spielbeginn sogar das Element frei wählen und im neuen New-Game-Plus-Modus selbst diese Limitierung aufheben. Zudem kann man die Fertigkeiten dann noch einfacher wechseln und sich über eine Reihe neuer Bossgegner freuen. Darüber hinaus lassen sich einmal abgeschlossene Kapitel auch gezielt wiederholen. Die Anzahl der möglichen Skills und Verzweigungen der jeweiligen Skilltrees sind allerdings überschaubar, der erzählerische Anteil deutlich prägnanter als der spielerische.
Fazit
Egal, ob man sich für das aktualisierte PC-Original oder die frisch veröffentlichte PS4-Umsetzung entscheidet, Masquerada: Songs and Shadows bietet gute Rollenspielunterhaltung vor handgemalter Comic-Kulisse. Vor allem Fans dramatischer Fantasy-Geschichten kommen während der gut zwölfstündigen, wenn auch komplett linearen Odyssee durch die Bezirke eines von Machtkämpfen geplagten Stadtstaates auf ihre Kosten: Die Dialoge wurden durchgehend und von namhaften englischen Sprechern vertont, die Untertitel gewissenhaft ins Deutsche übersetzt und überall in der Spielwelt lassen sich zusätzliche Hintergrundinformationen finden und zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenfügen. Die teambasierten und jederzeit pausierbaren Echtzeitkämpfe mit ihrem taktischen Stellungsspiel und Aktivieren individueller Fertigkeiten machen trotz kleiner technischer Gebrechen ebenfalls Laune, auch wenn die erzählerische Seite eindeutig stärker und ausgeprägter ist. Dank frei anpassbarem Schwierigkeitsgrad und teils mit neuen Bossgegnern aufwartendem New-Game-Plus-Modus' kommen aber auch Hobbystrategen nicht zu kurz.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation4
Erzähllastiges Fantasy-Rollenspiel mit teambasierten Echtzeitkämpfen vor venezianisch anmutender Comic-Kulisse.
PC
Erzähllastiges Fantasy-Rollenspiel mit teambasierten Echtzeitkämpfen vor venezianisch anmutender Comic-Kulisse.
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