The Dark Pictures Anthology: Man of Medan22.08.2018, Benjamin Schmädig

Vorschau: Routiniertes Todes-Karussell

Wenn sich ein Studio mit Horror auskennt, dann ist es Supermassive Games – so stellt Bandai Namco jedenfalls den Entwickler vor, der mit Until Dawn für filmreifes Gruseln auf PlayStation 4 gesorgt hat.  Und tatsächlich bleibt sich das Studio treu, wenn es The Dark Pictures inszeniert: eine Serie kleiner, in sich jeweils geschlossener Horrorgeschichten. Die erste Episode mit dem Namen Man of Medan haben wir auf der gamescom angespielt.

Mythen und Legenden

Supermassive hat nicht nur Erfahrung mit Horror im Allgemeinen, sondern kennt auch zahlreiche Mythen und Legenden. Und genau die wollen die Entwickler spielerisch verarbeiten: Jede Folge ihrer The-Dark-Pictures-Anthologie soll sich um eine mehr oder weniger bekannte Gruselgeschichte drehen, wobei zum einen die Angst selbst im Vordergrund stehen soll, nicht die Gewalt, und es zum anderen „extrem viele Verzweigungen“ geben werde. In Man of Medan, das sich um ein fünfköpfigen Ensemble an Bord eines Geisterschiffs dreht, können etwa alle Figuren in beliebiger Reihenfolge sterben.

So muss man sich in der gamescom-Demo etwa entscheiden, ob man eine eher unsympathische Person aus den Klauen von Geistern rettet oder sich lieber selbst in Sicherheit bringt. Die Folgen solcher Entscheidungen sollen dabei schwer absehbar

Die Macher von Until Dawn inszenieren erneut routinierten Horror.

sein. Das scheinbar Richtige zu tun sei nicht immer die auf Dauer sicherste Lösung.

Technisch überzeugend – aber auch spannend?

Auffällig ist in Men of Medan die sehr gute Mimik der Charaktere. Die eigentlichen Filmszenen reißen in Sachen Schauspiel, Regie und Kamera zwar keine Bäume aus und auf der gamescom wollten die überraschenden Schockmomente ebenso wenig zünden wie langsam den Rücken hinauf kriechender Grusel. Letzteres könnte allerdings an der mit einem Horrorspiel denkbar inkompatiblen Messeumgebung liegen, ist erst mal also kein Gradmesser. Alles in allem wirkt die Inszenierung routiniert und hochwertig.

Und immerhin scheint auch das Erkunden des Schiffs interessant, weil versteckte Sammelgegenstände, die man in Ruhe in die Hand nehmen, drehen und wenden kann, das Erkunden belohnen und weil man offenbar jederzeit auch in bereits besuchte Gänge zurück kann. Auf eine freie Kamera verzichtet Supermassive dabei; sie schwenkt nur behutsam, wenn man mit der Taschenlampe in dunkle Ecken leuchtet, ist grundsätzlich aber vorgegeben.

Ausblick

Gar nicht schlecht diese Idee einer Spieleserie, die ähnlich wie Black Mirror oder Twilight Zone mit jeder Folge eine komplett neue Geschichte erzählt! Gerade im Horrorbereich kann das funktionieren, weil der kurzfristige Spannungsaufbau dort ohnehin im Vordergrund steht. Dass Supermassive den hinbekommt, muss das Studio aber erst beweisen, denn auf einer lauten, hellen Spielemesse lässt sich der kaum einschätzen. Sagen lässt sich nach der Demo lediglich, dass die virtuellen Darsteller vor allem technisch überzeugen und dass die Entscheidungen darüber, wie man sich wann und wem gegenüber verhält – immer mit dem Wissen, dass Jeder sterben kann – sehr neugierig auf das offene Drehbuch macht.

Einschätzung: gut

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