Resident Evil: Revelations 205.12.2017, Michael Krosta

Im Test: Kooperativer Survival-Horror

Zusammen mit Resident Evil: Revelations hat Capcom auch gleich noch den Nachfolger für die Switch umgesetzt. Ob der episodische Survival-Horror mit Claire Redfield, Barry Burton und vielen bizarren Kreaturen auf Nintendos Konsole eine gute Figur abgibt, klären wir im Test.

Komplettpaket

Spielmechanik? Dramaturgie? Story-Entwicklung? Raubzugmodus? Damit haben wir uns bereits eingehend beschäftigt, als Resident Evil: Revelations 2 (ab 16,89€ bei kaufen) im Episodenformat häppchenweise auf den anderen Plattformen veröffentlicht wurde. Daher verweise ich an dieser Stelle auf die separaten Tests zu den insgesamt vier Folgen, die bei der Switch-Umsetzung selbstverständlich als Komplettpaket inklusive ursprünglicher DLC-Inhalte wie alternativer Outfts angeboten werden. Hier soll es um inhaltliche und technische Aspekte gehen, mit denen sie sich unterscheidet.

Technische Kompromisse

Der Actionanteil ist recht hoch und es gilt ein paar heikle Situationen zu bewätigen.
Der erste Pluspunkt liegt systembedingt auf der Hand: Auf Switch kann man sich dem Survival-Horror sowohl am heimischen Fernseher als auch unterwegs stellen. Dabei profitiert die mobile Variante nicht nur von einer gefühlt besseren Performance, sondern aufgrund des kleinen Bildschirms fallen grafische Schwächen wie die mitunter arg matschigen Texturen nicht mehr so stark auf wie auf der großen Mattscheibe, wo vor allem in den Außenarealen auch das teils heftige Kantenflimmern und die krassen Pop-ups deutlicher ins Auge stechen. Lief die Switch-Umsetzung des ersten Teils noch mit einer hohen Bildrate, fordert der zweite Teil aufgrund des höheren technischen Anspruchs auch bei der Darstellung mehr Kompromisse. Mehr als 30 Bilder pro Sekunde sind hier nicht drin – und in manchen Situationen kommt die Engine auf der Switch sogar dennoch ins Straucheln. Die Charakterwechsel werden hin und wieder ebenfalls von einem Ruckeln begleitet. Negativ fallen zudem die langen Ladezeiten ins Gewicht: Sie treten zwar nur zwischen den Kapiteln oder der Rückkehr zum letzten Checkpunkt nach dem Tod auf, fordern dann aber viel Geduld und erstrecken sich teilweise über mehr als eine Minute – das ist zu viel!    

Das Spielen am geteilten Bildschirm ist bei der mobilen Nutzung relativ sinnfrei.
In einer Hinsicht ist ein großer Fernsehbildschirm dem kleinen Tablet-Screen aber auf jedem Fall überlegen – nämlich dann, wenn man gemeinsam im Splitscreen losziehen will, dessen Ausschnitt aufgrund von weiteren Anzeige-Elementen auch noch künstlich verkleinert und versetzt wird. Mobil ist das Spielen am geteilten Bildschirm damit quasi genauso nutzlos wie die Möglichkeit, jedem der beiden Spieler nur ein Joy-Con für die Steuerung der Figuren in die Hände zu drücken. Ja, beides ist möglich, aber die Einschränkungen sind einfach zu gewaltig. Von daher sollte man Koop-Ambitionen tatsächlich besser in den eigenen vier Wänden am TV ausleben und noch einen Pro-Controller oder zwei Joy-Cons für den Partner übrig haben.

Mehr Steuerungsoptionen

Im Raubzugmodus kämpft man entweder lokal oder online zusammen und sackt Punkte ein.
Wie schon bei der Umsetzung des ersten Teils genießt man auch hier eine deutlich größere Auswahl an alternativen Steuerungsoptionen: Dazu gehört z.B. eine Bewegungssteuerung, bei der man das Fadenkreuz mit der Hand bewegt, in der sich der dafür vorgesehene Joy-Con befindet. Allerdings wirkte das Zielen hier nicht so präzise wie im Vorgänger – wahrscheinlich bedingt durch die niedrigere Bildrate. Darüber hinaus kann man für einen schnellen Waffenwechsel auch wieder über den rechten und linken Rand des Touchscreens streichen anstatt die Knöpfe zu drücken. Wer es ganz klassisch mag, greift zum Pro-Controller. Darüber hinaus hat Capcom auch die Rumble-Effekte überarbeitet und lässt dem Spieler die Wahl zwischen den ursprünglichen Controller-Vibrationen oder dem HD-Rumble, das nicht nur häufiger eingesetzt wird, sondern auch für ein besseres Feeling sorgen kann.

Fazit

Nach dem etwas zähen Einstieg überwiegt am Ende das Positive bei Resident Evil: Revelations 2, Capcoms ursprünglichem Episoden-Experiment. Gut, dass man auf der Switch gleich das komplette Spiel vorfindet. Denn schon der Vorgänger hat gezeigt, dass ein „Pseudo-Episodenformat“ auch so hervorragend funktionieren kann. Dass sich Capcom aber immer noch an das Koop-Konzept innerhalb der Kampagne klammert, stößt mir als Solo-Spieler trotz der gelungenen Umsetzung weiterhin sauer auf. Ich will das nicht! Aber wenn schon Koop, dann auch bitte richtig: Nichts gegen lokales Zocken am geteilten Bildschirm, aber viele meiner Freunde wohnen halt nicht direkt um die Ecke und so wünsche ich mir die Online-Option nicht nur für den kurzweiligen Raubzug-Modus, sondern auch für die Kampagne, die man auf Switch weiterhin nur lokal gemeinsam bestreiten darf, was unterwegs aufgrund des kleinen Bildschirmausschnitts kaum möglich ist. Dafür hat man der Umsetzung wieder eine Menge an Steuerungs-Alternativen spendiert, musste technisch im Vergleich zu den Fassungen für PC, PS4 und Xbox One aber Kompromisse eingehen, die vor allem beim Spielen am großen Fernseher und den langen Ladezeiten deutlich werden. Hinsichtlich der Atmosphäre sehe ich den Vorgänger immer noch stärker und er ist für Solisten sicher die bessere Wahl. Wer dagegen gerne zusammen mit einem Mitspieler gemeinsam auf der Couch finstere Kreaturen bekämpfen möchte, ist bei Resident Evil: Revelations 2 gut aufgehoben.

Pro

mehr stimmungsvolle Momente und Schauplätze
überzeugende Klangkulisse
verstärkte Zusammenarbeit erforderlich...
gute Balance zwischen Action und Erkundung
gut gesetzte Cliffhanger
spaßiger Raubzug-Modus (vor allem im Koop)
Story macht weiter neugierig
gut eingestreute Umgebungsrätsel (Generator, Fußspuren)
spielerischer Unterschied zwischen Haupt- und Nebenfigur
Waffen-Upgrades
Crafting-System
sinnvoller Einsatz des rudimentären Befehlssystems
ordentlicher (Episoden-)Umfang
knackige, gut designte Bosskämpfe
cooles Finale
Koop am geteilten Bildschirm

Kontra

durchwachsene deutsche Lokalisierung (Übersetzung, Sprecher)
Wechsel zwischen Figuren nervt und raubt Grusel-Atmosphäre
...die im Solo-Lauf anstrengend wird
z.T. schlimme Dialoge und abstruse Situationen
begrenztes Inventar kann stören (trotz Erweiterungstaschen)
Fertigkeiten
und Währungssystem wirkt deplatziert
z.T. fehlerhafte Kollisionsabfrage
vereinzelte KI-Aussetzer
zu Beginn häufiges Aufsuchen bereits bekannter Schauplätze ("Backtracking")
übertrieben redundantes Schlösserknacken
zufällige Item-Verteilung
detailarme Texturen
bisher (noch) kein Online-Modus
ausbaufähige Beleuchtung
vereinzelte Längen im Spielverlauf
sehr kurze Claire-/Moira-Passage (in EP4)
Mikrotransaktionen (Raid-Modus)
mitunter starke Einbrüche der Bildrate (Xbox 360)

Wertung

Switch

Auch den zweiten Teil hat Capcom ordentlich auf die Switch portiert, musste hier aber mehr technische Kompromisse eingehen als beim Vorgänger.

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