The Messenger08.08.2018, Mathias Oertel
The Messenger

Vorschau: Zwischen Retro und Moderne

In den letzten Monaten und Jahren setzen Action-Plattformer vornehmlich auf ein Retro-Artdesign und eine Abwandlung des CastleVania- bzw. Metroid-Konzepts. Auf den ersten Blick gehört auch The Messenger, die Premiere des Indie-Teams von Sabotage in diese Kategorie. Doch man merkt schnell, dass man sich hier mechanisch an anderen Klassikern orientiert und sich eher in einer Linie mit dem ersten Ninja Gaiden oder Segas Shinobis sieht. Wir verraten in der Vorschau, ob man mit den großen Vorbildern mithalten kann.

Weltuntergangs-Stimmung

Die Menschheit scheint dem Untergang geweiht. Gerade erst erholt sie sich von einer Katastrophe, die nahezu die gesamte Bevölkerung vernichtet hat. Und schon wartet nächste Problem in Form einer Dämonen-Armee. Zum Glück haben Ninjas auf einer abgelegenen Insel für genau diesen Moment trainiert. Einer von ihnen muss sich auf eine beschwerliche Reise begeben, um eine Schriftrolle abliefern, die für das Überleben der Menschheit enorm wichtig ist. Dumm nur, dass der ausgewählte Nachrichtenüberbringer zwar talentiert, aber auch faul und zudem nur selten um einen dummen Spruch verlegen ist.  

Nicht nur die Kulisse scheint inspiriert von Ninja Gaiden oder Shinobi, auch das Grundkonzept orientiert sich an klassischen Action-Plattformern.
Das Team von Sabotage, das neben der Arbeit an The Messenger auch noch Oddworld Inhabitants mit Oddworld: Soulstorm hilft, nutzt nicht nur den Ninja mit seinen Kommentaren, um das teils mit anspruchsvollen Sprungsequenzen angereicherte Action-Spiel humoristisch aufzulockern. Nahezu alle Figuren, die mit „Sprechrollen“ ausgestattet sind, genauer gesagt: Textrollen, da es stilecht keine Sprachausgabe gibt, helfen mit ihren Anspielungen oder Kommentaren einen durchweg witzigen Grundton zu finden. Das gilt für den geisterhaften Ladenbesitzer, der dem Ninja Upgrades für gefundene „Tropfen“ verkauft, ebenso wie für die meisten geschwätzigen Bosse oder Quarble, ein gehörntes Flugwesen, dass den Ninja vor dem endgültigen Tod bewahrt, aber als Preis dafür als Begleitung für unbestimmte Zeit die Tropfen einkassiert.

Besser als früher?

Mechanisch hingegen setzt man bei allem modernen Humor auf die alte Schule: Laufen, an Wänden klettern, springen, kämpfen – vorzugsweise mit dem Katana, aber bei Bedarf auch mit begrenzt vorhandenen Wurfsternen. So, wie man es von den Klassikern Ninja Gaiden oder Revenge of Shinobi kennt. Dass man hier zusätzlich irgendwann mit einem Wingsuit Aufwinde nutzen oder seine Sprungweite verlängern kann bzw. auch Unterwasser Feinden und Fallen aus dem Weg gehen muss, erhöht den Reiz nur noch und sorgt für Abwechslung. Ganz zu schweigen von den mehrstufigen Bossen, die einem alles abverlangen. Denn vor allem in einem wichtigen mechanischen Detail hat Sabotage ganze Arbeit geleistet: Die Kollisionsabfrage ist im Zusammenspiel mit der reaktionsfreudigen hochakkuraten Steuerung schon jetzt (Basis für die Vorschau ist Version 0.r3201:7175) ein kleiner Traum. Mit entsprechendem Geschick und Beherrschung der eingängigen

Mitunter sind die Herausforderungen knackig. Dank akkurater Steuerung sowie Kollisionsabfrage bleiben sie allerdings stets fair.
Steuerung lassen sich alle Situation spielerisch lösen. Man ist nicht auf Glück angewiesen, auch wenn manche Herausforderungen auf den mal scrollenden, dann wieder umschaltenden Bildschirmen einen anderen Eindruck hinterlassen.

Im Gegenzug kann man sich sicher sein, dass bei einem Verlust der Lebensenergie nicht die Mechanik schuld war, sondern man als Spieler evtl. ungeduldig geworden ist oder schlichtweg den richtigen Absprung- oder Angriffszeitpunkt verpasst hat. Doch die clever verteilten Kontrollpunkte, an denen man von Quarble wieder aufgeweckt wird, sorgen für Frustminimierung. Zudem ist die Kulisse trotz des mit dem Retrostil verbundenen Minimalismus schick. Es gibt sowohl hinsichtlich der Umgebungen als auch bei den Gegnern genug Variation. Und damit es auch musikalisch in die Ära passt, hat man den renommierten Chiptune-Künstler Rainbowdragoneyes engagiert, der es schafft, die anspruchsvolle Action adäquat zu untermalen.

Ausblick

The Messenger sieht mit seinem 8- bzw. 16-Bit-Retrodesign zwar alt aus, spielt sich aber sehr modern. Inspiriert von Klassikern wie Ninja Gaiden schafft es das Team von Sabotage einerseits, die Vorbilder zu zitieren, während man andererseits ein paar frische Elemente einbaut, ohne sich in die Schiene zu begeben, die man mit Metroid oder CastleVania assoziiert. Doch das alles wäre nur halb so viel wert, wenn man bei Steuerung oder Kollisionsabfrage gepatzt hätte. Aber hier gibt es keinen Grund zur Klage: Die Herausforderungen, denen man sich gegenübersieht, sind nicht von Glück, sondern einzig von Geschick und Können abhängig. Sprich: Scheitert man und wird an die zwar gut, aber mitunter etwas weit voneinander entfernten Kontrollpunkte zurückgesetzt, kann man sicher sein, dass es an einem selbst lag. Mit coolen Bossen sowie einer netten Prise Humor kann die frühe Version ebenfalls schon jetzt punkten. Wenn Sabotage bis zum Release im Laufe des Jahres so konzentriert und konsequent weiter arbeitet, könnte sich The Messenger zu einem kleinen Geheimtipp entwickeln, der übrigens nicht nur für den PC, sondern auch für Switch erscheinen soll.

Einschätzung: gut

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