SUPERHOT VR05.12.2016, Jan Wöbbeking

Vorschau: Das Highlight für Oculus Touch?

Das polnische Superhot-Team lässt einen Science-Fiction-Traum wahr werden: In der VR-Demo ihres Zeitlupen-Shooters taucht man fast so stylish durch die Kugeln wie Neo in der Matrix. Ist dies das spannendste Projekt für Oculus' neue Bewegungs-Controller Touch? Diese Frage beantworten wir in der Vorschau.

Wuuusch!

Zunächst war ich sauer darüber, dass Facebook wieder einmal den Geldbeutel geöffnet hat, um Superhot VR (ab 8,75€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) zunächst Oculus-exklusiv zu machen. Es gab schließlich schon eine vielversprechende Fan-Demo für die HTC Vive, das Prinzip wirkt schließlich wie gemacht für das Roomscale-Konzept, bei dem man durch den kompletten Raum schießt und boxt. Doch während der Demo hat sich meine Skepsis ähnlich schnell aufgelöst wie die Köpfe meiner Widersacher, die nach einem gut platzierten Faustschlag in tausend Teile zersplittern. Die Entwickler haben das Konzept mit einigen Tricks erstaunlich gut auf die kleinere Fläche abgestimmt. Anders als im klassischen PC-Original bewegt man sich kaum noch durch die Areale, sondern wird meist in der Mitte eines Bereichs von den gesichtslosen roten Schlägertruppen überfallen. Immer wieder finde ich mich in einer brenzligen Situation wieder und muss mich mit geschickter Nutzung der Waffen und anderer herumliegender Gegenstände aus dem Schlamassel kämpfen.

Nicht so hastig!

Der Clou ist nach wie vor, dass die Zeit nur dann verstreicht, wenn ich mich bewege: Zunächst lasse ich kurz den Blick durch die komplette Halle schweifen, in der mehrere Gegner die Waffe gegen mich erheben. Durch meine Kopfbewegung ist schon ein wenig Zeit verstrichen, so dass die ersten Kugeln bereits durch die Luft gleiten. Also mache ich eine Schritt nach links und beuge mich noch ein Stück nach unten, um eine Pistole vom Tisch aufzuheben und gleichzeitig unter zwei Projektilen abzutauchen – wuuuusch! Jetzt ist die Zeit meiner Rache gekommen: Ich ziele auf die Widersacher (was sich mit den gelungenen Bewegungs-Controllern Touch sehr präzise gestaltet) und drücke drei mal ab. Zwei Geschosse treffen ihr Ziel, der dritte Gegner schlägt einen Haken und rettet sich hinter eine Säule der surreal weißen, stilisierten Fabrikhalle. Trotz der einfach gehaltenen Grafik erweist sich die Umsetzung wieder als sehr stilsicher, zumal sich das Beschleunigen und Abbremsen der Zeit an einem futuristisch wabernden Rauschen erkennen lässt. Auch das Zersplittern der roten Schergen klingt schön surreal.

Direkt auf die Nase!

Als meine Pistole leer ist, schleudere ich sie einfach dorthin, wo der Gegner gleich seine Nase hinter der Säule hervorstrecken müsste. Und tatsächlich: Das Wurfgeschoss trifft sein Ziel, lässt den Roten zusammensacken und schleudert mir sogar noch seine Flinte herüber. Besten Dank auch! Die gefächerten Schrotkugeln kann ich prima gebrauchen, da über mir bereits ein Grüppchen weiterer Kämpfer die Treppe hinunter läuft und mich gerade aufs Korn nehmen wollte. Schaffen die Schläger es nah an mich heran, ist es besonders cool, mit einem schnellen Fausthieb zuzuschlagen. Einfach die Trigger am ringförmigen Controller drücken und blitzschnell nach vorne schlagen. So natürlich fühlte sich ein Hieb in einem Computerspiel noch nie an! Die Attacke wirkt mit Bewegungs-Controllern in den kleineren Arealen allerdings schon etwas zu mächtig und sollte im finalen Spiel abgeschwächt werden. Zum Glück ging während meiner Boxattacken niemand neben mir durchs Büro.

Die eigenen Hände werden in Superhot VR zu erstaunlich mächtigen Werkzeugen.

Faszinierend genau (und ebenfalls noch etwas zu stark) ist auch die Möglichkeit, mit aufgehobenen Messern Projektile in der Luft zu zerschneiden und so unschädlich zu machen. Die Gänge der Levels wurden übrigens eine ganze Ecke schmaler gestaltet, um den Kampf besser auf die Bedienung mit den Touch-Controllern abzustimmen. Da in VR die Größenverhältnisse anders wirken, fühlten sich Testspieler nicht so schnell eingeengt wie am Monitor. Die Levels der Probierversion führen den Spieler durch den typischen Mix aus Industriekulissen: Mal erinnern die Loft-Schießereien an John Woos „Face Off“, später wird man auf einem Hochhausdach von Scharfschützen aus einem Helicopter überrascht. Mittendrin gibt es fast immer kleine Kommoden, Säulen oder Treppen, die sich als Deckung nutzen lassen.

Ausblick

Als ich mit der Schnupperversion von Superhot VR fertig war, musste ich kurz nachdenken, wie das „normale“ Spiel früher eigentlich ohne die Touch-Controller funktioniert hat. Das stylishe Durch-die Kugeln tauchen passt derart gut zu räumlichem VR, dass das Prinzip sofort in Fleisch und Blut übergeht. Ein paar präzise Schüsse, dann tauche ich wie in einem Actionfilm durch die Kugeln und entwaffne einen roten Schergen mit einem blitzschnellen Fausthieb - ein erstaunlich mächtiges Spielgefühl! Das Beste am Konzept ist aber, dass ich dank der Zeitlupe persönlich das Tempo vorgebe, kurze Pausen zum Ausknobeln der besten Route einlegen kann und dadurch keine zu extremen Bewegungen starten muss – anders als beim Roomscale-Spiel Raw Data, das mir schon mal einen gewaltigen Muskelkater beschert hat. Die Demo ist auch ein Beweis dafür, wie wichtig bei VR ein passendes Spieldesign und die Abstimmung von Mechaniken ist: Offenbar waren eine ganze Reihe von Veränderungen nötig, bis es auch in VR so gut flutschte. Meine einzige Befürchtung liegt jetzt darin, dass der Umfang erneut zu knapp ausfallen könnte. An Facebooks Stelle würde ich dem jungen polnischen Team also finanziell gehörig unter die Arme greifen, um mit dem prestigeträchtigen Projekt möglichst viele Kunden für die Touch-Controller zu begeistern. Entwickler Tomasz Kaczmarczyk bestätigte allerdings bereits , dass spätere Umsetzungen für andere VR-Plattformen durchaus wahrscheinlich sind.

Einschätzung: sehr gut

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.