Knockout Kings 200221.05.2002, Jens Bischoff
Knockout Kings 2002

Im Test:

Mit Knockout Kings 2002 (ab 49,99€ bei kaufen) liefert EA Sports nicht nur das erste Boxspiel für die Xbox ab, sondern auch den Wechsel der Serie von vormals Simulations-lastigem zu nun vorwiegend Arcade-lastigem Gameplay. Auf der PS2 hat uns dieser Umschwung trotz Mängel im Defensiv-Bereich überzeugen können. Ob das auch für die von Black Ops Entertainment entwickelte Xbox-Version gilt, erfahrt Ihr in unserem aktuellen Testbericht...

Ring frei!

Im Gegensatz zur intern bei EA Sports entwickelten PS2-Fassung von Knockout Kings 2002 wurde die Xbox-Version erneut von den Machern des Simulations-lastigeren Vorgängers programmiert. Inhaltliche Unterschiede sind anfangs jedoch nicht auszumachen. Erneut treten 45 reale sowie fiktive Boxer in den Spielmodi Schaukampf, Turnier oder Karriere gegeneinander an. Zusätzliche Charaktere lassen sich dank Editor ebenfalls erstellen und im Karriere-Modus Schritt für Schritt aufleveln. Die KI der CPU-Gegner ist übrigens sehr ausgefeilt und richtet sich neben der Wahl des Boxers auch nach dem gewählten Schwierigkeitsgrad.

Die realen Boxer wurden dabei täuschend echt modelliert und auch ihr Kampfstil unverkennbar umgesetzt. In den drei Gewichtsklassen Schwergewicht, Mittelgewicht und Leichtgewicht findet Ihr sowohl Legenden vergangener Tage wie Muhammad Ali oder Joe Frazier als auch aktuelle Profis wie Evander Holyfield, Lennox Lewis oder die Gebrüder Klitschko - Ohrenbeißer Tyson kämpft hingegen exklusiv bei Codemasters. Als Schauplätze dienen die Londoner Wembley Arena, der legendäre Caesars Palace in Las Vegas sowie sechs weitere Arenen - u. a. in Dortmund und Tokyo.

Während beim Schaukampf wahlweise ein oder zwei Spieler einen Freundschaftskampf austragen, können im neuen Turniermodus bis zu acht Teilnehmer im KO-System um den Sieg kämpfen. Solisten halten sich hingegen an den Karrieremodus, wo man sich über eine Gegner-Pyramide bis an die Spitze hocharbeiten und anschließend seinen Titel mehrmals verteidigen muss, bevor es in den Ruhestand geht. Den Trainigsmodus des Vorgängers sucht man hingegen genauso vergeblich wie ein einführendes Tutorial, das einen mit der neuen, ungleich dynamischeren Steuerung vertraut macht.

Angriff ist die beste Verteidigung

Hat man sich mit dem Mangel an Spielmodi abgefunden, fällt sofort das äußerst flotte Gameplay auf, das gerade aufgrund der unkomplizierten Offensiv-Steuerung für spektakuläre Auseinandersetzungen sorgt. Neben schnellen Jabs, kraftvollen Haken und Geraden sowie fulminanten Uppercuts und individuellen Spezialschlägen sind sogar regelwidrige Schwinger und Tiefschläge möglich. Allerdings sollte man sich bei Letzteren etwas zurückhalten, da der Schiedsrichter bei wiederholten Attacken unter die Gürtellinie nach Verwarnung und Punktabzug auch mit einer Disqualifikation reagieren kann.

Die Verteidigung ist hingegen deutlich komplizierter und ziemlich gewöhnungsbedürftig, da der analoge Einschlag des linken Ministicks eine entscheidende Rolle spielt. Während starkes Drücken den Boxer durch den Ring tänzeln lässt (Beinarbeit), dient sanftes Drücken zum Ausweichen (Körperhaltung). Dass dabei trotz einstellbarer Stick-Empfindlichkeit im Eifer des Gefechts auch versehentlich ungewollte Aktionen ausgeführt werden, ist fast unvermeidbar. Auch das Blocken gestaltet sich nicht gerade einfach, da ähnlich wie beim Ausweichen die entsprechende Haltung nur kurz eingenommen wird, was weder besonders realistisch noch benutzerfreundlich ist - so ist Angriff meist die beste Verteidigung.

Gezeichnete Helden

Die erzwungene Offensive sorgt dafür aber für spektakuläre Schlagserien im Sekundentakt, welche die Kontrahenten deutlich sicht- und spürbar mitnehmen. Blessuren und Platzwunden entstehen genau dort, wo man dem Gegner heftig zusetzt und bei zunehmender Verausgabung erkennt man deutlich, wie sich Schweiß auf den detailliert modellierten und hervorragend animierten Körpern bildet. Auch Mimik und Reaktionszeit passen sich der körperlichen Erschöpfung an. Überhaupt ist die optische Präsentation dank neuer Grafik-Engine exzellent. Angesichts der zahlreichen Kameraperspektiven sind auch gelegentliche Übersichtsprobleme bei hautnahen Close-Ups zu verschmerzen. Vor allem die individuellen Provokationen gegenüber einem angeschlagenen Gegners und die schmerzhaften Zeitlupen-Replays, wenn man sein Gegenüber auf die Matte geschickt hat, sind ein befriedigender Augenschmaus.

Bei der Darstellung des Publikums muss man zwar Abstriche machen, dafür brechen die Zuschauer bei gelungenen Kombinationen in Jubel aus, fangen bei unerlaubten Tiefschlägen an zu buhen oder springen bei KOs von ihren Sitzen auf. Auch die englischsprachigen Kommentatoren Larry Michael und Max Kellerman haben stets passende, wenn auch etwas wiederholungsanfällige Analysen zu bieten. Ansonsten bekommt Ihr während des Kampfes satte Sound-FX zu hören und in den Menüs erklingen fette HipHop-Klänge von LL Cool J, Doc Luv & Kevski, Hidden Masters, Motion Man und Styles of Beyond.

Pro:

  • überzeugende KI
  • vier Schwierigkeitsgrade
  • hervorragende Präsentation
  • Turniere mit bis zu acht Spielern
  • 45 Boxer in drei Gewichtsklassen
  • Kreieren & Aufleveln eigener Boxer
  • tolle Charaktermodelle & Animationen
  • authentische Blessuren und Schweißbildung
  • Kontra:

  • kein Trainingsmodus bzw. Tutorial
  • nicht immer optimale Kameraführung
  • magere Auswahl an Spielmodi & Optionen
  • gewöhnungsbedürftige Defensiv-Steuerung
  • Vergleichbar mit:

    Knockout Kings 2001, Ready 2 Rumble Boxing Round 2, Mike Tyson Heavyweight Boxing, Victorious Boxers, Rocky

    Fazit

    Abgesehen von kosmetischen Feinheiten gleichen sich die PS2- und Xbox-Versionen von Knockout Kings 2002 wie ein Ei dem anderen. Was die magere Anzahl an Spielmodi und die komplizierte Defensiv-Steuerung betrifft, hätte man sich zwar über Veränderungen gefreut, das ansonsten äußerst flotte und intuitive Gameplay sowie die makellose Präsentation sind jedoch auch auf der Xbox über jeden Zweifel erhaben. Vor allem die Turniere mit bis zu acht menschlichen Teilnehmern sind ein unschlagbarer Spielspaßgarant. Doch auch Solisten können angesichts der überzeugenden KI-Routinen und individuellen Kampfstile der zahlreichen realen und fiktiven Boxprofis bedenkenlos in den Ring steigen. Zwar ist selbst der mit Rollenspiel-Elementen angereicherte Karriere-Modus nicht besonders umfang- und abwechslungsreich, aber die Motivation stimmt im Großen und Ganzen auch hier, weshalb Boxfans nicht nur aus Mangel an Alternativen zugreifen sollten.

    Wertung

    XBox

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