Im Test:
Menügewurschtel statt Flugvergnügen?
Die neue Ausrichtung springt mir schon beim ersten Start förmlich ins Gesicht: Es gibt eine Juwelen-Währung, Spieler- und Drachen-Levels, Erfahrungspunkte, XP-Samen, leistungssteigernde Ampullen, Upgradepakete, Wingmen und vieles mehr. Der Overkill im unübersichtlichen Menü erinnert eher an einen Free-to-play-Titel oder ein Rollenspiel wie Panzer Dragoon Saga als an einen Arcade-Shooter. Zu Beginn ging mir das alles ziemlich auf die Nerven.
Das coole an Panzer Dragoon war schließlich, mit einem einen Drachen durch fantasievolle Gegnerhorden zu fliegen – und nicht, sich wie ein Buchhalter durch Unmengen von Menüs zu wühlen. Auch bei den ersten Flugversuchen fühlte ich mich überfordert, weil die Steuerung etwas zu träge wirkt und die Kamera sich nicht immer schnell genug zum heftig attackierenden Gegnerschwarm drehen lässt. Nachdem ich mich an die Probleme gewöhnt hatte, lernte ich aber, die Vorzüge des Spiels zu schätzen.
Mystische Welt
Trotzdem gestaltet sich der Kampf gegen gigantische Raupen, aggressive Leuchtinsekten und infizierte Drachen zumindest meistens unterhaltsam. Die faszinierend gestalteten Kreaturen leiden unter der Rotschuppenseuche; daher wurde die menschliche Kolonie auf dem Planeten Draco unter Quarantäne gestellt. Der große „White Phantom“ hat offenbar etwas mit dem Ausbruch der Krankheit zu tun. Die Rahmenhandlung wird leider nur in faden Textfenstern erzählt.
Tolles Design, schwache Technik
Sinnvolle Extras sind die seitliche Ausweichrolle und die Flügelmänner: Letztere lassen sich für erspieltes Geld anheuern und basieren auf den aufgepäppelten Drachen anderer Xbox-Live-Nutzer. Ein vorm Einsatz ausgewähltes Exemplar unterstützt mich in hektischen Situationen verlässlich mit Projektilen. Dazu muss ich ihn lediglich mit einem Tastendruck vor oder hinter mich schicken, damit er mir z.B. den Rücken frei hält. Oder ich starte per Knopfdruck eine mächtige gemeinsame Spezialattacke. Auch die richtige Waffenwahl spielt bei manchen Gegnern eine wichtige Rolle. Die schneeweißen Anglerdrachen lassen sich z.B. besonders schnell mit Feuerwaffen aus der Luft holen, daher sollte man vor der entsprechenden Mission auch einen Wingman mit der passenden Waffe auswählen.
Die Macht von Feuer, Wind und Licht
Mal rotten wir unter der Erde ein paar Nester hartnäckiger Killerhornissen aus, anderswo umrunden uns wild gewordene Drachen und andere Biester. Auf den ursprünglich geplanten Kinect-Zwang haben die Entwickler glücklicherweise verzichtet. Stattdessen sind nur noch ein paar optionale Sprachbefehle möglich (z.B. für den Wingman). Außerdem lässt sich die Ausweichrolle auf Wunsch auslösen, indem man den Körper zur Seite bewegt - wer's braucht.
Fazit
Schade: Crimson Dragon war eigentlich mein heiß erwarteter Geheimtipp für die Xbox One, doch mit seinen legendären Vorgängern kann das Spiel nicht mithalten. Die mystischen Drachen, gigantischen Raupen und verschnörkelten Salzfelsen sind zwar wunderhübsch designt, es entwickelt sich aber nicht der gleiche fesselnde Spielfluss wie früher. Der Angriff der zahlreichen Gegner ist nicht so spannend und abwechslungsreich ochestriert wie damals. Außerdem wird es gelegentlich zu unübersichtlich. Auch die verhältnismäßig schwache Technik und die übertrieben fragmentierte Aufrüstung nerven. Im Gegenzug sorgen das Aufpäppeln der Drachen und Experimente mit Attacken auch für Langzeitmotivation. Als ich mich an die Macken des Spiels gewöhnt hatte, hatte ich durchaus Spaß an den schnellen Luftkämpfen und werde mir das Spiel heute auch auf meiner privaten Xbox One kaufen. Trotzdem bin ich nach Genre-Highlights wie Panzer Dragoon Orta, Rez oder Child Of Eden enttäuscht.
Pro
Kontra
Wertung
XboxOne
Crimson Dragon wirkt oft hektisch und überladen, ist aber trotzdem ein solider Rail-Shooter in einer faszinierenden Fantasiewelt.
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