Im Test: Rasanter Festival-Roadtrip
Freiheit über alles
Bei meiner Jungfernfahrt zum Festival im schnittigen Lamborghini Huracan dröhnt neben den satten Motorenklängen des brandneuen Hypercars der Song „Liberate“ aus den Lautsprechen – und perfekt choreographiert setzt der Bass nach dem atmosphärischen Intro genau dann ein, wenn ich zum ersten Mal selbst das Gaspedal durchdrücken kann. Ein tolles Gefühl! Man hätte den Einstieg kaum besser inszenieren können, steht die Dance-Nummer von Eric Prydz („Call on Me“) doch sinnbildlich für das, was die Faszination von Forza Horizon ausmacht. Liberate, das ist die Befreiung von Grenzen, mit denen man im Motorsport und den meisten Rennspielen unweigerlich in Form der Streckenbegrenzung konfrontiert wird. Hier dagegen steht mir als Fahrer die Welt offen – mehr noch als im virtuellen Colorado des Vorgängers.
So darf ich nicht nur über die asphaltierten Straßen oder staubigen Offroad-Pisten rasen, sondern mich alternativ auch querfeldein durch Felder, Wiesen und Wälder pflügen. Eine Möglichkeit, die mir im ersten Teil noch genommen wurde, da die meisten Areale abseits der ausgewiesenen Strecken noch von undurchdringbaren Leitplanken geschützt wurden. Klar, im Rahmen von Veranstaltungen muss ich weiterhin mehr oder weniger dem vorgegebenen Verlauf folgen und meine Karossen immer schön brav zwischen den roten Rauchsäulen der Checkpunkte hindurch manövrieren. Falls nicht, folgt umgehend eine Strafversetzung vor den letzten verpassten Kontrollpunkt, doch gibt es vor allem in Offroad-Events, aber auch bei Stadtkurse wie in Nizza, Montellino oder dem beschaulichen Sisteron mehr als genug Gelegenheiten für kleine Abkürzungen. Aber vor allem, wenn ich einfach nur so durch die offene Welt fahre, auf dem Weg zum nächsten Event vielleicht noch ein paar Blitzer auslöse, in Tempozonen meine
Der pure Fahrspaß
Und nicht nur das: Ich fühle mich hinter dem Steuer auch pudelwohl! Zwar wurde die grandiose und anspruchsvolle Fahrphysik aus Forza Motorsport 5 für das Cruisen durch die offene Welt etwas entschärft, doch ist das Ergebnis für mich ein nahezu perfekter Kompromiss aus Anspruch und Fahrspaß. Schaltet man Hilfen wie ABS, Traktions- sowie Stabilitätskontrolle oder Ideallinie ab und entscheidet sich zusätzlich noch für die Simulationssteuerung, muss man zwar mehr Gefühl bei Gas und dem Einsatz der (Hand-)Bremse unter Beweis stellen, kann aber trotzdem noch relativ kontrolliert durch Kurven driften und selbst PS-Monster halbwegs komfortabel auf der Strecke halten. Egal ob bei Sonnenschein oder dem neuen Regenwetter, das zwar die Fahrphysik leicht beeinflusst, in erster Linie aber lediglich einen schicken visuellen Effekt darstellt. Schön auch, dass man weiterhin die Unterschiede zwischen den einzelnen Fahrzeugmodellen spürt – und das nicht nur aufgrund unterschiedlicher Antriebsarten. Hier zeichnet sich jedes Auto durch einen eigenen Charakter und individuelle Fahreigenschaften aus, bei denen man selbst kleine Nuancen beim Handling bemerkt. Horizon 2 verkörpert für mich den puren Spaß am Fahren! Es spricht daher Bände, dass ich auf die Schnellreisefunktion immer verzichtet habe. Nicht etwa, um Kosten zu sparen, sondern weil ich einfach so viel Freude daran habe, selbst zum Startpunkt der nächsten Veranstaltung zu düsen, dabei der Musik und den authentischen Radiomoderatoren zu lauschen und vielleicht auch ein paar verrückte Fahrmanöver auszuprobieren.
Wer braucht schon ein Setup? Oder die Rückspulfunktion?
Allerdings kann man sich in diesem Fall über Sinn und Unsinn der Tuning- sowie Setup-Optionen streiten. Ich freue mich zwar immer, meinen Schlitten dank eines voll verstellbaren Fahrwerks tiefer legen zu können oder selbst Kleinigkeiten wie den Reifendruck bestimmen zu dürfen, doch herrscht hier eine völlig andere Situation als im Motorsport. Dort versuche ich, durch Änderungen am Setup noch ein paar Zehntel pro Runde aus dem Auto herauszuquetschen und z.B. Getriebe sowie Fahrwerk genau auf die Streckencharakteristiken im Zusammenspiel mit meinem Fahrstil abzustimmen. Hier sehe ich jedoch gar keine Notwendigkeit dafür. Warum? Weil es die Mühe nicht wert ist! Denn zum einen sind sich die Strecken häufig ähnlich und zum anderen tendiert auch die KI wieder leicht zum Gummiband und tritt z.B. schon mal auf die Bremse, wenn man den Anschluss verliert. Oder aber, wenn man nach einem Fahrfehler auf die optionale Rückspulfunktion zurückgreift. Ich weiß nicht, ob das so gewollt ist, aber ich hatte eigentlich immer das Gefühl, dass die Konkurrenz nach der Aktion entweder künstlich Unfälle baut oder beim Wiedereinstieg kurz mit angezogener Handbremse weiterfährt. Überhaupt raubt die bewährte Anti-Frust-Mechanik hier stärker den Nervenkitzel als in anderen Rennspielen. Denn man darf sie nicht nur unendlich oft einsetzen, sondern muss auch keine Straf-Kosten befürchten, wie es noch bei Motorsport 5 der Fall war. Deshalb mein Tipp: Schaltet die Rückspulfunktionen in den Optionen ab! Das beschert euch nicht nur höhere Preisgelder, sondern sorgt für deutlich mehr Spannung auf der Piste...
Qual der Wahl
Liberate – dieses Motto hat man sich auch bei den zahlreichen Veranstaltungen auf die Fahne geschrieben. Zwar sind die Orte im Rahmen der ersten Auto-Tour mit ihren 15 Meisterschaften vorgegeben und man muss dem Leiter brav hinterher reisen. Doch in welcher Rennserie man jeweils an den Start gehen will, bleibt einem selbst überlassen. Jede der acht Regionen, die sich über den Süden Frankreichs und Italiens erstrecken, bietet zehn Meisterschaftsgruppen, darunter u.a. Supercars, Offroad, Hot Hatch, GT und World Classics. Und diese werden auch noch jeweils in weitere Sub-Kategorien unterteilt. Kurzum: Es warten massig Veranstaltungen, mit denen man nicht nur tage-, sondern wochen-, wenn nicht gar monatelang beschäftigt sein dürfte. Allerdings wird die Freude über den gigantischen Event-Umfang schon beim ersten Durchlauf zum Horizon-Finale dadurch getrübt, dass sich die einzelnen Regionen trotz Abstechern ans Meer oder ins Gebirge landschaftlich zu sehr ähneln und sich die vergleichsweise wenigen Strecken zu schnell wiederholen. Als angenehmen Zusatz empfinde ich dagegen die Auto-Touren, bei denen man gemeinsam mit Drivataren ganz ohne Druck zur nächsten Region tuckert. Warum man im Rahmen dieser Abschnitte aber sämtliche Blitzer und Tempozonen deaktiviert, ist mir ein Rätsel...
Ich will Spaß, ich geb Gas
Immerhin wird der Hunger nach mehr Abwechslung zumindest im Ansatz durch die Spaßlisten sowie andere Events abseits der Karriere gestillt. So müssen z.B. in vorgegebenen Flitzern diverse Aufgaben unter Zeitdruck bewältigt werden, darunter z.B. eine bestimmte Höchstgeschwindigkeit bei der Radarkontrolle, das Rasen gegen die Uhr oder coole Fahrmanöver, um den Punktestand innerhalb des gelungenen Skill- und Kombosystems nach oben zu treiben. Letzteres greift das Kudos-Konzept aus Metropolis Street Racer auf und verführt immer wieder dazu, die nächste Kurve vielleicht doch mit einem lässigen Drift zu nehmen, einen Beinahe-Zusammenstoß mit dem Gegenverkehr zu riskieren, waghalsige Sprünge zu wagen oder einige der vielen zerstörbaren Objekte über den Haufen zu fahren. Je mehr coole Aktionen man miteinander verknüpft, desto schneller steigt der Multiplikator und damit auch die Punktzahl.
Aber Vorsicht: Obwohl das System bei leichten Berührungen und Unfällen gerne ein Auge zudrückt, büßt man nach heftige Kollisionen mit Bäumen, Mauern etc. nicht nur den Multiplikator, sondern die aktuellen Punkte der Serie ein. Um den Anreiz weiter zu erhöhen, möglichst spektakulär und mit Stil durch Südeuropa zu heizen, hat man das System außerdem an Belohnungen gekoppelt, mit denen man bis zu 25 Perks freischalten kann. So darf man sich mit entsprechenden Fähigkeitspunkten z.B. eine höhere XP-Ausschüttung beim Windschattenerfahren verschaffen oder die mögliche Zeit zum Erreichen von Kombos verlängern. Auf jeden Fall hat das Punktesystem nichts von seiner
Toller Fuhrpark
Eine schöne Ergänzung zu den fairen Preisgeldern stellt außerdem das Glücksrad dar, das bei jedem Stufenaufstieg gedreht werden darf: Neben Finanzspritzen von bis zu 100.000 Credits erhält man vielleicht auch willkommenen Zuwachs für die eigene Garage. Mit insgesamt über 200 lizenzierten Fahrzeugen der meisten großen Autohersteller dürfte zudem für jeden etwas dabei sein. Die Auswahl erstreckt sich von günstigen Serienmodellen wie dem VW Corrado oder Ford Focus über PS-starke Muscle Cars wie den brandneuen Ford Mustang GT oder ein 68er Oldsmobile bis hin zu traumhaften Sportflitzern von Ferrari, McLaren, Lamborghini & Co – nur Porsche bleibt aus Lizenzgründen wieder außen vor und wird stattdessen von RUF ersetzt. Komplett verbannt hat man bei Playground Games in diesem Zusammenhang die Mikrotransaktionen, die bei Forza Motorsport 5 noch für einen berechtigten Aufschrei unter den Fans gesorgt haben. Auch kostenpflichtige Beschleuniger und XP-Boosts sucht man hier zum Glück vergeblich.
Einzig am sicher reichhaltigen DLC-Nachschub, dem Season Pass und Vorteilen beim Erwerb einer Premium-Mitgliedschaft hält man weiter fest. Ärgerlich: Es gibt keine Möglichkeit, gewonnene Wagen zu verkaufen oder an Freunde zu verschenken. Zwar kann man sie auf Wunsch aus der eigenen Garage entfernen, bekommt im Gegenzug aber nichts. Hinzu kommt, dass man zwar die Größe von Auto-Clubs auf maximal 1000 Mitglieder erhöht hat, im Gegenzug aber die Nutzung eines gemeinsamen Fuhrparks gestrichen wurde.
Was für eine Pracht!
Nach der Pracht in Forza Motorsport 5 keine große Überraschung: Die Kulisse ist der Hammer! Forza Horizon 2 ist das bislang schönste Open-World-Rennspiel. Und auch wenn die Regionen landschaftliche Variationen etwas vermissen lassen, können die Abstecher vom Meer ins Landesinnere mit weiten Feldern, verschlungenen Straßen und staubigen Wegen sowie Besuche in kleinen Städten nicht nur spielerisch, sondern auch grafisch begeistern. Alleine das Gefühl, in der Cockpitansicht im Blindflug durch die hohen Gräser zu heizen und dabei eine Schneise zu ziehen, ist phänomenal! Der Tag-/Nachtwechsel sowie das dynamische Wetter setzen dem Ganzen dann die Krone auf, auch wenn mir der Wechsel zwischen Regen und Sonnen manchmal etwas zu abrupt erscheint und mir die aufwirbelnde Gischt etwas zu zahm inszeniert wird. Schön dagegen, dass sich die im Vergleich zu Motorsport halbierte Bildrate (60fps gegen 30fps) nicht negativ auf das Geschwindigkeitsgefühl auswirkt und die phänomenale Weitsicht nur selten von Pop-ups oder Flackerschatten beeinträchtigt wird. Hin und wieder leidet die Darstellung allerdings an einem kleinen Schluckauf, der meist dann auftritt, kurz nachdem man ein Parkplatztreffen verlässt und weiter durch die offene Welt düst. Im Rahmen der Rennveranstaltungen sind mir dagegen keine Einbrüche der Bildrate aufgefallen.
Autos zum Verlieben
Drivatare sind auch nur Menschen, Navigationssysteme auch
Und hier ist dieser Drang besonders stark ausgeprägt, denn wenn ich die Drivatare dabei beobachte, wie rabiat und mitunter extrem dämlich sie sich bei ihren Fahrten durch die offene Welt verhalten, möchte ich umgehend ein Hupkonzert veranstalten und ihnen den Vogel zeigen. Da werden andere Verkehrsteilnehmer einfach mal über den Haufen gefahren, als ob sie Tomaten auf den Augen unterwegs sind. Manchmal scheint auch ihre Orientierung völlig auszusetzen, wenn sie spontan gegen eine Mauer fahren und mit durchdrehenden Rädern vergeblich darauf hoffen, trotzdem auf dem richtigen Weg zu sein.
Aber okay, falls sie sich bei ihren Fahrten auf das Anna-Navigationssystem verlassen, das auch mich bei der Routenplanung unterstützen soll, kann das schon mal passieren. Denn so schön die Bedienung via Sprache über Kinect auch funktioniert und wie souverän mich die Dame meist zu meinem Ziel dirigiert, leidet das System hin und wieder an Aussetzern sowie einer lahmen Reaktionsgeschwindigkeit. Ob es der Herkunft der britischen Entwickler geschuldet ist, dass mich die Navigation bei der Auffahrt zur vierspurigen Schnellstraße fast immer in den Gegenverkehr lotst? Ich weiß es nicht. Aber weicht man von der vorgegeben Route ab, dauert es oft eine kleine Ewigkeit, bis Anna endlich reagiert und die neue Pseudo-Ideal-Route markiert, die leider nicht immer den schnellsten
Klone hinterm Steuer
Ein Glück, dass die Drivatare in den Veranstaltungen deutlich cleverer agieren als in der freien Fahrt. Je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad erweisen sie sich trotz oder wegen der besagten Gummiband-Tendenzen als würdige Konkurrenten, mit denen man sich packende Duelle liefern kann. Dabei geht es mit vielen Schubsern und Remplern ganz schön hart zur Sache. Und im Gegensatz zum Vorgänger liefert man nicht länger nur ein kosmetisches Schadensmodell, sondern kann auch physikalische Auswirkungen nach zu heftigen Kollisionen aktivieren. Viel erwarten sollte man allerdings nicht: Ein Großteil der Karosserie bleibt intakt, es gibt kaum abfallende Teile und die Verformungen sowie Kratzer – allen voran die seltsamen Risse in der Windschutzscheibe – sehen nicht gerade realistisch aus. Die Konsequenzen für die Fahrphysik beschränken sich dagegen auf ein leichtes Ziehen nach rechts oder links sowie Einbußen bei der Motorleistung; eine Schadensanzeige für konkrete Informationen gibt es nicht. Aber da Horizon keine Simulation sein will, gehen der Hang zum „Action-Racing“ sowie das schwache Schadensmodell durchaus in Ordnung und es macht Spaß, sich mit den bissigen Drivataren auseinanderzusetzen. Vor allem dann, wenn es sich dabei um KI-Fahrer handelt, die auf dem Fahrstil von Freunden basieren. Offenbar durfte Playground Games die aus Forza Motorsport 5 gewonnenen Daten nutzen und auf Horizon 2 übertragen – wie ist es sonst zu erklären, dass ich schon Fahrern begegne, die bisher ausschließlich in der Simulation von Turn 10 ihre Runden gedreht haben?
Klick? Ja. Aufnahme? Nein.
Selbstverständlich stehen die Wagen auch gerne Modell für den Fotomodus mit seinen zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten und Bildeffekten – selbst optischer Schaden lässt sich für das Shooting auf Knopfdruck zurückstellen, damit sich die Akteure von ihrer Schokoladenseite präsentieren. Wer will, darf auch wieder eigene Designs und Lackierungen basteln und diese auch mit anderen Spielern tauschen. Allerdings hat man die Vorlagen wohl direkt von der 360 übernommen und so wirken vor allem fertige Aufkleber und Schriftzüge auf dem gestochen scharfen Lack erschreckend grob und verpixelt. Wer bereits für Forza Motorsport 5 viel Arbeit in die Kreation von Kunstwerken gesteckt hat, wird sich zudem darüber ärgern, dass man im Gegensatz zum Vorgänger seine eigenen Designs nicht länger in den Horizon-Ableger importieren kann. Noch schlimmer erwischt es Nachwuchs-Regisseure: Die Replays verfügen weder über eine ordentliche TV-Inszenierung noch lassen sie sich speichern oder zu eigenen Clips weiter verarbeiten – auch das war im Vorgänger noch möglich, wenn auch nur auf 30 Sekunden begrenzt. Immerhin werden vom Spiel automatisch sporadische Highlight-Clips gespeichert und für die Upload-App bereit gestellt.
Abgespeckte Motorenklänge
Zudem ist es bedauerlich, dass die Autos hier nicht mehr ganz so gut klingen wie sie aussehen: Zwar hören sich die Motoren hier immer noch besser an als in den meisten anderen Rennspielen, doch im direkten Vergleich zum Klang-Spektakel aus Forza Motorsport 5 erkennt man einen klaren Rückschritt. Es fehlt hier einfach diese gewisse Wucht,
Vielleicht will man nur nicht, dass die Motoren dem Lizenz-Soundtrack die Show stehlen? Denn wie im Vorgänger wurde die Musikauswahl erneut vom britischen DJ und Festival-Veranstalter Rob da Bank zusammengestellt und ist ein essenzieller Teil der Horizon-Erfahrung. Hat man zunächst nur die Wahl zwischen den drei bekannten Sendern Horizon Pulse (Mainstream Pop), Horizon Bass Arena (Utz-Utz) und Horizon XS (Rock), gesellen sich später noch vier weitere Sender hinzu. Damit wächst nicht nur die Anzahl der Tracks auf knapp 150, sondern auch die musikalische Bandbreite nimmt mit flottem Drum'n'Bass, Indies verschiedener Stilrichtungen und sogar klassischer Musik von Brahms bis Wagner deutlich zu. Die Schattenseite: Konnte ich mir im Vorgänger nahezu jeden Song gut anhören, gibt es hier einige Kandidaten, die meine Gehörgänge nicht ertragen wollen. In diesen Momenten vermisse ich die Möglichkeit, individuelle Playlisten anzulegen und damit bestimmte Tracks aus dem Radio zu verbannen. So bleibt mir als Alternative lediglich ein Senderwechsel oder eben der Verzicht auf Musik. Trotzdem hat da Bank auch für das zweite Horizon-Festival wieder ein insgesamt gutes Song-Paket geschnürt.
Spaßiges Online-Vergnügen?
Playground Games hat im Vorfeld immer wieder einen nahtlosen Übergang zwischen Solo- und Mehrspieler-Modi versprochen. Und tatsächlich funktioniert der Wechsel schnell und unkompliziert: Mit einem Klick im Pause-Menü aktiviert man den Onlinemodus und sollte man sich nicht für eine private Sitzung entscheiden, wird umgehend nach anderen Spieler oder einer laufenden Partie gesucht. Das grundlegende Konzept der Kampagne wird beibehalten und so fährt man auch hier erst gemeinsam in einer Auto-Tour zur nächsten Veranstaltung. Der nächste Ort wird jedoch ausschließlich per Abstimmung und Rennstrecken sogar nur per Zufall bestimmt. Man bekommt im Rahmen der Abstimmung anhand von Icons lediglich Hinweise darauf, welche Renntypen am jeweiligen Schauplatz geboten werden. Neben Standard-Events auf Rund- oder A-B-Kursen kommen bei Mehrspieler-Meisterschaften auch wieder die Katz-und-Maus-Partymodi zum Einsatz. So wird bei „König“ der Fahrer mit dem Kronen-Icon in einer Arena gejagt – wer sie am längsten halten kann, gewinnt die Runde. Bei „Infiziert“ ist das Gegenteil der Fall, müssen der Kontakt zu infizierten Autos so lange wie möglich gemieden werden, will man nicht angesteckt werden. Ja, das alles macht Spaß – aber trotzdem hätte ich mir mehr Kontrolle und individuelle Auswahlmöglichkeiten beim Aufsetzen und der Teilnahme an Online-Sitzungen gewünscht.
Stil wertvoller als Siege
Klasse dagegen, dass ein guter Fahrstil und der Verzicht auf Hilfen auch in den Mehrspieler-Modi berücksichtigt wird. Denn für den Gewinn der Meisterschaften zählen nicht in erster Linie Siege, sondern die erhaltenen Erfahrungspunkte, die eben auch durch eine sauberer Fahrlinie, Windschatten, Drifts sowie anderen erfolgreichen Fahrmanövern steigen. So konnte ich z.B. den einen oder anderen Gesamtsieg feiern, obwohl ich nur eins der vier Events pro Meisterschaft für mich entscheiden konnte. Lokalen Mehrspieler-Duellen erteilen die Entwickler leider erneut eine Absage: Es werden weder Rennen am geteilten Bildschirm noch eine System-Link-Unterstützung zum Rasen im lokalen Netzwerk geboten.
Fazit
Die Faszination des Vorgängers kann Forza Horizon 2 nicht mehr entfachen. Trotzdem ist der rasante Trip durch Südeuropa eine würdige und gelungene Fortsetzung, die vor allem mit einem fantastischen Fahrgefühl der detaillierten Boliden, zahlreichen Veranstaltungen, einer grandiosen Kulisse inklusive Wetterwechseln sowie einer schier grenzenlosen Freiheit begeistert. Nicht zu vergessen der stilistisch breit gefächerte Soundtrack, der den Festival-Rahmen des Spiels gut einfängt. Allerdings mangelt es den mediterranen Landschaften Frankreichs und Italiens an Abwechslung und Flair – hier hatte das virtuelle Colorado des Vorgängers mehr zu bieten. Zudem sollte man nicht nur stupide die viel zu kurzen und mit der Zeit recht eintönigen Karriere-Rennen abklappern, sondern sich auch nach den zahlreichen Herausforderungen abseits der Meisterschaften umsehen, um selbst für die Abwechslung zu sorgen, die der Karriere mangels Modi manchmal fehlt. Wer diesen Ratschlag beherzigt, wird trotz kleiner Schwächen wie den etwas dünnen Motorenklängen, dem enttäuschenden Schadensmodell oder der schwankenden Drivatar-KI sehr viel Freude an Forza Horizon 2 haben.
(Die Xbox 360-Fassung lag uns noch nicht zum Test vor, Anm. d. Red.)
Pro
Kontra
Wertung
XboxOne
Die Faszination des Vorgängers kann der Roadtrip durch Südeuropa nicht entfachen. Trotzdem steht Forza Horizon 2 für puren Fahrspaß und ist ein herrliches Erlebnis für alle, die gerne abseits realer Pisten Gas geben wollen!
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