Moonlighter31.05.2018, Jens Bischoff

Im Test: Ein Leben als Held und Händler

Normalerweise besuchen Abenteurer ja Läden, um sich dort mit Proviant, Heiltränken oder neuer Ausrüstung für ihre Dungeon-Streifzüge einzudecken. In Moonlighter (ab 2,59€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) steht man hingegen auch auf der anderen Seite des Tresens und bietet Waren feil, die man selbst erbeutet hat. Wie schmackhaft das Action-Rollenspiel von Dark Sun Games und 11 Bit Studios einem diese Rolle macht, klärt der Test.

Mutiger Kaufmann

Moonlighter ist der Name eines ehemaligen Geschäfts in Rynoka, das sich schon seit Generationen im Besitz eines alten Kaufmannsgeschlechts befindet. Als Spieler schlüpft man in die Rolle des letzten Abkömmlings dieser Familie mit dem Ziel dem leerstehenden Laden aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken und wieder zu altem Glanz und Ruhm zu verhelfen.

Kaufmann Will zieht es in die mit Reichtümern lockenden Dungeons von Rynoka.
Da es keine Warenbestände mehr gibt, muss man sich in die örtlichen Dungeons wagen, um dort nach verwertbaren Gegenständen Ausschau zu halten. Dort lauern allerdings nicht nur fiese Fallen und sich ständig verändernde Strukturen, sondern auch gefährliche Monster, gegen die man sich zur Wehr setzen muss. Anfangs nur mit einem Besen, später auch mit Schwert und Schild, Lanze, Klauen oder Pfeil und Bogen.

Dadurch, dass die mysteriösen Gewölbe bei jedem Betreten neu geformt und mit Monstern und Schätzen gefüllt werden, sind sie zwar immer wieder gefährlich, aber auch ein nie versiegender Quell an Verkaufswaren. Ähnlich wie in The Binding of Isaac erkundet man die Dungeons Raum für Raum aus der Draufsicht, bis die Taschen voll oder die Verletzungen zu schwer sind und einen zur Rückkehr zwingen.

Platzprobleme

Einige Gegenstände können dabei nur an bestimmten Stellen des Inventars abgelegt werden, während andere angrenzende Objekte sogar verändern oder zerstören können.

Das Inventar für die Raubzüge ist begrenzt. Zudem besitzen manche Gegenstände Eigenschaften, die ihren Lageort oder ihre Nachbarobjekte beeinflussen.
Später lassen sich überschüssige Gepäckstücke bei Platzmangel auch direkt verwerten und in Bargeld umwandeln. Allerdings bleibt dabei nur ein Bruchteil dessen hängen, was man mit einem Verkauf im Laden hätte erzielen können.

Noch schlimmer ist , wenn man selbst das Zeitliche segnet. Dann wird man zwar zurück nach Rynoka gebracht, verliert aber den kompletten Inhalt seines Rucksacks. Lediglich eine Handvoll Dinge, die man direkt am Körper trägt, bleibt unversehrt. Zudem kann man die Dungeons nicht wieder durch die Eingangstür, sondern nur via Warp-Amulett und Geldopfer verlassen, was vor allem am Anfang ein ärgerliches Handicap darstellt. Später sind die Beträge aber trotz deutlicher Steigerungen nur noch selten relevant und für noch mehr Geld können sogar Zwei-Wege-Portale errichtet werden, um vom Dorf aus gleich wieder direkt in tiefere Ebenen zurückkehren zu können.

Ansonsten muss man nämlich immer wieder im Erdgeschoss anfangen und sich Stockwerk für Stockwerk nach unten vorarbeiten, wo nicht nur immer wertvollere Schätze, sondern auch immer gefährlichere Gegner auf einen warten.

Zu Beginn muss sich Will noch mit seinem Besen gegen Angreifer verteidigen.
Im untersten Geschoss jedes Dungeons wartet dann der obligatorische Endgegner, dessen Bezwingung den Zutritt zum nächsten Gewölbe freischaltet. Und wer zu lange trödelt, ruft einen unbesiegbaren Verfolger auf den Plan.

Auf Entdeckungsreise

Insgesamt können vier mehrstöckige Dungeons erkundet werden, die von alten Gemäuern über Wald- und Wüstenareale bis hin zu High-Tech-Ruinen reichen. Die Ausmaße sind überschaubar, trotzdem hilft eine mitzeichnende Automap bei der Orientierung. Neben Monstern müssen hin und wieder auch Fallen überwunden und Hindernisse beseitigt werden. Per Hechtrolle kann man sogar Feuer und Abgründe heil passieren.

Manchmal lohnt es sich aber auch absichtlich in Gruben zu stürzen, um geheime Schatzkammern zu entdecken. Auch in Kisten oder hinter Büschen können sich Dinge verstecken, die sich zu Geld machen lassen.

Findige Sucher können amüsante Details oder geheime Schatzkammern entdecken.
Die wertvollsten Objekte erbeutet man jedoch von Gegnern oder von Schatztruhen, die sich erst öffnen, wenn alle Monster eines Raums erledigt wurden.

Die Steuerung ist, auch ohne Mausunterstützung am PC, einfach und handlich. Jede Waffe bietet zwei Angriffsarten und man kann jederzeit per Knopfdruck zwischen seinen zwei Lieblingswaffen wechseln. Wird's gefährlich weicht man per Hechtrolle aus oder nimmt einen vorher ausgerüsteten Heiltrank zu sich. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich außerhalb der Dungeons beliebig ändern. Erfahrungspunkte und Stufenaufstiege gibt es hingegen keine. Stärker wird man nur durch bessere Ausrüstung, die man beim örtlichen Schmied herstellen und bei der Verzauberin aufwerten lassen kann.

Florierendes Geschäft

Neben dem eigenen Laden, kann man schließlich auch die Entwicklung der ganzen Stadt vorantreiben und mit kleinen Finanzspritzen Anreize für die Rückkehr abgewanderter Handwerker und Handelspartner schaffen. Im Vordergrund steht aber natürlich der Ausbau des Moonlighter, der sich mit dem nötigen Kleingeld nicht nur stufenweise vergrößern, sondern auch individuell dekorieren lässt, um mehr Kunden anzulocken, Trinkgelder zu erhöhen oder Diebe abzuschrecken.

Ob die Preise passen, lässt sich an den Gesichtern der Kunden ablesen. Darüber hinaus gilt es Ladendiebe an der Flucht zu hindern.
Vor Ladendieben ist man schließlich auch in Rynoka nicht gefeit. Wer verdächtige Kunden im Auge behält und rechtzeitig reagiert, kann flüchtende Langfinger jedoch mit einem beherzten Sprungangriff überrumpeln und sie so am Diebstahl hindern. Später kann man sich auch unter die Arme greifen lassen oder den ganzen Laden einem Angestellten anvertrauen, während man selbst Doppelschichten in den Dungeons macht.

Ansonsten schwänzelt man während der Öffnungszeiten durch den Laden, passt Preise an, füllt Verkaufsauslagen nach, bedient die Kasse oder nimmt zeitlich befristete Anfragen von Kunden an, die bestimmte Objekte suchen oder Monster tot sehen wollen. Termine werden im Kalender vermerkt, während ein sich automatisch aktualisierender Warenkatalog jederzeit Auskunft über Preisgefüge und Nachfrage gibt.

Immer weiter

Erzählerisch wird das wechselnde Händler- und Abenteurerdasein eher beiläufig begleitet. Man findet immer wieder Botschaften von anderen Abenteurern in den Dungeons, wird vorm Weitergehen gewarnt, will aber unbedingt bis in den letzten Dungeon vorstoßen und das Geheimnis hinter den sich immer wieder neu formierenden Gewölben lüften.

Um Zutritt zu weiteren Dungeons zu erlangen, müssen erst deren Wächter besiegt werden.
Die Grafik im Pixelstil bietet trotz ihrer Schlichtheit stimmungsvolle Details. Sprachausgabe gibt es keine, dafür aber solide übersetzte deutsche Texte.

Was jedoch komplett fehlt ist eine manuelle Speicherfunktion, was angesichts sporadischer Spielabstürze besonders schmerzt. Zwar wird beim Betreten und Verlassen eines Dungeons sowie bei Ladenschluss automatisch gespeichert, vorm Beenden des Spiels noch kurz ein paar Einkäufe erledigen oder den Laden umdekorieren geht jedoch nicht. Hinzu kommt, dass es nur einen einzigen Speicherplatz gibt, so dass man keine verschiedenen Handelsimperien parallel betreiben oder sich beim Spielen mit jemand anderem abwechseln kann. Hier sollte auf jeden Fall nachgebessert werden. Auch zusätzlich Anreize nach Spielende abgesehen vom Steigern des Schwierigkeitsgrads oder einem kompletten Neuanfang wären schön.

Fazit

Ähnlich wie Shoppe Keep, Recettear und Co. versucht auch Moonlighter Abenteurer- und Händlerdasein in einem Spiel zu vereinen. Und das Ergebnis ist durchaus gelungen. Die Inszenierung ist zwar unspektakulär, aber charmant. Zudem geht der Rollenwechsel flott und unkompliziert vonstatten. Man kann jederzeit den Laden dicht machen und auf Beutejagd gehen oder gegen einen kleinen Obolus aus den zufallsgenerierten Dungeons à la The Binding of Isaac zurückkehren und seine erbeuteten Schätze auf die immer zahlreicheren Verkaufstische packen. Neben dem eigenen Geschäft kann man auch die Entwicklung der ganzen Stadt vorantreiben, neue Handelspartner anwerben, seine Ausrüstung verbessern oder andere für sich schuften lassen. Die Möglichkeiten bleiben zwar überschaubar und mit der Zeit stellt sich eine gewisse Routine ein, trotzdem bin ich bis zum finalen Showdown immer wieder gern in Laden und Dungeons zurückgekehrt.

Pro

kurzweilige Rollenwechsel
unterhaltsame Monster- und Beutehatz
motivierender Stadt- und Ladenausbau

Kontra

unspektakuläre Inszenierung
kein manuelles Speichern und nur ein Save-Slot
überschaubarer Spielumfang

Wertung

PlayStation4

Kurzweilige Mischung aus Händler- und Abenteurerdasein.

PC

Kurzweilige Mischung aus Händler- und Abenteurerdasein.

XboxOne

Kurzweilige Mischung aus Händler- und Abenteurerdasein.

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