Vorschau: Mutanten-XCOM mit Stealth-Attacken
Schwedische Endzeit
Mit Mutant Year Zero: Road to Eden arbeiten The Bearded Ladies (Entwickler) und Funcom an einer Adaption des schwedischen Pen-&-Paper-Rollenspiels "Mutant", das seine Premiere 1993 feierte. In dem Endzeit-Szenario gibt es keine Menschen mehr. Die Natur hat die Städte zurückerobert. Die Überreste der Zivilisation werden von Mutanten, deformierten Humanoiden und Tieren geplündert, die auf der Suche nach Vorräten sind, um "The Ark" zu versorgen - eine Zufluchtsstätte in der ungastlichen Welt.
Von "The Ark" aus unternehmen von Spielern gesteuerte Mutanten-Teams allerlei Expeditionen in die "Zone", um Gegenstände zu finden, Überlebende zu retten und nach Erlösung zu suchen. Solch ein "Außenteam" besteht aus drei Charakteren, die allesamt über eigene Hintergrundgeschichten, Persönlichkeiten, verbesserbare Fähigkeiten (Fertigkeitsbaum mit Skillpunkten) sowie Mutationen verfügen. Die Figuren sollen laut den Entwicklern einzigartig und keine austauschbaren Soldaten sein.
Schleichen und Überfallen
Es machen sich immer drei Charaktere auf den Weg in die Zone und in der Mission, die ich auf der gamescom 2018 anspielen konnte, durften Dux, Bormin und Selma der "Cave of Fear" einen Besuch abstatten - ein verlassener mehrspuriger Tunnel voller Autowracks, die stellenweise schon von Pflanzen überwuchert sind. In anderen Missionen, darf der Spieler aber selbst bestimmen, welche Charaktere auf die Mission mitgenommen werden.
Im besagten Tunnel konnten die drei Charaktere in Echtzeit gesteuert werden, wobei die Kamera frei drehbar war. Sie bewegten sich zwischen den Autowracks hin und her, sammelten Schrottfragmente und andere Dinge in der Umgebung, öffneten Kisten und besprachen die aktuelle Situation. Dabei steuert man direkt einen Charakter bei der Erkundung der Zone und kann mit einem Tastendruck zwischen den Figuren wechseln. Außerdem lässt sich festlegen, ob die anderen Charaktere folgen oder warten sollen. Somit ist es möglich, die Mutanten an unterschiedlicher Position in Stellung bzw. in Deckung zu bringen, um einen Angriff auf Gegner wie Plünderer oder Banditen zu planen.
Kämpfe à la XCOM
Die Kämpfe wiederum erinnern tatsächlich schwer an XCOM. Man hat zwei Aktionen, die man zum Laufen, Springen (höhere Laufweite; kostet zwei Aktionen), Angreifen (Schießen, Granate werfen) oder zum Einsetzen einer Spezialfähigkeit nutzen darf. Die Spezialmutation von Dux sorgt zum Beispiel dafür, dass er kurz mit seinen "Mottenflügeln" abhebt, was ihm einen Angriffsbonus verleiht. Bormin wiederum kann mit seiner Sturmattacke einen Gegner quasi zu Boden reißen. Außerdem kann man hinter Objekten in Deckung gehen, die wiederum "vollen oder halben Schutz" bieten.
Das XCOM-nahe Kampfsystem ist gut verständlich, ansprechend umgesetzt und sorgt für rasante Kämpfe - allerdings sind die Fertigkeiten der Charaktere relativ überschaubar. Daher müssen die Entwickler mit kreativen und herausfordernden Gegnern und etwaigen Gegenständen etwas mehr Würze in das Geschehen bringen. Die Intelligenz der Computergegner war in den gespielten Gefechten in Ordnung, nur wunderte ich mich, dass ein Gegner eine Brandgranate durch eine Wand werfen konnte. Nach den Kämpfen darf man dann weiter erkunden, plündern, neue Waffen oder Rüstungsgestände benutzen.
Ausblick
Mutant Year Zero: Road to Eden hat bei mir einen guten Eindruck hinterlassen. Das Endzeit-Szenario weiß zu gefallen, die Mutanten sind interessant und die Echtzeit-Steuerung auf den Missionskarten kommt dem Erkundungsaspekt zugute. Für besonders gelungen halte ich die Überfallmechanik, da man sein Team unbemerkt in Stellung bringen und dann zuschlagen kann - idealerweise schaltet man die Gegner dabei völlig unbemerkt aus. Die rundenbasierten Kämpfe verlaufen stark nach XCOM-Strickmuster, sind rasant und bieten dank zerstörbarer Umgebung etwas mehr Dynamik auf dem Schlachtfeld. Ob die überschaubaren Fertigkeiten der Charaktere und die Gegenstände dafür sorgen werden, dass die Gefechte auch auf längere Sicht überzeugen können, bleibt abzuwarten. Noch nicht absehbar ist ebenfalls, welchen Stellenwert die Geschichte, die Charaktere und "The Ark" als zentraler Schauplatz einnehmen werden. Alles in allem bin ich dennoch sehr angetan von dem Taktik-Abenteuer und freue mich auf einen längeren Ausflug in die Zone.
Einschätzung: gut
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