Am Dienstag
verkündeten Piranha Bytes, dass die Zusammenarbeit mit JoWooD beendet wird, da sich beide Parteien in seit November laufenden Vertragsverhandlungen über kommende Gothic-Projekte nicht einigen konnten. Die Österreicher ließen eilig eine eigene Mitteilung folgen, kündigten Gothic 4 an und erwähnten Gespräche mit potenziellen Entwicklern - mittlerweile ist das Projekt auch
offiziell ausgeschrieben.
Wem gehört "Gothic"? Laut
Michael Rüve liegen die allgemeinen Rechte an der Marke nach wie vor beim Entwickler. Nicht überraschend: die Rechte an den von JoWooD vertriebenen Teilen, Gothic 2 & 3, hat der Publisher, wie auch Stefan Berger
klarstellt. Wie die Ankündigung andeutet und Rüve bestätigt, hat sich die Firma allerdings auch die Rechte am vierten Teil der Serie gesichert.
Piranhas Pressemitteilung zufolge ist ansonsten "unklar", wann oder wie weitere Auskopplungen der Reihe folgen werden. Was nahelegt, dass sich die Essener wohl erstmal anderen Themen zuwenden; auch wäre es nicht verwunderlich, sollte da in manchen Dingen noch juristische Klärungsbedarf herrschen.
Den üblichen Gesetzen der Branche folgend dürfte JoWooD nicht nur die Verwertungsrechte für die beiden angesprochenen bereits veröffentlichten Teile besitzen, auch die Rechte am Code sowie an sämtlichen erarbeiteten Assets (Grafiken, Objekte, etc.) liegen normalerweise beim Geldgeber der Produktion. In solch einem Fall steht die Übergabe der Inhalte an den Publisher an, so dies nicht schon geschehen sein sollte. Die Verwendung der Assets oder Technologie, zumindest in dieser Form, für eigene Projekte wäre so nicht möglich.
JoWooD hat zumindest das "Interesse"
bekundet, zumindest noch ein Patch für Gothic 3 folgen zu lassen, auch
lasse man "prüfen, ob Pluto 13 [die dem Piranha Bytes-Label zugrunde liegende GmbH - Anm. der Red.] rechtlich zur Lieferung von Patches verpflichtet ist." Sollte noch ein Update kommen, ist wohl eher mit kleineren Bugfixes zu rechnen. Auch dürfte es noch eine ganze Weile dauern, bis - falls überhaupt - ein weiter Patch verfügbar ist. Denn bisher ist kein 'Ersatzentwickler' vorhanden, auch müsste dieser erst in den Code für sich erschließen. Größere, ursprünglich in Aussicht gestellte Änderungen wie beispielsweise am Kampfsystem dürfte es ohne das Team aus Essen eher nicht geben.
Gothic 4 wird wohl kaum die bisherige technologische Basis verwenden. Zum einen sind Tools und Engine von Piranha Bytes erschaffen worden, was Einarbeitungszeit für andere Teams erfordert sowie Herausforderungen bei Weiterentwicklung und Pflege mit sich bringt. Zum anderen schielt JoWooD nach eigenen Angaben auch auf den Konsolenmarkt, was eine Portierung der Engine voraussetzen würde. Wahrscheinlicher ist, dass im Rahmen der Produktion ebenfalls die Lizenzierung mehr oder weniger geläufiger Middleware bekannt gegeben wird.
Piranha Bytes selbst schweigen im Moment - außer Rüves Ergänzung gab es nur die Ankündigung des Art-Directors
Ralf Marczinczik ("Wir schauen optimistisch in die Zukunft"), sich zusammen mit Kai Rosenkranz in privater Sache äußern zu wollen. Allerdings ist uns zu Ohren gekommen, dass das Team neuerdings zwei Praktikumsstellen ausgeschrieben hat. Was man wohl kaum machen würde, wenn die Zukunft der Firma unsicher wäre. Wir vermuten eher, dass der Küchenchef nicht mehr im Kochbuch blättert und Rezepte sucht, sondern schon längst mit der Zubereitung der nächsten Mahlzeit beschäftigt ist.