Adventure
Entwickler: Frogwares
Release:
21.09.2012
21.09.2012
21.09.2012
Erhältlich: Digital (Steam, Origin, Gamersgate), Einzelhandel
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Durchschnittswertung

85%Gesamt
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Lesertest von Oguz-Khan

Eine Männerfreundschaft auf einer harten Prüfung.

"Focus" erzählt in "Das Testament des Sherlock Holmes" davon, was ein brillanter Intellekt nicht erfassen kann. Die Liebe.

Die unterschwellige Liebe der Männern, ist schon anständig von Guy Richy in seinen eher mediokeren "Sherlock Holmes (2)", und Superb von Steve Moffat und Mark Gattis in der Serie "Sherlock" Thematisiert worden. So gab es mal eine Zeit in der ein Mann den anderen als "Mein Freund" vorstellen konnte, ohne einen sexuellen Kontext zu implizieren. Und zwar im London des Jahres 1898 zum Beispiel. Wie immer aus den Schilderungen von Dr. Watson stammend, breitet sich vor dem geneigten Spieler eine komplexe und spannende Geschichte aus, welche sich um Holmes dem beratenden Detektiv dreht, der zum Opfer einer Verleumdungskampange eines Journalisten wird. Die Geschichte steht in der Tradition der Originalbücher von Sir Arthur Conan Doyle. Das heißt viel Mystery, viel Spannung, etwas Horror und natürlich viel "Holmsische" Deduktion. Es ist zu begrüßen das sich die Figuren der Zeit entsprechend Verhalten und Reden. Das viktorianische London wird in aufwändig erstellten Kulissen wiederbelebt. Der Schmutz auf den Straßen, den Häusern, in der Luft, zusammen mit dem für London typischen Nebel, erzeugen ein insgesamt Düsteres Bild, welches durch einige schöne Naturkulissen aufgebrochen wird. Am interessantesten allerdings ist die Beziehung zwischen Holmes und Dr. Watson!

Elementar Watson, Elementar!

Sherlock Holmes erwähnte einmal gegenüber seinem "geschätzten Freund und Gefährten" Dr.Watson, dass er "gewissermaßen mit seiner Arbeit verheiratet sei". Er hat kein sexuelles Interesse an Frauen. Überhaupt zeigt er sich engen Beziehungen gegenüber eher skeptisch. In Angesicht des Grauens ist Holmes häufig Empathielos. In einer Szene detoniert eine Bombe, welche eine junge Mutter tötet. Während Dr. Watson ausser sich ist, scheint Holmes von dem Ereignis unberührt zu bleiben. Dass in seinem Inneren mehr passiert wird nur hier und da mal angedeutet. Wenn es allerdings um Watson geht, ist er immer zur stelle. Dr.Watson verkörpert all das was Holmes nie hervorbringen kann. Emotionen und tiefe Gefühle. Holmes ist der kühle, rationale und berechnende Typ. Sein Geist ist mit Denken und nicht mit Fühlen beschäftigt. Watson ist der emotionale Blitzableiter für Holmes. Ohne ihn würde Holmes häufig sich selbst als Unmenschen Entlarven. Es fehlt nicht viel zwischen Genie und Wahnsinn. Viele Entscheidungen die Holmes fällt um seinem Ziel näher zu kommen, würde in einem "Mass Effect" als böse durchgehen. Und als Spieler kann man häufig nicht mehr entscheiden wo man mit Holmes denn jetzt steht. Obwohl Dr.Watson das zum wiederholten male feststellt, ist er auch jedes mal wieder bereit ihm zu folgen. Für Watson wiederum ist Holems nämlich ein Garant für das Makabere. Er würde es nicht zugeben, aber er benötigt Holmes um seine dunklen Triebe auszuleben. Wir haben es hier also mit einer Männerliebe zu tun, die weit über das notwendige, freundschaftliche und sexuelle hinausreicht. Eine passende Analogie findet sich im Videospiebereich bei "MGS3 Snake Eater", zwischen "Snake" und "The Boss". Homes und Watson sind die zwei Seiten derselben Medaille.
Die Gefühle die sie füreinander Empfinden können sich oberflächlich und Situationsbedingt schon mal ändern, aber an ihrem grundlegenden Zusammenhalt kann nichts Rütteln. Da passt kein Blatt dazwischen!
Eben diese Männerfreundschaft so gelungen eingefangen zu haben, ist das größte Verdienst von "Focus". Diese ist so Elementar wie die verworrene und spannende Geschichte.

Die Gründung einer Familie

Arthur Conan Boyle lässt Watson in seinen Büchern Heiraten. Seine Frau hat aber in der gesamten Ausgabe seiner Werke, bis auf einige Erwähnungen, keine wirkliche Rolle. Auch Holmes hatte nur eher Musenhafte Empfindungen für die wandelhafte und erotische Irenen Adler. Holmes und Watson bleiben letzten Endes nur unter sich Treu. Was sie nicht können ist das Gründen einer Familie. Deshalb ist der Schluss von "Das Testament des Sherlock Holmes" ein so wunderbarer. Er erklärt sich gar nicht für eine dramatische Entscheidung die Holmes trifft, welche tiefreichend in seine Zukunft eingreift. Es genügt manchmal zu sehen, dass selbst der brillanteste und disziplinierteste Geist, sein ganzes Leben nur das zu suchen schien was so essentiell ist. Ein Leben das nicht seins ist und doch alles für ihn bedeuten kann.
Vielleicht hätte ihm Dr. Watson in dieser Situation etwas zurufen sollen, was Holmes für sich als Leitmotiv auserkoren hat. Denn was Holmes als neues Gefühl wahrnimmt, war für Watson schon längst...

...Elementar Holmes, Elementar!


Pro
  • Mein Text ist weniger eine klassische Review, sondern mehr eine Analyse des Spiels. Wer mehr zur Mechanik des Spiels wissen will, ließt hierzu bitte den 4players Text!
  • (Dieser stand zu dem Zeitpunkt nicht zur Verfügung. Vielleicht kommt da noch was.)
Kontra
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Das Testament des Sherlock Holmes

Das Testament des Sherlock Holmes
Oguz-Khan
Oguz-Khan 24.09.2012 PC 
85%
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