Adventure
Entwickler: Access Games
Publisher: Microsoft
Release:
05.06.2015
19.09.2014
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Lesertest von sf2000

Einer von Hape Kerkelings berühmtesten Auftritten, der dann später noch zum Charterfolg wurde, läßt ihn als Tenor Pjotr Stianek vor einem nichtsahnenden, kulturelitären Publikum auftreten, wo er mit Klavierbegleitung die berüchtigten Worte vorträgt:

Der Wolf
Das Lamm
Auf der grünen Wiese
HURZ

Das Ergebnis schrieb Fernsehgeschichte, und es dauerte zähe Minuten, bis endlich einer der kritischen Besucher anmerkte, dass es ihm wie Blödsinn vorkommt. Er musste nicht mit dem rasenden Zorn von Fanboys rechnen, aber irgendeiner muss es auch zu "D4" sagen:

Ich glaube, mir fehlt da der intelektuelle Zugang. Und ich glaube, er fehlt mir, weil es Blödsinn ist.

Es ist - hier sollte man darauf hinweisen, dass ich die PC-Version getestet habe - vor allem schon mechanisch eine Zumutung. Was sich theoretisch spielen lassen sollte wie ein Adventure, ist durch die Kontrollen in fast schon absurdem Ausmaß unzugänglich gemacht worden und dann durch eine Reihe von grotesken Spielmechaniken sogar noch weiter verbaut.
Um einen Raum zu durchqueren, reicht es meist nicht aus, eine Taste zu drücken oder zu klicken, meist muss man zum Türoffnen noch Gesten ausführen, dann zum Öffnen eines Schranks, dann zum Drehen der Spielfigur und der Ansicht, dann greift man nach den Tasten, um die Ansicht weiter zu verstellen, und vielleicht, mit ganz viel Glück, erwischt man den Kamerawinkel, mit dem man an den heißersehnten Gegenstand kommen kann. In 90 Prozent aller Fälle handelt es dabei um "Credits", die man auch für das Schubsen von Vögeln, Personen und Blumentöpfen erhält, und ja, da kommen auch noch andere Tiere vor.

Das würde schon völlig ausreichen, um die Fortbewegung und Erforschung der klaustrophobisch kleinen Szenen zu einem Ärgernis zu machen, aber fast jede Bewegung, jedes Anschubsen, jedes Angucken kostet wertvolle Energie. Erwähnenswert auch unsere spielbare Ahston-Kutchner-Kopie als solche(und spätestens, wenn er aus der Nase blutet, wissen wir zwar nicht, ob hier "Deadly Premonition" oder"Twin Peaks" Einfluß hatten, aber weiß Gott "Butterfly Effect). Er schauspielert auch in etwa so gekonnt wie das Original, verbraucht aber beim Gang von Flur zum Badezimmer 10 Prozent seiner Ausdauer: 2 Türen, jeweils 3 Prozent, 1 mal aufs Klo setzen, 4 Prozent. Danach muss er aber nicht in seinen Trailer, nein, aber soviel gefuttert habe ich nicht mehr seit "Dishonored".

Hurz! Es ist nicht schwer zu ergründen, warum das so ist - die komplette Story dieser "Season One", also von 3 (in Worten:DREI) Episoden, würde vielleicht 20 Minuten dauern, würde man den ganzen Blödsinn weglassen. Da man weder denken noch kombinieren noch wirklich irgendetwas entscheiden muss (hier erhält man als Maß die "Synchronisierung", die man zum Schluss als Score, aber bestimmt nicht in späteren Episoden als Konsequenzen präsentiert bekommt), hat das ganze in etwa den Anspruch eines Walking Simulators, wird aber regelmäßig durch obgligatorische Mahlzeiten unterbrochen.

Dabei löst man "Fälle" mit dem ehemaligen Kollegen, während die Frau, die sich für eine Katze hält, aus einem Napf isst. Niemand kommentiert, dass man gerade erst vor fünf Minuten gefuttert hat, und niemand spricht darüber, was man während seiner ersten Ausflüge in die Vergangenheit gemacht hat, und warum auch: Ich habe zwei Türen geöffnet und mir einen Kugelschreiber angesehen, und dann war ich so hungrig, dass ich wieder zurück mußte. Maybe we should repeat the first phrase.

"Fälle lösen" ist übrigens eine schöner Euphemismus für "Cutscene anschauen". Meine Herausforderung hier bestünde bestenfalls darin, Achievements hinterherzuhecheln: Klicke auf alle Ausrufungezeichen, die im Laufe der Cutscene erscheinen! Du kannst zwar nicht lesen, was daneben stand, dafür geht es zu schnell, aber Du kannst eine von über 50 Medaillen zusammenklicken.

Und ja, eigentlich sollten die Ausflüge in die Vergangenheit hier eine weit größere Rolle spielen, aber das tun sie ja auch nicht im eigentlichen Spiel. Außer, dass sie mich Ausflüge in andere Vergangenheiten machen lassen: Ein Adventure, bei dem ich im Flugzeug nicht an der Stewardess vorbeikomme? Wo ist die Microwelle? Man könnte auch sagen: Damit ich was originell finde, müssen sie mir schon mehr bieten als Modedesigner mit grünen Haaren. Das soll abgefahren sein? Liegt daran nicht auch... eine Division... der Versöhnung?

David sucht nach dem Mörder seiner Frau, und ich habe in meinem Kaffe auch schon das Ende gesehen: Die Pause zwischen Season 1 und Season 2 beträgt jetzt ein sattes halbes Jahr, und kein Pieps von den Entwicklern, stimmt's, Zack? Ich denke, wir werden es nie erfahren, und das paßt so gesehen wunderbar zum Rest des Spiels.



Pro
  • 30 unterschiedliche Kostüme nicht nur für den Hauptdarsteller
  • perfekt geeignet für Fans vom "Chirurgie-Simulator", die so mal ihr Adventure steuern wollen
  • dauert nicht lange
Kontra
  • Ich fühle mich weniger intelektuell als andere Leute
 

D4: Dark Dreams Don't Die

D4: Dark Dreams Don't Die
sf2000
sf2000 07.06.2015 PC 
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