Taktik & Strategie
Entwickler: Haemimont Games
Publisher: Kalypso Media
Release:
07.11.2014
23.05.2014
24.04.2015
28.05.2016
Erhältlich: Digital (Steam), Einzelhandel
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ab 9,49€
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Durchschnittswertung

65%Gesamt
65%

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Lesertest von James Dean

Tropico. Das steht für Karibik-Flair, für atmosphärische Slums, menschenfeindliche und egoistische Diktatoren. Für Allmacht und Größenwahn. Das alles fing 2001 mit Tropico an und arbeitete sich bis 2012 zu Tropico 4 vor (oder Tropico 3.5, wie wir Fans immer sagen). Dieser Teil stellte auf der einen Seite eine Verbesserung, auf der anderen Seite aber auch eine Verschlechterung dar. Man hatte nun Quests und eine zusammenhängende Geschichte, dafür war die Grafikqualität heruntergeschraubt worden. Was hat man nun in Tropico 5 verbrochen?

Die Versprechungen waren wie immer großartig: Multiplayer, mehrere Zeitlinien, mehr Umfang, mehr El Presidente. Die Zutaten waren alle ausreichend da, doch leider hat es der Koch dann doch vermasselt.

Zugegeben, Tropico glänzte schon seit Teil 3 nicht mit Komplexität. Und spätestens in Teil 4 wurde es wirklich einfacher, als der Warenexport das gefühlt Dreifache einbrachte. Aber leider hat man es geschafft, es noch einfacher zu machen. So kann man den Diktatorennamen nicht mehr frei wählen, nur noch den Nachnamen. Auch kann El Presidente nur noch einen von nur noch wenigen Skills haben, die man mit Geld aus dem Schwarzgeld-Konto aufleveln kann. Immerhin ist das Schwarzgeld-Konto nun nicht mehr nutzlos. Dafür fehlen aber einfach lustige Eigenschaften wie "Alkoholiker" oder "Choleriker". Zumindest standen diese bei mir nicht zur Auswahl. Stattdessen gibt es nun Dynastien, El Presidente kann Familienmitglieder besitzen. Diese kann man dann als Manager in Gebäuden einsetzen, welche die Effizienz erhöhen, etwa weniger Unterhalt kosten. Man kann für diese Jobs aber auch normale Leute von der Straße einsetze.

Die Kampagne beginnt im Kolonialzeitalter. Es gibt keine Jahreszahl, nur einen Counter, der anzeigt, wie viele Monate es dauert, bis das Mandat des Königs erlischt. Durch Missionen kann man das Mandat verlängern, letzten Endes muss man aber die Unabhängigkeit erklären, um weiterzukommen. Sprich: Man muss immer mit den Revolutionären anbandeln. Eine diplomatische Lösung ist leider nicht möglich.

Beim Gebäudebau kann man bereits einen Blick in die Zukunft werfen, da alle freischaltbaren Gebäude schon sichtbar sind. Viele klassische Dinge fehlen, etwa billige Wohnhäuser wie Baracken oder Notunterkünfte. Die gebauten Gebäude bleiben über die Epochen optisch gleich, sie passen sich nicht an. Das ist schade, meiner Meinung nach hat man hier sehr viel Potenzial verschenkt, denn so bleibt die Stadt trotz Epochen extrem statisch (optisch betrachtet). Lediglich die Hafengebäude ändern sich. Slums kann man nicht mehr bauen. Zwar gibt es noch Wellblechhütten, die bleiben lustigerweise teilweise sogar stehen, wenn man direkt daneben ein Mietshaus baut, das Gebäude mit der schlechtesten Wohnqualität im Spiel. Grundsätzlich leidet das Spiel unter ein paar Bugs, die aber nur bedingt stören. Falsche Textanzeigen, Gebäude exportieren mehrere Tausend Einheiten und machen angeblich keinen Profit. Eine Textilfabrik bekommt trotz 3 Baumwollplantagen kein Material.

Die Wirtschaft läuft exakt wie in den Vorgängerteilen. Neu ist, dass es nun neben dem bekannten Export spezielle Handelswege gibt, mit denen man, je nach Wunsch und Angebot, mehr Geld verdient oder weniger beim Import zahlen muss.

El Presidente selbst ist in diesem Teil ein sehr blasser und zu gutartiger Charakter. Vom Diktator ist nicht mehr viel übrig geblieben. Er hat nur Gutes im Sinn, böse Taten gibt es nicht mehr wirklich viele. Zwar kann man Dissidenten töten, Geheimpolizisten beschäftigen, aber Inquisitionen oder Bücherverbrennungen gibt es nicht mehr. Die klassische Diktatur ist auch nicht mehr möglich, höchstens eine äußerst eingeschränkte Demokratie.

Viele Dinge mussten gehen, etwa die charismatischen Fraktionsführer wie Sunny oder El Diablo, übrig geblieben sind der königliche Botschafter, Penultimo, eine Rebellenführerin, eine Kapitalistenführerin und zwei vom "Orden", einer Gruppe, die Presidente zeigt, wie man unabhängig und ein erfolgreicher Staatenführer wird. Alles in allem wurde hier unter dem Deckmantel des Größermachens abgespeckt. Das erinnert etwas an eine Rentenreform, bei der man die Neuerungen und Vorteile preist, und hinterher versteckt sich doch eine Kürzung dahinter.

Richtig schlimm ist das "schwarze Buch" mit den Statistiken. Die Zufriedenheit auf dem Hauptschirm ist nicht mehr die Zufriedenheit im Buch, man erkennt auch nicht mehr, was die Leute exakt wollen, wovon die Bedürfnisse abhängen. Man sieht nicht, was die Fraktionen wollen, wo auf der Karte die meisten Menschen zufrieden oder gesund sind. All das hat man auf ein äußerst unbefriedigendes Minimum reduziert, es lohnt sich teilweise gar nicht mehr, überhaupt einen Blick auf alle die Tabellen zu werfen.

Im Großen und Ganzen war Tropico eine Enttäuschung, selbst für die 19 ?, die ich hingeblättert habe. Der Multiplayermodus ist simpel: Bis zu 4 Leuten auf einer Inseln, entweder gegen- oder miteinander.

Hier wurde viel Potenzial verschenkt
Pro
  • Gute Musik
  • Ansehnliche Grafik
  • Viele Wirtschaftszweige
  • Viele Gebäudeupgrades
  • Mehrere Epochen
  • Dadurch auch mehrere Diplomatiepartner
  • erweiterter Handel im Vergleich zu Teil 4
  • Städte sehen beim nahen Zoom wirklich stimmig und großartig aus
  • guter Humor...
  • mehr militärische Möglichkeiten
Kontra
  • Grauenhafte Stimmen. Irgendwer kam auf die glorreiche Idee, nach 4 Teilen die Bewohner einer südamerikanischen Insel nicht mehr Spanisch, sondern mechanisches Hochdeutsch sprechen zu lassen. Widerlich.
  • Keine wirkliche Armut in den Städten
  • Epochen unterscheiden sich optisch nur minimal
  • alte Gebäude "gehen nicht mit der Zeit"
  • Heftige Kürzungen bei Beratern
  • Heftige Kürzungen bei der Infoübersicht (Almanach)
  • Heftige Kürzungen bei der Charaktererstellung
  • ... der nicht mehr so böde wie im Vörgänger ist
  • Heftige Kürzungen bei den Erlässen
  • Noch weniger bzw. keine Konsequenzen bei Fehlverhalten gegenüber den Fraktionen
  • Die Fraktionen wirken ohnehin recht nicht-existent
  • Man spielt in der Kampagne nur 4 Inseln über ca. 12 - 14 Missionen
 

Tropico 5

Tropico 5
James Dean
James Dean 29.05.2014 PC 
65%
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