Rollenspiel
Entwickler: From Software
Publisher: Sony
Release:
25.03.2015
Erhältlich: Einzelhandel
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Durchschnittswertung

65%Gesamt
65%

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Lesertest von Oguz-Khan

BLUTSBRÜDER ODER SEELENVERWAND?
Bloodborne ist unverkennbar das Kind von Hidetaka Miyazaki und seinem talentiertem Team der From Software.

Selbst wer es nicht gut meint und behauptet es wäre nur eine Variation des immer gleichen, hätte damit recht. Wohl aber mehr als starkes für Argument als das es diesem Spiel auch nur im entferntesten etwas anhaben könnte. Doch woher kommt diese von so vielen geliebte und wohl von ebenso vielen gehasste Faszination? Es ist mit Sicherheit nicht der Schwierigkeitsgrad denn dieser ist nach einer gewissen Eingewöhnungszeit nicht der dominierende Faktor. Vielmehr sind es die perfekt ausgeklügelten, designeten und innen einander verschachtelten Welten. Die Verbindung von realem und Traum, Licht und Schatten, dem wirken von Göttern und Menschen. Und mittendrin in diesem "Multiversum" seit ihr, der neue Fremde im Strudel der Ereignisse. Es ist wie ein Western mit umgekehrten Vorzeichen. Wo im Western der Fremde stets mit einem unumstößlichen zumeist sakral aufgeladen als allwissender sein Ziel verfolgt, so ist der Spieler hier mit einem leeren Charakter voller Charakter unterwegs. Einer Figur mit einer Spürbaren aber niemals vollständig sichtbaren Vergangenheit. Der glaube man würde hier der Dominator sein wird einem gleich in den ersten Minuten genommen. Selbst eine irre gewordene mit einem Küchenmesser macht einem hier in Sekunden den gar aus. Schon früh lernt man Vorsicht walten zu lassen und langsam voranzuschreiten. Hier dürfte der erste echte Kritikpunkt der nicht Liebhaber liegen. Dem vollständig auf Reizhunger und Sensationslust getrimmten ist das Spieltempo schlicht zu langsam. Doch wen interessiert das? Wurde im vergangenen Jahrzehnt nicht schon genug für dieses Milieu entwickelt? Es ist erfrischend einen AAA Vertreter der Metroidvania auf der PS4 zu sehen. Erkunden, Gegner ausrechnen, Ressourcen einteilen, die Welt mit hoher Aufmerksamkeit aufsaugen, die Hoffnungslosigkeit spüren. In Bloodborne spürt der Spieler das er nichts besonderes ist. Er ist in dieser Welt nur eine weitere Fußnote der Geschichte. Die Wiedergeburt des Survival Horrors

DER TRAUM EINES JÄGERS

Hochinteressant ist die Traumthematik. "Möget ihr euer Heil in der wachen Welt finden" hießt es regelmäßig und auch möglicherweise ganz am Ende im Abspann.
Die Andeutung einer komplexen Erzählung, ohne dem Einsatz enervierender Zwischensequenzen, ist die Meisterschaft Miyazakis. Man spürt in einer Lebenden atmendem Welt zu sein. Es drängt sich nichts auf aber alles scheint an seinem Platz. Wer wiederholt in diese Welt zurückkehrt wir bald viele kleine und große Geschichten und Dramen entdecken. Wer möchte ignoriert dies und "töten einfach ein paar Monster". Egal es funktioniert. Die Subtilität für alle die alles ignorieren wollen, eine all durchdringende Offensichtlichkeit welche danach Ausschau halten. Diese Einsicht ist sogar zur Währung im Spiel umgemünzt worden. Letztendlich lohnt es sich die Erzählung aus den vielen Einzelmosaiken herauszudestillieren. Wer dies tut wird mit einer reicheren Erfahrung belohnt. Ein perfekter Gegentraum. Eine in diesem Maß völlig ungesehen Erzählkunst im Medium Videospiel.

DAS BISHER SCHÖNSTE SPIEL

Was wurde nicht alles zur Technik eines "Rise" oder "The Order" geschrieben worden. Was beide Titel eint ist eine tadellose Technik, aber langweiligst und so generisch
als möglich umgesetzt.
Bloodborne mag technisch nicht so glänzen, aber das Design ist ein Traum. Die Level sind groß und ausufernd. Es gibt jede menge Abzweigungen. Das Spiel erstreckt sich in die Horizontale wie Vertikale. Jedes Bauwerk jeder Gegner ist mit viel bedacht platziert, und mit viel Liebe zum Detail erschaffen worden. Ja sogar die Grafik an sich ist schlichtweg, mit seinen effektvoll Platzierten Lichtspielen und ausufernd geschmückten Arealen, die Referenz. Wen interessieren da ein paar Ruckler, oder vielmehr Rücklerchen? Kaum zu glauben das es ernsthaft Kritik an der Grafik gibt. Etwas schöneres werdet ihr gegenwärtig kaum zu Gesicht bekommen.

EINE GEGENBEWEGUNG?

Ach was gibt es nicht provokantes zu Lesen zum Thema "zu schwer darum verzichte ich". Dies sei nur etwas für eine versnobte Spieler Elite welche sich über andere erheben wolle. Ach Balsam für meine Ohren. Tatsache ist nun mal das Spiele für jedermann eben auch Biedermänner an den Controller gebracht haben. Warum sollte es nicht ein Gespür für das Höhere und das Niedere auch bei Videospielen geben? Einen Bereich an dem halt nicht jeder abgeholt wird wo er gerade steht, sondern eine höhere Kenntnis und Reife eingefordert wird. Wer glaubt im Leben ja genug gepeinigt zu sein und nach Feierabend doch nur den Kopf abschalten zu wollen, dem sei Mitleid zugesagt. Vielleicht ist diesem einfach das Leben schon zu viel? Soll ich kein Shakespeare mehr Lesen? Mich nicht mehr mit Slavoj Zizek auseinandersetzen? Keine Filme mehr von Tarkowskij anschauen?

Wer nicht Spielen sondern nur Siegen möchte hat hier nichts verloren!
Gut so

Pro
    -
Kontra
  • Es werden noch Jahre bis zum nächsten Spiel von Hidetaka Miyazaki vergehen
  • lange Ladezeiten (hoffentlich erscheint bald ein Patch)
 

Bloodborne

Bloodborne
Oguz-Khan
Oguz-Khan 21.04.2015 PS4 
95%
2 0

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