Arcade-Action
Entwickler: Edelweiss
Publisher: Playism
Release:
30.05.2014
01.07.2015
Erhältlich: Digital (Steam)
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Durchschnittswertung

87%Gesamt
87%

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Lesertest von LePie

Mit "Doujin" werden im japanischen Raum kleine, selbstpublizierte Amateur-Produktionen von Fans für Fans bezeichnet (oft innerhalb der Otaku-Kultur für Mangas, Animes und Videospiele), wobei die Resultate dessen alles andere als amateurhaft anmuten müssen. Das beste Beispiel dafür ist die Indie-Spieleschmiede Edelweiss, die sich in der Vergangenheit immer wieder zu steigern verstand, und dies nicht nur hinsichtlich der Produktionswerte. Muteten Fairy Bloom und das Shoot'em'up Ether Vapor (2006) noch an wie PSX-Spiele, so erreichte man mit dem Beat'em'up Fairy Bloom Freesia (2011) dann auch PS2-Niveau. Mit dem Shmup Astebreed jedenfalls hat sich die Doujin-Spieleschmiede nun selbst übertroffen.

Astebreed macht sich die Vorteile von 3D-Optik ähnlich wie Ether Vapor durch häufige Kameraperspektivwechsel zunutze, so wird der Vertikal- schnell mal mittendrin zum Horizontalshooter oder man fliegt in den Raum hinein - das geschieht auch während der mehrphasigen Bosskämpfe. Der flinke Mech, über den man als Spieler die Kontrolle übernimmt, verfügt vom Start an über mehrere Waffensysteme, darunter zwei Tasten für die Feuermodi für mehr bzw. weniger Streuung (je nachdem geeignet, ob man bestimmte Teile eins Bossgegners besonders beharken oder einfach den mit Gegnern gefüllten Bildschirm freiräumen möchte) und einen Schwertangriff für den Nahkampf; mit letzterem lassen sich auch gelbe und blaue (aber keine roten) Projektile abwehren und gegnerische Nahkampfangriffe kontern. Hält man die Feuertaste gedrückt, so wird auf den Zielerfassungsmodus für die Sonden umgeschaltet. Lässt man die Taste wieder los, so werden die anvisierten Gegner von den Sonden einige Zeit lang bzw. bis zu deren Zerstörung beharkt - in dieser Phase jedoch hat der Mech stark verminderte Feuerkraft auf den Primärwaffen. Gerade dieses sehr sinnvolle Feature war für mich im Spielverlauf kaum noch wegzudenken, denn oftmals kam es vor, dass sich die Gegnerscharen im toten Winkel zu einem aufhielten oder man so mit ausweichen in der Kugelhälle beschäftigt war, dass an angreifen nicht zu denken war (viele werden ähnliche Situationen aus anderen Shmups kennen).
Hält man die Schwertangriffstaste gedrückt, so führt der Mech ein Ausweichmanöver in die ausgewählte Richtung durch. Der vierte Angriff indes, der erst zur Verfügung steht, nachdem man genügend Schaden verursacht hat, startet den EX-Modus. Je nachdem kann der Mech dann eine Schockwelle freisetzen, um Projektile wie Gegner um ihn herum zu beseitigen, oder auch eine Spezial-Schwertangriffskombo auf einzelne Widersacher starten.

Bereits hier macht sich jedoch bemerkbar, dass Astebreed vorwiegend als Score-Shooter konzipiert wurde (der persönliche Highscore lässt sich für den EPen-Vergleich mit anderen auch online hochladen) und einige Featureentscheidungen ausschließlich dahingehend Sinn ergeben. Der Schwertangriff bspw. verursacht weitaus mehr Schaden als der klassiche Primärfeuerangriff, lädt jedoch den Punktemultiplikator nicht auf, sodass Highscorejäger darauf bedacht sein sollten, diesen im Spielverlauf möglichst wenig einzusetzen - aber wiederum oft genug, um gerade die Bossgegner vor Ablauf des Timers zu besiegen, ansonsten verliert man die dafür winkenden Extrapunkte. Upgrades für die Feuerkraft wie bei zahlreichen anderen Shmups gibt es soweit nicht.

Der Mech (zu Beginn steuert man noch einen XBreed, der ab 2/3 des Spiels zum stärkeren Astebreed upgegradet wird) ist nicht wie die Vic Viper T-301 des Protagonisten aus Gradius aus Pappmaché, sondern hält einer Vielzahl von Treffern stand und lädt die Lebensenergie wieder auf. Dadurch ist es möglich, einige Gegner im frühen Spielverlauf schlicht wegzutanken, d.h. diese halten weniger Treffern stand als man selber. Auch die stets fair verteilten Checkpoints - vor jedem Bosskampf folgt immer einer - zusammen mit unendlich vielen Continues sorgen dafür, dass zumindest auf "Normal" jedermann in der Lage sein sollte, Astebreed an einem Nachmittag durchzuspielen.
Kleine Frusterlebnisse könnten dabei dennoch aufkommen, denn ab dem vorletzten Bosskampf dreht der Schwierigkeitsgrad schlagartig auf und der letzte ist eine puristische Hommage an die ur-japanischen Bullet Hell Shooter (Danmaku genannt), bei denen der Bildschirm vor der schieren Anzahl an Projektilen förmlich untergeht. Dies hätte man etwas besser ausbalancieren können, denn bei diesem vorletzten Boss wird von einem Moment auf den anderen vom Spieler erwartet, sämtliche Mechaniken des Spiels verinnerlicht zu haben, während das zuvor noch nicht vonnöten war.

Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass mir Highscorejagden persönlich nicht so liegen - das wahre Erfolgserlebnis liegt eher im Durchspielen selbst - sodass ich mir für einem möglichen Nachfolger wieder wie bei Ether Vapor einen stärkeren Fokus genau darauf wünschen würde.

Aber ich bin guter Dinge, dass der nächste Titel aus Edelweiss'schem Hause das Potential zu einem Shoot'em'up-Meisterwerk hat - dafür fehlt hier nicht mehr viel.
Pro
  • Schwertangriff zum Abwehren von gelben und blauen Projektilen und Kontern von Nahkampfangriffen
  • bei gedrückter Schwertangriffstaste Ausweichmanöver aus brenzligen Situationen möglich
  • zwei Feuermodi für Punktangriffe oder Extrastreuung
  • Lock-On-Modus, um Gegner automatisch mit Sonden angreifen zu lassen - so hat man endlich einmal ein Mittel gegen den berüchtigten toten Winkel
  • sehenswerter EX-Modus, gerade bei späteren Bossgegnern
  • Auflockerung des Spielgeschehens durch viele Kameraperspektivwechsel, auch inmitten von Bosskämpfen
  • drei Schwierigkeitsgrade ("Easy", "Normal", "Hard"), wobei "Hard" erst nach dem erstmaligen Durchspielen auf "Normal" freigeschaltet wird - für Highscore-Jäger kommen aber ausschließlich "Normal" und "Hard" zum Einsatz
  • stimmiges, abgehobenes Artdesign
  • effektreiche, aber dennoch nur selten unübersichtliche Weltraumkämpfe
  • Kugelhölle par excellence beim letzten Boss
  • stimmiger Soundtrack
Kontra
  • recht leicht - insbesondere im Vergleich zu anderen Doujin-Produktionen - da Fokus auf Erlange möglichst hoher Highscores
  • abrupter Anstieg im Schwierigkeitsgrad ab dem vorletzten Boss (davor bin ich auf "Normal" nicht ein mal gestorben), auch auf "Hard" war dies weiterhin bemerkbar
  • Audio ausschließlich auf Japanisch, lesen der Untertitel während der Level oft kaum möglich
  • auch keine Replay-Funktion, sodass einem beim erstamligen Durchspielen große Teile der Story entgehen werden
  • Story rund um Familienwiedervereinigung ist übertrieben kitschig
  • manche der (japanischen) Sprecher sind nicht gut besetzt
  • mir persönlich liegen Scoreshooter nicht so gut, eher möchte ich unter Aufwendung von Blut, Schweiß und Tränen den Fortschritt zum nächsten Level erkämpfen (in der Hinsicht sind gerade Thunder Force IV, M.U.S.H.A., Gradius V oder Hydorah zu empfehlen)
 

Astebreed

Astebreed
LePie
LePie 31.08.2014 PC 
87%
1 0

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