Shooter
Entwickler: Rockstar Vancouver
Publisher: Rockstar Games
Release:
18.05.2012
01.06.2012
01.06.2012
Erhältlich: Digital (Steam), Einzelhandel
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ab 19,99€
Spielinfo Bilder Videos

Durchschnittswertung

79%Gesamt
72%
85%
73%

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Lesertest von TheInfamousBoss

"Hey! Bist du Max Payne?"

Diese Frage wird euch von einem finsterem Typen gestellt, der von zwei weiteren seltsamen Gestalten begleitet wird. Was macht ihr?

A) Ihr antwortet "Ja"
B) Ihr antwortet "Nein"
C) "F*ck dich selber, du Arschloch" (Zitat "Terminator")
D) Ihr geht sofort in Deckung, aktiviert die Zeitlupe und entledigt euch dieser nervigen Zeitgenossen.

Auch wenn Antwort A) wahr wäre und C) cool wirken würde, weiß Max Payne eins: Wenn ihn jemand aufsucht, dann sicher nicht, um mit ihm Tee zu trinken. Er hat schon viel zu viele Jahre die Leichensackindustrie vor angekurbelt. Die Alpträume von früher hat er zwar nicht mehr - dafür ist er jetzt aber alkohol- und schmerzmittelabhäbgig. Ein alter Freund namens Raul Passos kommt daher wie gerufen: Er bietet Max einen Bodyguard-Job in Sao Paolo an - welcher nach einigen weiteren toten Mobs von unserem heruntergekommenen Haudrauf angenommen wird. Aber beim Beschützen einiger Personen wird es natürlich nicht bleiben. Der portugiesisch sprechende Abschaum von Brasilien sucht nämlich Ärger. Dass Max eben diesen nicht sucht, macht er auch selber deutlich. Denn der Ärger findet Max, ganz gleich, wo er sich versteckt.

Remedy revolutinierten 2001 das Actiongenre mit Teil 1. BulletTime, düster-erwachsene Story, originelle Erzählweise - all das hatte man noch nie in dieser Form gesehen. Teil 2 schlug 2004 die etwa gleiche Richtung ein, ohne jedoch ganz die trostlose Atmosphäre des Erstlings zu erreichen. Es war mehr auf Spaß ausgelegt.
Teil 3 dagegen ist von R* entwickelt worden. Die sind bekanntlich Profis auf dem Open World-Terrain. Also müssen sie lineare Spiele ja erst recht drauf haben, oder?!
Den Entwicklerwechsel merkt man dem Spiel sofort an: Nicht mehr so trostos-kahle Umgebungen, keine Comictrips mehr. Stattdessen wird das Bild jetzt dynamisch "gesplittet" und verfärbt. Letzteres soll Max' Drogenabhängigkeit darstellen. Die Spielabschnitte sind nicht durchgehend heruntergekommen, aber wirken stets erwachsen, realistisch und auch bedrohlich, was vor allem an den ziemlich aggressiven Gegnern liegt - eine deutliche Steigerung gegenüber den Pappfiguren der Vorgänger. Außerdem ist die Story eigenständig und erfordert nicht die Kenntnis der Vorgänger, was aber dennoch aus dramaturgischen Gründen dringend zu empfehlen ist.

Technisch ist "Max Payne 3" sehr gut: Schöne Texturen, klasse Zwischensequenzen, und die besten Animationen bisher. Die u.a. aus "GTA IV" und "RDR" bekannte Euphoria-Physik legt die Messlatte erneut höher. Getrübt wird das Gesamtbild nur durch einige (sehr) seltene Ruckler und das manchmal zu späte Laden der Levels.

Die Steuerung erfordert einiges an Übung, obwohl Max meist nur rennt, springt und schießt - denn die Physik hat auch Einfluss auf Max' Bewegungen. Er stolpert, sackt zusammen wenn er gegen eine Wand springt, und ist auch sonst nicht mehr der Jüngste. Leider wirkt das alles manchmal etwas schwammig - aber die Steuerung ist insgesamt deutlich besser als noch in "GTA IV" oder "RDR".

Musikalisch versucht man, Max' Gefühle zu unterstreichen. Mal ein langsames Klavierstück (natürlich das Max Payne-Theme), mal aggressive, elektronische Musik, wenn Max genug hat und sich durch die Gegnermassen rodet (auch bekannt aus den Trailern).

Eine absolute Neuheut ist der Multiplayer-Modus mit zig Personalisierungsmöglichkeiten der Charaktere und Waffen. Auch sehr gut gelöst ist die Nutzung der BulletTime: Diese wird für all jede aktiviert, die sich gegenseitig im Blick haben. Wer schnell hinter einer Mauer verschwindet, ist also raus aus der Zeitlupe und somit aus der Gefahr. im "Gang Wars"-Modus wird schließlich von Bandenkriegen und Schießereien mit der Polizei erzählt, was als Nebenstory angesehen werden kann. Etwas Balancing wäre aber noch wünschenswert.

Wie die Vorgänger hat "Max Payne 3" jedoch auch einige Schwächen.

Die deutlichste und stets präsente ist der Schwierigkeitsgrad. Auf "Normal" wird man vor allem beim ersten Durchlauf ständig durchsiebt, auch sind einige Checkpoints ziemlich mies verteilt. In späteren Durchläufen kommt man mit etwas Übung zwar recht weit, ohne einmal zu sterben, allerdings braucht man auch immer etwas Glück. Für weiteren Frust sorgt der Modus "New York Minute Hardcore". Man muss das ganze Spiel an EINEM STÜCK durchspielen, was ca. 4 Stunden dauert. Wenn man stirbt, fängt man von vorne an. Geht's noch?

Außerdem sind viele Zwischensequenzen nicht abbrechbar. Dass sie zum Laden der Abschnitte verwendet werden, ist ja eine tolle Idee, aber oft kann man sie auch nicht abbrechen, wenn gar nichts mehr geladen wird.
Apropos Ladezeiten: Im Multiplayer sind sie fast schon unverschämt lang. Selbst das Verlassen eines Matches dauert.

Auch hätte ich mir wenigstens eine Alptraumsequenz gewünscht. Sie hätte sicher irgendwo untergebracht werden können und hätte das Spiel nochmals aufgewertet.

FAZIT: Sehr gutes Actionspiel, etwas andere Story, neue Richtung. Wer offen für einen neues Max Payne ist, wird es lieben!
Pro
  • Super Grafik...
  • gute Story mit interessanter Wendung
  • keine automatische Heilung dank Painkillers
  • passende Musik...
  • Hammer-Physik!
  • gute Steuerung...
  • kein wahlloses Geballer, sondern stets anspruchsvoll
  • trostlos-bedrohliche Umgebungen
  • nostalgische Flashbacks ins verschneite Hoboken, New Jersey
  • viele Waffen
  • coole Sequenzen, in denen die BulletTime automatisch ausgelöst wird
  • Arcade-Mode und New York Minute (Hardcore)
  • vieles im Multiplayer freischaltbar durch Singleplayer-Herausforderungen
  • Max ist immer noch Max, aber deutlich zynischer
  • brutale Schießereien
  • kein "unnötiger" Humor
  • ordentliche Spieldauer (ca. 12 Stunden beim ersten Durchlauf)
  • spaßiger Multiplayer mit gut gelöster BulletTime-Nutzung
  • durchaus "Noir", jedoch nicht mehr so offensichtlich
  • schön recherchierte Umgebungen
  • kein Cliffhanger-Engine
  • Shootdodge auch ohne BulletTime-Vorrat auslösbar
  • interaktve Nahkampffinisher
  • je nach "Art" clevere, aggressive Gegner
Kontra
  • ...mit einigen Unstimmigkeiten wie (seltenen) Rucklern und Grafikfehlern
  • kein einziger altbekannter Charakter (außer Max) taucht auf
  • ...die nicht ganz so markant klingt wie in den Vorgängern
  • ...die manchmal etwas schwammig wirkt durch die Physikengine
  • oft unfair, viel Trial & Error
  • Bösewicht(er) nicht gerade markant
  • New York Minute Hardcore ziemlich frustrierend
  • viele lange, nicht abbrechbare Zwischensequenzen
 

Max Payne 3

Max Payne 3

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