Action-Adventure
Entwickler: Kojima Productions
Publisher: Konami
Release:
05.03.2009
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Durchschnittswertung

91%Gesamt
91%

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Lesertest von Oguz-Khan

Metal Gear (Solid) lebt von der Erinnerung der Spieler, die voller Demut auf das grandiose Originalspiel auf der Playstation blicken. Mit jedem neuen Teil hofft der Spieler, dass Gefühl von einst wieder aufleben lassen zu können...

...aber man wird halt nicht jünger. Das Erfolgskonzept und die Originalität der Metal Gear Reihe wurde, wie bei vielen kreativen Konzepten, aus der Not geboren. So erforderte das Schleichkonzept weniger Ressourcen von der eh schon sehr limitierten Leistung des MSX2 Homecomputers aus dem Jahr 1987. Ausgewachsene Actionorgien forderten höchstes programmiertechnisches Können, und waren so gut wie immer mit Fehlern wie Slowdowns und Spritesflackern behaftet. In dieser Zeit hatte der junge Spieldesigner Hideo Kojima, die Idee, wie er seine Vision eines "Actionspiels" mit Handlung auf die Konsole bringen könnte. Er reduzierte die Effekte und die Objektanzahl, und ersetzte das übliche Laufen und Schießen durch Laufen und Verstecken. Das Schleichspiel war geboren. Die aus heutiger Sicht kurzen Dialoge in Textformat, waren für damalige Verhältnisse, gerade für ein "Actionspiel", revolutionär. Eine Dekade Später brachte es Kojima dann zur Meisterschaft. Sein Metal Gear Solid war der erste echte Spielfilm im Wortsinn. Die immer noch limitierten Ressourcen der Playstation, zwangen zu Designentscheidungen die bis heute funktionieren. So blieb die Kamera fast immer auf die Draufsicht beschränkt. Ein Umsehen war nur aus dem Stand möglich. Aber wirklich außergewöhnlich war die Hollywoodreife Präsentation. Alle Dialoge waren eingesprochen, die Kameraführung war Professionell, die Figuren hatten Tiefgang. Die Handlung gab Stoff zum Nachdenken. Es ging um die Folgen der nuklearen Aufrüstung und den Möglichkeiten der Gentechnik. Die Handlung erklärte sogar die lächerliche Kurzsichtigkeit der Soldaten. Alles war sehr liebevoll gestaltet.

WENN AUS NOSTALGIE EINE INSTIUTION WIRD

Der vierte Teil ist der Abschluss einer nostalgischen Serie von Spielen, für eine Gruppe Nostalgischer Spieler. Die Themen sind immer noch Gentechnik und Waffen erweitert um die Möglichkeiten des Zeitalters der Digitalisierung. Immer noch aktuelle und Brisante Themen, die jedermann berühren können. Das Problem ist allerdings der Mangelnde Fokus. Kojima hatte nun ein zigmillionen Yen Budget, mit dem er schon wiederholt versucht, Filme der Machart eines Jerry Bruckheimers mit der eines Wes Anderson zu kombinieren. Also großes Krawallkino, kombiniert mit persönlichen kleinen Geschichten wie aus dem Autorenkino. Das Resultat ist dasselbe wie seit Teil zwei. Er ist Grandios gescheitert. Die Unmenge an Wortdiarrhö gepaart mit bedeutungsschwangerer Musik, macht noch lange kein gutes Kino. Viele der Videosequenzen sind für Story und Plot nicht notwendig. Zahlreiche Nebenhandlungen verlaufen ins Leere. So ist Snake nicht wirklich gealtert. Er hat nur andere Texturen im Gesicht. Seine Mobilität und Kraft sind auf den Niveau eines jungen Ochsen. Die Entwicklung der Kriegsökonomie ist schon längst Realität. Sie übersteigt, ganz ohne den implantierten Chip Zusatz, die Vision in MGS4 in punkto Opferzahlen und Gewinnmaximierung bei weitem. Die Anmerkung, dass "wenn alles auf dem Schlachtfeld kontrollierbar sei, Krieg zur Routine würde", ist eines der Grundpfeiler der Zivilisation. Kojima rennt also offene Türen ein die trotz der rauen gelegten Stimme von David Hayter, nicht an zusätzlicher Bedeutung gewinnen.
Man hätte aus dem MGS4 Konglomerat, ein bissiges und straffes Kommentar zu Krieg und Frieden, Freundschaft und Verrat, Technik und Natur schaffen können. Aber Kojima ist Grandios am Filmschnitt gescheitert. Die Sequenzen sind zu 80% den "Deleted scenes"
hinzuzufügen. Die Story ersäuft in Banalitäten und Pathos. Die ganzen Actionszenen wirken wie eigenständige Filmchen, wie man sie auf Youtube vorfindet. Frei von Kontext aber Hauptsache "Awesome". Denn entweder baut man eine glaubwürdige Kriegsökonomie auf, ODER kreiert eine von physikalischen Einschränkungen entbundene Mangawelt.
So bleibt ein Spiel, welches Schleichen zur Option verkommen lässt, und nur dann für Gänsehaut sorgt, wenn es seinen grandiosen Erstling zitiert.

EMPFEHLUNGEN AN MGS SPIELER

Wer sich wirklich an den Themen der MGS Serie interessiert zeigt, sollte sich Folgende Filme anschauen: "GATTACA" (Gentechnik), "Lord of War"(Kriegsökonomie), "Gost in the Shell 1 und 2"(Digitalisierung von Gedanken). Wer diese schon kennt wird meine Kritik an MGS4 in Punkto mangelndem Fokus und Erzähltempo nachvollziehen können.
Abschließend an alle MGS Nostalgiker die Empfehlung: Holt euch das Gamecube Remake des ersten Teils "MGS The twin Snakes". Ein geniales und liebevolles Update zum Original. Danach werdet ihr alle weiteren Teile schnell vergessen haben...

... denn wann hattet ihr das letzte Mal bei einem Konami Spiel mit Metal Gear im Namen, ein großes Ausrufezeichen über den Kopf?
Pro
  • Mein Text ist mehr eine Spieleanalyse, denn eine klassische Review mit klaren PRO/KONTA Marken. Wer meht zur Mechanik des Spiels wissen will, ließt hierzu bitte den "4Players" Text.
Kontra
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Metal Gear Solid 4

Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots
Oguz-Khan
Oguz-Khan 29.08.2012 PS3 
70%
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