Plattformer
Entwickler: Digital Illusions
Publisher: Electronic Arts
Release:
13.11.2008
18.05.2010
15.09.2010
13.11.2008
Spielinfo Bilder Videos

Durchschnittswertung

79%Gesamt
81%
82%
71%

Alle Lesertests

Lesertest von TheInfamousBoss

Manchmal, ganz selten, kann ich mich der deutlichen Mehrheit einfach nicht anschließen. Umso deutlicher ist dieser Effekt bei "ME".

Das bedeutet: ACHTUNG, SUBJEKTIVES ABKOTZEN! Wer deswegen gleich "Daumen runter" geben will, soll sich den Daumen doch bitte zuerst in den Hals schieben und mit mir zusammen abkotzen. Einleitung Ende.

Tot. Tot. Dritter Versuch. "JA!!! Endlich hab ich es bis zum Rohr geschafft!" *Kugelsalve* Tot. Der Checkpoint lädt erneut, das Bild ist noch nicht mal ganz in der eigentlichen Farbgebung - Tot. Ganz nett auch der "Tipp" auf dem Ladebildschirm zwischendurch (nur sinngemäß): "Halten Sie sich von Gegnergruppen fern und kämpfen Sie nur gegen einzelne Gegner." Hmm, so so. Irgendwie stehe ich aber gerade da, eingekreist von fünf mit MGs bewaffneten SWAT-Bullen und muss an Ihnen vorbei, um das knallrote Rohr zu erwischen. Das geht aber nicht ganz so einfach, denn entweder fange ich mir die 536. Kugelsalve ein, oder einer der Cops sorgt mit seiner Gewehr-Schulterlehne dafür, dass ich meinen nächsten Zahnarzttermin vorziehen muss. Nee, da stürze ich mich zur Abwechslung doch lieber runter auf die Straße vor den Gemüseladen, das ist nämlich schon wieder 24 Tode her.

"ME" ist ein dreistes Scheißdrecks-Spiel, dass einem eine lange Spielzeit vorgaukelt, obwohl es eigentlich in sechs Stunden beendet sein könnte. Noch niemals habe ich soviel Trial & Error erlebt, wobei "Trial" schon fast gelogen ist, denn der "Error" erscheint schon, bevor ich vor einem Sprung die Arschbacken zusammenkneifen kann. Das ganze Spiel ist ein einziger "Error". Aber was ist mit den Lobeshymnen? MIR EGAL!!!

Die "Story": Ein totalitärer Staat. Man spielt Faith, die ein sog. "Runner" ist - illegale Nachrichtenüberbringer in einer grausigen Zukunft (mit bestem Wetter). Um hier nicht aufzufallen, hat sie sich das halbe Gesicht zutätowieren lassen. Moment, ich lache gerade über meinen eigenen Witz. Weiter gehts. Irgendwie gibts eine Verschwörung mit lauter komischen Kaspern, selbst meine Schwester soll irgendwo im Spiel aufgetaucht sein. Das war wohl dann, als ich blutig mit dem Kopf auf der Straße aufgeschlagen und danach vom LKW überrollt worden bin. Jedenfall muss man halt das tun, was ein "Runner" so tut: Dauernd sterben. Über den Sinn des Ganzen mache ich mir gerade noch Gedanken. Da die Story scheiße ist, wird sie in preiswerten Billig-Comics "erzählt".

"ME" startet vielversprechend (JA!) mit einem netten Tutorial und Prolog, ödet aber schnell mit immergleichen, weißen Dächern, ständig gleichen Farben (ich hab selbst im Bett noch grelles weiß-blau-rot gesehen) und absolut unfairen Sequenzen an, die man gar nicht beim ersten Versuch schaffen SOLL. Denn man weiß erst dann, dass ein normaler Sprung nicht ganz reicht, wenn man mit dem Fingernagel an der Kante kratzt und in einem Riesenventilator landet. Der nächste Versuch (= Wallrun, also Wandlauf) lässt einen übers Ziel hinausschießen bzw. rennen und in ein dunkles Loch fallen (im Spiel und auch psychisch). So schaut man sich um, von Spielfluss längst keine Spur mehr, und entdeckt schließlich irgendwo eine greifbare Kante, die es dann doch nicht war. Wieder gibts frischen Fleischsalat aus dem Riesenventilator. Die Hilfefunktion zeigt einem nämlich nur das Ziel an, was nur selten hilft.

Absolut lächerlich wird es, wenn die Spezialeinheiten oder hüpfenden Kung-Fu-Bullen auftauchen, und man unter Angriffen, durchlöchert und geprügelt, verzweifelt durch die Gegend rennt, verfolgt wird und nach einem Weg sucht. Fehlt nur noch das riesige Kreuz auf dem Rücken, und fertig ist "Die Passion Christi 2".

Die elektronische Musik hat null Wiedererkennungswert und nervt nach dem 30. Neuladen einfach nur noch. Der Schlusssong ist jedoch super gelungen, sehr atmosphärisch!

Pluspunkte gibts nur für die an sich kompakt-clevere (aber zu pienzige) Steuerung, einige wenige, FAIRE Momente, in denen man z. B. Gegner entwaffnet, ausknockt und elegant verschwindet (und in den nächsten Abgrund fällt), die gut gemachte Ego-Perspektive, PS3-Trophäen und das Gefühl, wenn das Spiel vorbei ist.

Ansatzweise motivierend sind nur die Zusatzmodi wie z. B. "Time Trial" (& Error, ha-ha) und Speed Run, wo man unter Zeitdruck steht und somit besonders oft stirbt. Diese Modi retten das Spiel letzten Endes vor einem Totalausfall - denn die Story mag ich nicht mehr durchspielen!
Erstaunlich ist die Tatsache, dass man dieses Free Running-Spiel selbst auf "Einfach" schneller durch MG-Gebrauch schafft als durch Rennen, Springen und Klettern. Traurig.

Übrigens: Wenn ich jemals dem für die grelle Farbgebung verantwortlichen, anscheinend gamma-geblendeten und menschenhassenden...Menschenhasser begegne, schmeiß ich ihn persönlich in den nächstbesten Abgrund.

Meine Erkenntnis für alle suizidgefährdeten Leser: Free Running ist der beste Weg, um sich schnell zu töten! Die qualvolle, stundenlange Alternative heißt "Mirror's Edge" zocken.

3,5/10 grell-weiße Punkte, u. a. auch weil ich nur 12,99? bezahlt habe
Pro
  • an sich interessanter, flüssiger Grafikstil...
  • anfangs noch halbwegs motivierend
  • clevere Tastenkonfiguration
  • detaillierte Ego-Perspektive
  • recht viele Moves
  • nettes Entwaffnen (auch dank Zeitlupenfunktion)
  • der Song am Ende
  • Zusatzmodi
  • Trophäen unterstützt
  • das Spiel ist irgendwann zu Ende
  • die Kontrapunkte passen noch in die Spalte
Kontra
  • ...mit Eye Rape-Funktion
  • Steuerung viel zu pienzig, kleine Fehler werden sofort bestraft (oder vom Spiel begangen)
  • öööde, schwach inszenierte Schießereien, die oft auch noch das Geschehen vereinfachen
  • allesamt unsympathische Charaktere
  • selbst jede Zalando-Werbung hat mehr Story
  • irgendwie unterkühlt-verlassenes Setting (trotz Riesenstadt)
  • ewig lange Aufzugfahren
  • Hilfefunktion oft nutzlos
  • Checkpoints oft viel zu weit auseinander bzw. schlecht gelegt
  • Türen können immer nur aufgebrochen werden - wozu ist die Klinke da??
  • Stealth ist so gut wie gar nicht möglich
  • kein Spielfluss durch ständige Tode
  • Zeitlupe deaktiviert sich nur von selbst
  • "Ich-Gefühl" kommt trotz gut gemachter Ego-Perspektive so gut wie nie rüber
  • oft ohne Tod gar nicht feststellbarer Weg
  • Trial & Error
  • Trial & Error
  • TRIAL & ERROR
 

Mirror's Edge

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