Ich hätte zuvor nie gedacht, an einen Wandersimulator zu geraten, bei dem nicht einmal das Wandern funktioniert. Dem 'gewaltfreien, erzählerischen MMO' Wander (sowie dem neueingeführten Steam-Rücckerstattungssystem) sei Dank kann ich diese Erfahrung nun endlich mein eigen nennen.

Das Spielprinzip dieses (Un-)Spiels ist dabei schnell erklärt: Man bewegt seine Spielfigur in der Third-Person-Ansicht innerhalb der durchaus ansehnlichen, aber leblosen Spiellandschaft von Punkt A nach B und kann unterwegs an markierten Felsblöcken neue Schriftzeichen erlernen, um diese anschließend nachzupausen und Wortfetzen auszustoßen; letzteres stellt übrigens die einzige Form an Interaktionsmöglichkeit in Wander dar. Erreicht man Punkt B, so wechselt man die Spielfigur, wird zu Punkt C teleportiert und darf sich zu Punkt D bewegen. Damit wäre auch schon alles wichtige erwähnt ...

... theoretisch jedenfalls, denn das Spiel ist in einem unhaltbar verbuggten Zustand. So vermochte es besagte Zeichen nur in den allerseltensten Fällen richtig zu erkennen (mit einem PS4-Controller anstatt M&T dürfte dies zu einem Ding der Unmöglichkeit verkommen). Selbst die schlichte Bewegung der Spielfigur verkam durch unzählige Clippingfehler zu einer Tortur, der Charakter konnte in der Luft frei schwebend hängen bleiben(!) oder auf Nimmerwiedersehen im Boden versinken.
Trotz Vermeidung von Early Access und einem Release als 'fertiggestelltes' Produkt scheinen sich die Entwickler dieser Probleme doch durchaus bewusst zu sein, wie der direkt ins Pausemenu integrierte 'CAN'T MOVE?' Button eindrucksvoll zeigt.

Beim Spielen beschlich mich auch unweigerlich der Eindruck, dass die Entwickler mit Wander wohl ausschließlich einen reinen Cashgrabber und Screenshotblender erzeugen wollten. Entgegen der Beschreibung im Steamstore bestraft es nämlich eine tatsächliche Erkundung der Spielwelt, da die Landschaften abseits der Hauptpfade immer karger und die Bodentexturqualität sich immer stärker in Richtung von Erbrochenem bewegt. Mithilfe fortschrittlicher Engines wie eben der CryEngine 3 sowie gut bestückten Asset Stores ist die Erzeugung solcher möglichst Screenshot-tauglicher Ambientes auch alles andere als ein Kunststück, im Gegenteil, die tatsächliche Arbeit eines Entwicklers zeigt sich erst dabei, wie er besagte Landschaft mit Leben füllt.
Genau in diesem Part glänzten die Entwickler durch völliges Versagen, sodass den Spieler in Wander weder eine interaktive, denn eine narrative Spielerfahrung erwartet.

Ach ja, fast vergessen, zwischendurch können andere Spieler wort-, interaktions- und ziellos an einem vorbeilaufen, 'MMO' halt.



[getestet wurde die am 04.06.2015 veröffentlichte Steamversion]