Rollenspiel
Entwickler: Bioware
Publisher: Electronic Arts
Release:
05.11.2009
10.11.2009
19.11.2009
Spielinfo Bilder Videos

Durchschnittswertung

84%Gesamt
87%
80%
79%

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Lesertest von Samuelias

Das im Rollenspielgenre angesiedelte Fantasyspiel von den Machern der erfolgreichen und sehr guten ?Mass Effect? ? Trilogie hat unzählige Stärken und gute Ideen, aber eine große Schwäche, die leider alle Stärken überdeckt.
Ich habe es nicht geschafft, das Spiel aus dem Jahr 2009 komplett durchzuspielen. Nach schätzungsweise zwei Dritteln der Geschichte konnte es mich nicht mehr motivieren. Dabei hatte es so gut angefangen?
Dragon Age Origins behandelt die spannende Geschichte von Ferelden, einem fiktiven Land, das vor einer riesigen Gefahr steht: Eine Verderbnis droht das Land zu überziehen, was bedeutet, dass die dunkle Brut (orkähnliche Kreaturen) geleitet von einem Drachen aus den Tiefen der Erde hervordringt, um alles Lebende auszurotten. Das Land und die verschiedenen Rassen (Menschen, Zwerge, Elfen) müssen vereint werden, um sich der Bedrohung stellen zu können. Als Mensch, Elf oder Zwerg fällt dem Spieler diese Aufgabe zu, denn als beinahe letzter lebender Grauer Wächter (eine Gruppe aus Kriegern, die sich der Vernichtung der dunklen Brut verschrieben haben) stellt man die letzte Hoffnung für Ferelden dar.
Das Spiel beinhaltet eine tiefe und epische Geschichte und ist deutlich inspiriert von Tolkien und Martin. Politische Ränkeleien und brutale Konsequenzen könnten auch aus den sieben Königreichen und die Bedrohung der ?Orks? auch aus Mittelerde stammen. Das ist nichts Negatives, im Gegenteil: Dragon Age Origins verbindet geschickt bekannte Fantasyelemente und schafft ein neues, düsteres und vielfältiges Universum mit eigenem Klassensystem, ernsthaften Problemen und realistischen Konsequenzen. Zwar kommt es mit seiner Darstellung einer glaubhaften Fantasywelt mit eigener Politik und Wirtschaft nicht ganz an ?The Witcher? ran, doch versprechen alle sechs Anfänge, aus denen man wählen kann, eine spannende Geschichte.
Im Laufe des Spiels bildet sich eine Gruppe aus einigen ambivalenten und psychologisch tiefen Figuren um den Protagonisten, mit denen man stundenlange, teils emotionale, teils belanglose, Gespräche führen kann. Jede Nebenfigur ist sehr interessant und in ihrem Verhalten sehr individuell. Die Beziehung zu den Figuren kann durch Handlungen oder Geschenke verbessert oder verschlechtert werden, wodurch Nebenquests oder interessante Details ans Licht kommen. Das taktische Kampfsystem kann überzeugen, überall gibt es Nützliches fürs Inventar zu finden und die Geschichte wird episodenhaft und spannend erzählt. Warum also will ich dieses Spiel nicht durchspielen?
Wie man bereits erkennen kann, ist Dragon Age Origins sehr storyfixiert aufgebaut, was ich eigentlich durchaus schätze, denn die Geschichte ist mir bei Spielen sehr wichtig. Das Problem ist hierbei jedoch, dass der Protagonist, im Gegensatz zu allem Anderen, sehr blass bleibt. Die Flachheit der Spielfigur wird durch die Tiefe der ausgearbeiteten Nebenfiguren überdeutlich und nimmt mir als Spieler die Lust, als uninteressanteste Person des Landes weiterzuspielen. In Dialogen spricht nur mein Gegenüber, den Text des Protagonisten muss man lesen. Man trifft wichtige Entscheidungen, leidet, liebt und kämpft, doch während in den Nebenfiguren Emotionen und Konsequenzen der eigenen Taten zu sehen sind, wirkt die eigene Figur nur wie ein Schatten, wie eine leere Schablone. Sie ist das Langweiligste im ganzen Universum Fereldens und ich habe keine Lust, mit ihr weiterzuspielen ? auch wenn die Geschichte und die Nebenfiguren teilweise grandiose Momente bieten. Das Spiel steht und fällt mit der Spielfigur und diese darf in einem storybasierten Spiel wie Dragon Age Origins nicht so blass und stumm sein.
Bei Mass Effect konnte man Shepard auch formen und eigene Entscheidungen treffen, doch hatte er eine Persönlichkeit, die dem Protagonisten in Dragon Age fehlt. In Skyrim wiederum fällt die Blässe des Protagonisten nicht ins Gewicht, da es in diesem Spiel nicht um Story, sondern um die Gesamtatmosphäre und Erkundung geht.
Auch wenn Dragon Age Origins bisher einige großartige Momente und eine gute Story zu bieten hatte, fehlt mir auf Grund der mangelnden Identifikation mit dem Protagonisten die Motivation, das Spiel durchzuspielen. Da konzentriere ich mich lieber beispielsweise auf Geralt von Riva, der in seiner nüchternen, realistischen und atmosphärischen Fantasywelt eher in meiner Oberliga spielt.
 

Dragon Age

Dragon Age: Origins
Samuelias
Samuelias 18.09.2014 PC 
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