Action-Adventure
Publisher: Nintendo
Release:
03.03.2017
03.03.2017
Erhältlich: Einzelhandel
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ab 54,99€
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Durchschnittswertung

88%Gesamt
95%
80%

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Lesertest von Deaty

"Das beste Zelda seit Ocarina of Time."
Jener Satz war häufig zu vernehmen, als die ersten Tests zu The Legend of Zelda: Breath of the Wild eintrudelten. Denn folgt man den grandiosen Wertungen nahezu aller Spieleportale, kann die Antwort darauf nur ein ganz klares „ja“ sein.
Ist es wirklich so eindeutig?
Nun, meiner Meinung nach nicht. Lasst mich in diesem Test also die ungehörte Gegenstimme sein, die womöglich dem ein oder anderen Fan aus der Seele spricht.

Mein Einstieg mit Breath of the Wild war bombastisch. Die große, offene Welt, von Nintendo passenderweise als „Open Air“ betitelt, hatte mich voll erwischt. So viel zu tun, so viel zu entdecken, so viel zu erbeuten. Endlich die Neuerungen, die ich mir schon so lange gewünscht habe! Verschiedene Waffen und Rüstungen, ein Crafting- und Sammelsystem, keine Levelbegrenzungen. Alles, was Open-World Spiele auszeichnet, hat Nintendo tadellos in sein Zelda-Universum implementiert, ohne, dass es irgendwie geklaut wirkt. Das können sie einfach. Der Grafikstil ist wie aus einem Guss, und auch technisch ist das Ganze solide, obgleich von einigen Slowdowns geplagt. Wie im Flug vergingen die Stunden, während ich nach und nach die Weltkarte aufdeckte.

Nun. Und irgendwann passierte es. Die Schattenseite von Open-World, wie ich sie in vielen anderen Spiele bereits erlebt hatte, und von der ich hoffte, sie mochte Nintendos neuesten Streich verschonen. Sie offenbarte sich:
Plötzlich wurde es langweilig.

Denn in der Weite von Hyrule verliert sich leider auch der rote Faden. Hier wird der Verzicht auf die klassischen Tempel deutlich. Ich mache hier einen Mini-Schrein, plündere da ein Monsterlager, hebe hier eine Schatztruhe, und sammle dort noch irgendetwas ein. Klar, irgendwo im Hinterkopf war da schon noch etwas mit „besiege Ganon“, aber nebenher werde ich mit so vielen Quests und Nebenaufgaben überschüttet, dass die Rettung der Welt vollkommen untergeht – zumal der Zustand der „Verheerung“, die ja eigentlich Grund für mein Abenteuer ist, zu keiner Zeit deutlich wird. Alles geht seinen gewohnten Gang. Kein Bewohner scheint ernsthaft besorgt oder gar verzweifelt angesichts der Tatsache, dass der Untergang der Welt nur einen Steinwurf entfernt schlummert. Auch die vier Titanen und deren Leitfiguren schaffen es meines Erachtens nicht, die Haupthandlung packender zu gestalten. Hier schwankt die Qualität auch stark. Wo das Volk der Zora mich als Retter erwartet, scheint es den Gerudos recht gleichgültig, wer, oder vor allem ob da überhaupt jemand ihren wildgewordenen Titan bändigt, um den Untergang der Welt zu verhindern.

Ein Ersatz für die mitunter grandiosen Tempel, welche frühere Zelda-Teile ausgezeichnet haben, ist das nicht annähernd.

Was bleibt, ist ein halb aufgegessenes All-you-can-eat-Buffet. 60 Stunden Spielzeit sind vergangen. Und ich bin einfach nur satt. Wehmütig fällt mein Blick auf all die Nebenquests und Schreine, die ich noch nicht gemeistert habe. Ich hätte gerne genossen, was mir die Jungs von Nintendo da serviert haben – aber Breath of the Wild liefert mir nach der dürftigen Haupthandlung keinen Grund mehr dazu. Für Ganon bereit wäre ich wohl bereits nach 30 Stunden gewesen, ich habe also sowieso schon sehr viel Zeit auf dem „Spielplatz“ Hyrule verbracht, der leider fast die komplette Spielerfahrung definiert.

Für den Endkampf füge ich nun einen kleinen Spoiler ein, wer es noch nicht durchhat, liest das darauffolgende Fazit.

SPOILER!

Der Kampf gegen Ganon war der schwächste, den ich je in einem Zelda erlebt habe. Es gibt lediglich zwei Phasen, die lachhaft einfach zu bewerkstelligen sind. Ein Kampf gegen die menschliche Gestalt Ganondorf fehlt vollkommen, womit der Bösewicht des Spiels keinen einzigen Satz spricht, sondern nur als violett-leuchtendes Unheil auftaucht, das man binnen Minuten das Klo hinunterspült. Hier hatte ich wirklich das Gefühl, dass den Entwicklern entweder die Lust, die Zeit, oder schlichtweg beides ausgegangen ist.

SPOILER ENDE!

Fazit

The Legend of Zelda: Breath of the Wild ist ein gutes Spiel. Es hat mich für viele Stunden unterhalten und mir tolle Momente beschert. Leider war das Feuerwerk abgebrannt, ehe ich alles sehen konnte. Der kargen Story gelingt es nicht, die riesige Welt zu bündeln – ein Manko, wie man es bei Open-World Titeln häufiger erlebt. Und indem die Zelda-Reihe sich nun für jenen Pfad entschieden hat, hat sie sich meines Erachtens verwundbar gemacht. Eine über Jahrzehnte mühsam herangereifte Marke liefe dann Gefahr, sich selbst zur Kulisse für ein austauschbares Open-World Erlebnis zu degradieren.
Ich freue mich darauf, dass Nintendo den Gegenbeweis liefert – vertraue aber auch nicht mehr so blind darauf, wie ich es vor einigen Jahren noch getan hätte.

Als das beste Zelda seit Ocarina of Time werde ich Breath of the Wid nicht in Erinnerung behalten. Wohl aber als das richtungsweisendste.
Ob nun zum Guten oder zum Schlechten – das wird die Zukunft zeigen!
Pro
  • Unglaublich viel zu tun
  • Stimmige Optik
  • Liebevoll gestaltete Welt
  • Unzählige Waffen, viele Rüstungen
  • Coole Rätsel
  • Völlige Entscheidungsfreiheit
  • Mitunter sehr fordernde Gegner
  • Spaßiges Kochen
  • Rubine müssen verdient werden
  • Realistische Geräuschkulisse
  • Viele Sidekicks
  • Tolle Momente zum "Innehalten"
  • Erstmals Sprachausgabe
Kontra
  • Vollwertiger Soundtrack fehlt
  • Mitunter Slowdowns bei Kämpfen
  • Generische Story
  • Kein emotionaler Bezug zu den Figuren
  • Sehr enttäuschender Endkampf
  • Nebenaufgaben wirken wie Beschäftigungstherapie
  • Oft keine sinnvollen Belohnungen
 

The Legend of Zelda: Breath of...

The Legend of Zelda: Breath of the Wild
Deaty
Deaty 20.04.2017 Wii_U 
80%
7 0

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