Rollenspiel
Entwickler: CD Projekt RED
Release:
19.05.2015
19.05.2015
2021
15.10.2019
19.05.2015
2021
Erhältlich: Digital (GOG), Einzelhandel
Erhältlich: Digital (GOG), Einzelhandel
Erhältlich: Digital (Nintendo eShop)
Erhältlich: Digital (GOG), Einzelhandel
Spielinfo Bilder Videos

Durchschnittswertung

89%Gesamt
91%
86%
86%

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Lesertest von CJ-Kenny

Das perfekte Spiel ist noch nicht perfekt


"Hallo Herr Meier, ich hätte gern 3 Wochen Urlaub." "Ja okay, im Moment ist im Betrieb nicht viel los. Darf ich fragen was Sie in der freien Zeit planen zu unternehmen?" "Klar. Habe mir das neue Hexer-Spiel gekauft, damit werde ich eine Menge Spaß haben."

So oder ähnlich könnte der ein oder andere Dialog in diesen Tagen geführt worden sein. Und es wäre mehr als verständlich. "The Witcher III: Wild Hunt" ist ein Zeitfresser der unfassbar viel Spaß macht. Er zeigt wo die Reise der Videospiele hingehen kann aber es zeigt auch das, zumindest subjektiv gesehen, noch viel Luft nach oben ist.

Ich lehne mich vielleicht weit aus dem Fenster wenn ich schreibe "Es ist das Spiel des Jahres". Viel ist über dieses Game schon geschrieben worden, deshalb lasse ich einige allgemein hin bekannte Punkte heraus und konzentriere mich auf einige Punkte die meiner Meinung nach noch zu wenig oder gar nicht diskutiert wurden.

Der dritte Teil der Hexer-Saga ist vorbildlich was Dramaturgie, Kameraführung und Figurenzeichnung angeht. Nun muss aber in einem Atemzug erwähnt werden dass die Buchvorlage wahnsinnig gut ist. Die Charaktere sind vielschichtig, die Handlung ist durchdacht und weiß an vielen Stellen zu überraschen. Die beiden weiblichen Protagonistinnen aus der Buchreihe werden übrigens erst in diesem dritten Teil (hervorragend) eingeführt. In den Spielen The Witcher 1 und 2 werden sie nur am Rande erwähnt worden. Leser der Romane können recht gut direkt in den dritten Teil einsteigen, wobei es natürlich im Idealfall so ist, dass man sowohl die Bücher als auch die Vorgängerspiele kennt. Das halt CD Projects geschickt und toll gelöst.

Die Buchreihe ist meiner Meinung nach Pflichtlektüre. Nur so erhält man ein Gespür für das was da in der Vergangenheit um den Kaiser, Geralt, Yennefer und Ciri passiert ist. Und nur so kann man bei vielen Entscheidungen die man im Spiel treffen muss auch eine fundierte Antwort geben.

Apropos Entscheidungen. Hier hat CD Projects ganze Arbeit geleistet. Wenn man sich nicht spoilern lässt weiß man nicht welche Entscheidungen sich wie auf das Ende des Spiels auswirken. Nicht so wie bei z.B. Mass Effect wo man recht schnell weiß was man zu tun hat um ein möglichst positives Ergebnis zu erzielen. Beim Hexer ist dies undurchsichtiger, besser und sogar logisch.

Das Spiel sieht wundervoll aus, Grafikfehler halten sich in Grenzen. Es gibt immer mal wieder Szenen bei Lichteinfall oder Blicken in der Landschaft wo man gerne staunend stehen bleibt. Bei Gesprächen der Charaktere laufen diese nahezu lippensynchron ab. Ich gebe aber zu ein bißchen enttäuscht zu sein, ich hatte mir die Grafik noch einen Ticken hübscher erhofft. Die framerate sackt manchmal spürbar ein, dem Spielspaß tut das aber keinen Abbruch.

Kritisch anzumerken sind allerdings die langen Ladezeiten (ich bin technisch kein Musterschüler aber: ist die PS4 jetzt schon am Limit? Bei Bloodborne war das ja auch schon ähnlich). Ich bin geduldig, dann schreib ich halt 'ne SMS beim Anblick des Ladebalkens, aber ist das Next Gen?

Schade auch das das Spiel ab und an mal abstürzt, kommt aber wirklich selten vor (5 mal bei mir, habe das Spiel mit fast allen Nebenquest und allen Hexeraufträgen gelöst). Ärgerlich ist wenn ein fliegender Endgegner minutenlang am Himmel kreist und nicht herunterkommt um zu kämpfen, in solchen und ähnlichen Situationen hilft nur ein Neustarten des Spielstands.

Was mir als alter Zeldafan nicht so gut gefallen hat waren die meisten Bosskämpfe. Wenn Geralt einigermaßen gelevelt ist, sind die meisten Kämpfe im späteren Verlauf des Spiels recht simpel zu erledigen ohne dabei viel taktieren zu müssen. Ausweichrolle und Quen-Zauber sorgen dafür das man fast schon unverwundbar ist.

Anfangs ist wenig Geld da, Gegnerhorden und Endmonster flößen einem schon Respekt ein. Wenn man sich aber ein bißchen zurückhält was Kohle angeht, fleißig hier und da die Gegend erkundet (und dabei tolle Rüstungen und Waffen findet) wird man schnell ein reicher Hexer der (zu) gut ausgerüstet ist. Bei den erwähnten Bosskämpfen hätte ich mir gewünscht häufiger zu rätseln: "Wo hat der verflucht nochmal seine Schwachstelle?" um dann später befriedigt zurück gelassen zu werden "Ahhhh, so geht das....jetzt hatta verloren!!". Klar, The Witcher ist ein Rollenspiel, kein Action-Adventure. Vielleicht habe ich diesbezüglich aber auch zuviel erwartet ;) Als Schwierigkeitsgrad wählte ich übrigens den dritten von vier. Aber: Härteres Zuschlagen der KI, heißt nicht bessere KI.

Musste es Open-World sein? Die klare Antwort: "jein". Es macht Spaß sich in der Welt zu verlieren und bei der Reise von A nach B zwanzig mal wegen fremden Hütten, Gebieten etc. stehen zu bleiben. Ich wäre aber auch mit den klassischen 3 Gebieten aus den Vorgängern zufrieden gewesen.

Alles in allem ist das Ergebnis trotzdem erstaunlich und sicher das beste was in 3 Jahren möglich war. Perfekt ist es das Spiel aber, subjektiv gesehen, nicht.
Pro
  • - wundervolle große Welt die zum Erkunden einlädt
  • - tolle vielschichtige Charaktere
  • - super geschriebene Dialoge
  • - schöne, traurige, spannende Hauptgeschichte
  • - Entscheidungssystem undurchsichtig und deshalb so besonders und gut
  • - die beiden weiblichen Protagonistinnen sind spitze aus den Büchern portiert und umgesetzt worden
  • - gutes Gameplay
  • - motivierendes Levelsystem
  • - Open World (viele interessante Orte, Personen, tolle Rüstungen, Waffen, Schätze usw.)
  • - Plötze und Schnellreisefunktionen
  • - lustige Oneliner von Bewohnern
Kontra
  • - lange Ladezeiten nach Tod oder Gebietswechsel
  • - Ladezeiten teilweise auch mitten in "Unterhaltungen"
  • - Geralt wirkt auf Dauer "overpowered"
  • - Levelsystem reißt einen manchmal ein wenig aus der Spielewelt heraus ("Ah da kann ich noch nicht hin, da sind Level 13 Gegner" "Die Quest brauch ich nicht mehr spielen, mein Level ist zu hoch")
  • - Ärgerliche Bugs zwingen zum Neustarten des Spielstands
  • - gelegentliche seltene Abstürze
  • - (Boss)-Kämpfe zu wenig taktisch, Quen+Wegrollen+Buttonsmashing
  • - Open World (viele "ähnliche" Orte wie Monsternester, verlassende Stätten usw.)
  • - auf Dauer wiederholen sich Onliner von Bewohnern
  • - Spielspaßminderung falls Vorgänger oder gar Buchreihe unbekannt
 

The Witcher 3: Wild Hunt

The Witcher 3: Wild Hunt
CJ-Kenny
CJ-Kenny 13.06.2015 PS4 
91%
3 0

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