Kolumne

hundertprozent subjektiv

KW 18
Freitag, 04.05.2001

Das Printmagazin-Sterben: Krise oder Chance?


Innerhalb kurzer Zeit ist die ehemals bunte Palette der deutschen Printmagazine um einige schöne Farbtupfer ärmer geworden: Ende 2000 traf es die PC Joker, jetzt hat es die PC Player erwischt.

Der anspruchsvolle PC-Gamer hat im Grunde nur noch die Wahl zwischen dem GameStar, der PC Games oder der PC Action. Ersteres Magazin dominiert zur Zeit den Markt, das zweite bleibt in Lauerstellung und letzteres verliert so langsam an Boden.

Was bedeutet das für den Gamer? Zunächst weniger Auswahl, aber vor allem weniger Vielfalt bei den Tests. Gerade die PC Player trotzte so manchem Marketing-Hype und diente dem kritischen Leser als Vergleichsmagazin. Aber das Printmagazin-Sterben birgt auch Chancen:

Vielleicht führt der Kampf der führenden Spielehefte um Exklusiv-Deals und Top-Storys auch dazu, dass sich der ein oder andere verschmähte Entwickler oder Publisher vermehrt dem Internet zuwendet, um hier eine Plattform für seine vielversprechenden Games zu finden?

Bisher galten die Printmagazine -zu Recht- als das Nonplusultra der Spielepresse. Aber schon jetzt hat sich im Online-Bereich ein gesundes Gegengewicht entwickelt, das mehr und mehr an journalistischer Qualität und Lesertreue gewinnt. Und obwohl auch hier seit der Dot.com-Krise ein ebenso harter Machtkampf besteht wie im Printbereich, hat sich im Internet doch eine gewisse Vielfalt erhalten.

Wenn die Spieleindustrie die engagierten Online-Magazine konsequent als gleichberechtigte Partner akzeptierte, würden Entwickler, Publisher und vor allem die Gamer profitieren, denn es gäbe mehr Tests, mehr Vergleiche und mehr Diskussionen.

Mit der PC Player verwelkte zwar eines der lesenswerteren Printmagazine, aber vielleicht ist es an der Zeit, neue Blumen sprießen und neue Sterne glänzen zu lassen - das Internet bietet schon jetzt genügend fruchtbares Potenzial.


Jörg Luibl
4P|Textchef

 

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