Kolumne

hundertprozent subjektiv

KW 20
Mittwoch, 16.05.2001

To cheat or not to cheat...


Wem ist es noch nicht passiert: Man hat mal etwas Zeit und möchte sich bei einer Runde seines Lieblings-Online-Shooters entspannen. Also kurzerhand den Rechenknecht angeworfen, einen Server ausgesucht und voller Ambition und Vorfreude einem schnellen Server beigetreten. Heute wird man es den Gegnern (vulgo Mitspielern) mal besorgen, man hat ja schließlich lange und ausgiebig geübt und kann mit seinen Fertigkeiten umgehen.

Ahh, die Runde startet! Also nichts wie loslaufen und...wie? tot ?? Wie ging denn das zu?

So oder so ähnlich ist es vielen Spielern der wachsenden Onlinespieler-Community in den letzten Tagen und Wochen ergangen: Durch ständig neu erscheinende Cheats oder Grafiktreiber, die von Firmen mit eigenartigen Intentionen auf den Markt geworfen werden, schaffen es einige wenige Chaoten, dem Großteil der Spieler fast jeglichen Spaß am Zocken zu nehmen. Auch häufen sich in letzter Zeit die „Geständnisse“ von ertappten oder fast ertappten Spielern - wobei nur ein Bruchteil so dämlich ist, Screenshots mit aktiviertem Cheat ins Netz zu stellen. Ganze Clans müssen aus den beliebten Ligen austreten, weil einer Ihrer Mitglieder unfaire Methoden benutzt hat. Wie mag es zu dieser Entwicklung gekommen sein?

Es mag in der Natur des Menschen liegen, es sich immer etwas leichter machen zu wollen. Es mag auch sein, dass es Leute gibt, die sich gerne dem Normalsterblichen „überlegen“ fühlen. Aber musste das wirklich so weit führen, dass man heute z.B. Counterstrike im Internet eigentlich nur mehr mit persönlich Bekannten spielen kann, wenn man sich halbwegs sicher sein möchte, nicht nur Cheatern und Wallhackern gegenüber zu stehen? Und nicht genug damit, dass die Cheats kursieren, gibt es dann auch noch Grafikkartenhersteller, die sich eine dicke Scheibe vom Kuchen abschneiden wollen:
Da werden dann mal schnell Treiber aus dem Boden gestampft, wo der Cheat „auch schon drin“ ist und als Gipfel der Frechheit wird das Ganze auch noch als Vorteil verkauft. Kaum zu überbieten dürfte der Hinweis sein, dass der einzige Nachteil darin besteht, dass dieser Treiber als Cheat benutzt werden könnte.

Tools wie z.B. Punkbuster gehen in die richtige Richtung, aber man sollte hier durchaus auch die Hersteller der Spiele in die Pflicht nehmen, um das Anwenden von unfairen Hilfsprogrammen zumindest in Mehrspielermodi unmöglich zu machen - oder deutlich zu erschweren. Es ist sicherlich nicht nötig, wie es ein Hersteller derzeit versucht, Orwells 1984 nachzubauen und den gläsernen User zu erschaffen, von dem auch noch Lieblingsfarbe und das Datum des letzten Unterhosenwechsels bekannt sind.

Es kann aber einfach nicht angehen, dass es einigen wenigen so leicht gemacht wird, so vielen so vieles zu vergällen (sehr frei nach Kennedy). Wenn man durch Foren querliest, setzt sich ja doch der Eindruck durch, dass der Großteil der Spieler fair und ehrlich spielen möchte und wenig von der Anwendung dieser „Hilfen“ hält.

Ich selbst habe leider nicht allzu viel Zeit, Onlinespiele zu zocken, aber wenn ich mal welche habe, dann möchte ich das mit Gleichgesinnten und Gleichberechtigten tun und nicht mit „Übermenschen“, die mich quer über die ganze Karte hinweg mit einem Kopfschuss erledigen oder mit superheldenartiger Geschwindigkeit an mir vorbeirasen und mich quasi en passant mit dem Kampfmesserchen tranchieren.

In diesem Sinne - keep Online-Gaming clean!!

Andreas Kudrna
4P| Systemadministrator

 

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