Kommentar

hundertprozent subjektiv

KW 43
Mittwoch, 22.10.2014

Zum Glück gibt es Version 1.5!


"Sieht aus wie der Vorgänger", sagen einige. "Keine vollwertige Fortsetzung!", schimpfen andere. Manche bescheinigen den Umfang eines DLC-Pakets, der Spitzname "[Titel des Vorgängers] 1.5" ist in aller Munde.
 
So machen Videospieler das, wenn ein Abenteuer dem letzten allzu ähnlich ist. Wenn Entwickler ein zweites Haus auf einem neuen Fundament kreieren. Neue Kulissen gibt es dann, die gleiche Technologie, eine erweiterte Geschichte, zusätzliche Fähigkeiten sowie Detailveränderungen bei Menü und Spielablauf.
 
"Brauch' ich nicht!", ärgern sich viele.
 
"Her damit!", halte ich die Arme auf. Denn manchmal gehört Version 1.5 zu den Höhepunkten einer Serie.
 
BioShock 2 war ein typisches More of the Same" – doch den Ausbau der taktischen Fähigkeiten und der emotionalen Erzählung habe ich geliebt. Yakuza 2 nutzte zum großen Teil Kulissen und Inhalte des Vorgängers, gilt bei vielen aber als der bis heute beste Teil. Und gerade jetzt ist Legend of Grimrock 2 "hübscher, nahrhafter und vielfältiger" als die ohnehin sehr gute Premiere.

Es geht ja nicht um DLC oder Kaderupdates, hinter denen Jahr für Jahr tatsächlich das im Wesentlichen gleiche Spiel steckt.

Es geht um Spiele wie das ehrwürdige Doom 2 – auf den ersten Blick kaum mehr als ein Level-/Waffen-/Kreaturen-Upgrade, auf den zweiten eine monsterstarke Fortsetzung mit brillanten Levels. Auch Thief 2 erweiterte "nur", anstatt zu erneuern, war aber ein exzellenter Nachfolger.
 
So machen Fortsetzungen Spaß! Man genießt die wohlige Vertrautheit und das Vervollständigen bekannter Elemente. Das packende Geometry Wars 2 und das liebevolle LocoRoco 2 gewannen mächtig Schwung, als die Entwickler nicht von vorne beginnen mussten, sondern vom Zielpunkt der Vorgänger startend ihre Konzepte bis an die Grenzen ausdehnen konnten.
 
Nicht nur der Reiz des Neuen kann eine Stärke sein. Das Perfektionieren gehört dazu. Und es ist ja durchaus eine Kunst, denn längst nicht jeder Nachfolger kann seinem Vorgänger das Wasser reichen.

Gelungene Fortsetzungen machen gute Spiele besser. Sie offenbaren manchmal erst, was im Original schlummerte. Sie sind viel mehr als die herabwürdigende Versionsnummer preisgibt.
 
Bewusst geworden ist mir das mal wieder bei Borderlands: The Pre-Sequel. Dabei hatte ich selbst die Augen verdreht, als 2K eine Fortsetzung ankündigte, die schon dem Namen nach kein echter dritter Teil sein würde. Heute ärgere ich mich darüber – das Spiel hat mich eines Besseren belehrt. Es wirkt ebenso vertraut wie frisch, verleiht der bekannten Action neuen Schwung.

Natürlich sind Publisher vor allem am schnellen Geld interessiert. Aber was interessiert mich das, so lange ihre Abenteuer fesseln? Langweilig wird es erst, wenn die kreative Entwicklung in der Mühle fortlaufender Geschäftsjahre erstickt wird: Mit dem zweiten Assassin's Creed verbrachte ich mehr Zeit als mit jedem anderen Teil der Serie – danach verlor die immer gleiche Seifenoper ihren Charme.
 
Zum Glück gibt es mehr als genug Studios, die ein ehrliches Interesse am Vervollkommnen ihrer Ideen vermitteln, anstatt das Fließband anzuwerfen. Und so werde ich noch Dutzende Stunden auf dem Borderlands-Mond verbringen, bevor ich mich auf Bayonetta 2 stürze.
 
Schön, dass es Version 1.5 gibt!

Benjamin Schmädig
Redakteur

 

Kommentare

bwlcpl schrieb am
Yamolsch hat geschrieben:
Kajetan hat geschrieben:. Bioshock 2 übernimmt die Stärken des ersten Teils (Art Design) und verbessert seine Schwächen (Gameplay). ...
...Und versagt in der wichtigen Disziplin (Story).
Bioshock 2 war einfach eine pure Enttäuschung. Auftragsarbeit ohne Seele ohne einen kreativen Regisseur der die Fäden zieht. Und das merkt man von Anfang bis Ende.
So ist es!
Bioshock 1 war Metropolis, Bioshock 2 Lindenstrasse.
Marobod schrieb am
Warum ist Yakuza 2 besser als der erste ? Weil es eine Geschichte konsequent weitererzaehlt, die Atmosphaere vom ersten Teil versprueht und gleichzeitig viele Elemente aus dem ersten Teil mitnimmt und aber auch neue Areale enthaelt, zudem erkennt man eine Weiterentwicklung, da die meisten Charaktere da weiter machen wo sie am Ende des ersten Teils aufgehoert haben, manche haben sogar eine voellige Neu-Orientierung. Das Kampfsystem wurde erweitert etc.
Das gefaellt mir generell an Fortsetzungen, wenn das Spiel erweitert wird und nicht den gleichen Inhalt an einem anderen Schauplatz bietet, das wuerde es zB mit Far Cry und 4 heißen, der dritte Far Cry Titel war eine einzige Katastrophe, das Spielgefuehl hat sich ja schon nach den ersten Minuten immer gleich bewegt, die Missionen ergaben teilweise keinen Sinn, die gesamte Inselwelt war zwar schoen anzusehen, aber das basissystem und die "Rebellen" waren ein Witz, man merkte keinen Fortschritt. Die Story war wirklich das daemlichste was ich seit langer zeit spielen durfte , naja ich hab schon oft genug meinen haß auf dieses Spiel losgelassen.
Bei Borderlands Pre-Aequel haett ich angst, daß das Spiel kleiner ist als der 2te Teil.
Uebrigens, bei den Elder Scrolls, hat man es auch teilweise. Daggerfall und Morrowind waren wirklich großartig, aber schon ein Rueckschritt in Sachen Freiheiten vom 2ten auf den 3ten, jedoch noch ertraeglich, Oblivion war der mieseste Teil der Reihe, Skyrim hat es zwar wieder leicht abgefedert, aber spielmechanisch kommt es nicht an Daggerfall oder Morrowind heran (damit meine ich ganz besonders das Level und Skillsystem)
C&C Alarmstufe Rot 1 war fuer mich der beste und stimmigste C&C Teil, alle anderen teile wurden mir irgendwie immer laecherlicher inszeniert (Generals und Alarmstufe Rot 2&3 waren fuer mich der Tiefpunkt schlechthin)
Star Craft hat mir aber gezeigt, daß ein zweiter teil nicht immer besser gefallen kann. Irgendwie hatte ich mit SC1 mehr spaß.
In der Earth 2140/50/60 Reihe hatte...
Wigggenz schrieb am
Kumbao hat geschrieben:Na, wenn Du das meinst. Mir ist der Unterschied zwischen 1 und 2 eben nicht gross genug, und ich scheine damit ja nicht alleine darzustehen. Nur weil die anderen noch marginaler sind, macht es den Unterschied zwischen 1 und 2 zu keinem Quantensprung. Und das Black Flag die Formel im wesentlichen aendert, hast Du ja auch selbst schon erkannt.
Spiel einfach nochmal beide durch und schau mal wie schnell die im Vergleich langweilig werden :D
Kumbao schrieb am
Wigggenz hat geschrieben:
Kumbao hat geschrieben:Nee, AC 2 ist im Kommentar schon sinnvoll gewaehlt. Assassins Creed 2 entschlackt das Spiel um ein paar unnoetige Stolpersteine, aber sonst ist es fast 1:1 sein Vorgaenger.
Absolut nicht. Zwischen keinen ACs sind die Unterschiede größer als zwischen 1&2, mit Ausnahme vielleicht von Black Flag.
Na, wenn Du das meinst. Mir ist der Unterschied zwischen 1 und 2 eben nicht gross genug, und ich scheine damit ja nicht alleine darzustehen. Nur weil die anderen noch marginaler sind, macht es den Unterschied zwischen 1 und 2 zu keinem Quantensprung. Und das Black Flag die Formel im wesentlichen aendert, hast Du ja auch selbst schon erkannt.
Dronach schrieb am
Wigggenz hat geschrieben:
Kumbao hat geschrieben:Nee, AC 2 ist im Kommentar schon sinnvoll gewaehlt. Assassins Creed 2 entschlackt das Spiel um ein paar unnoetige Stolpersteine, aber sonst ist es fast 1:1 sein Vorgaenger.
Absolut nicht. Zwischen keinen ACs sind die Unterschiede größer als zwischen 1&2, mit Ausnahme vielleicht von Black Flag.
Sehe ich ähnlich. Der Sprung von 1 zu 2 ist mMn der größte innerhalb der AC-Story. Allein der Abwechslungsreichtum der Missionen, der rote Story-Faden usw.
Vergleichbar wäre dann nur der Fall auf AC3 :Blauesauge:
schrieb am