Marco
Mehr Banntropfen als BannwelleEin Kommentar von Marco, 12.07.2017
Das klingt wie eine digitale Großrazzia: Valve hat mit seinem Valve-Anti-Cheat (VAC) 40.000 Schummler aus dem Verkehr gezogen und somit die Spielewelt auf den Online-Servern von CS:GO ein klein wenig besser gemacht. Darüber freut sich erst mal jeder ehrliche Spieler.

Aber noch viel mehr freut sich jeder unehrliche Online-Betrüger, dessen Cheat nicht erkannt und dessen Account nicht gesperrt wurde. Zu groß wäre die Schmach bei Freunden und Teamkollegen, wenn offensichtlich wird, dass der angebliche Skill, die tollen Reaktionen und das Aiming nur mit automatischer Zielhilfe und der Möglichkeit durch Wände zu schauen erreicht wurde. Und das sind nicht wenige!

Ja, es ist immer noch besser 40.000 Schummler „dingfest“ zu machen als gar nichts zu tun und dem Treiben dieser automatischen Zielhilfen (Aimbot) und durchsichtigen Wänden (Wallhack) widerstandslos zuzusehen. Schaut man jedoch ein wenig hinter den Vorhang und bewegt sich zudem auf den CSGO-Matchmaking-Servern sowie einigen dieser „dubiosen“ Cheat-Szene-Seiten, dann merkt man schnell, dass diese so mächtig klingende "Bannwelle" angesichts der Spielerzahlen nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist.

In so gut wie jeder Sommer-, Winter-, Oster- oder sonstwas Rabatt-Aktion befindet sich das Spiel Counter-Strike auf den Top-Plätzen der Verkaufslisten. Zum einen, weil der Shooter mit seinem taktischen Räuber und Gendarm seit nunmehr 18 Jahren in allen erschienenen Versionen Jung und Alt begeistert. Zum anderen, weil sich die große Masse an bestehenden Spielern zusätzlich einen Zweit-, Dritt- oder Viert-Account zulegt. Warum? Diese so genannten "Smurf-Accounts" dienen oftmals als reine Cheater-Konten. Wenn also einer von vier Zugängen blockiert wird, interessiert das niemanden!

Wer als Cheater erwischt und gesperrt wurde, verliert natürlich sein Hab und Gut in Form von teilweise kostspieligen Waffenskins für zum Beispiel die AK47 oder das Scharfschützengewehr AWP. Dieses Inventar, ein Aushängeschild nach außen, das für Coolness steht, so ähnlich wie das iPhone auf dem Schulhof, ist also ein für alle Mal weg. Laut Vac-Ban.com immerhin ein Inventar Gesamt-Wert von rund 9.600 Dollar. Wie war das noch mal mit dem Tropfen auf dem heißen Stein? 40.000 Accounts mit einem Inventar-Wert von insgesamt 9.600 Dollar? Gääähn…das sind 0,24 Dollar, sprich 24 Cent pro Account. Noch Fragen zu der Offensichtlichkeit von Fake-Accounts oder so genannten Smurf-Cheater-Accounts ohne wirklichen Wert?

Warum Valve mit VAC nicht härter durchgreift und angesichts dieser schon Jahrzehnte anhaltenden Cheater-Problematik mehr für das saubere Spielen tut, liegt auf der Hand: Geld! Das Spiel Counter-Strike ist ein Selbstläufer, der nach wie vor wie frische Brötchen an den Mann gebracht wird. Die Skin-Maschinerie läuft auf Hochtouren und Valve verdient bei jedem verkauften Skin unter der Community mit 10% in bester Ebay-Manier mit. Wozu also hochqualifizierte und somit teure Entwickler damit beschäftigen, Betrüger zu jagen, wenn sich aus Firmensicht alles einfach und schlüssig darstellt? Der Rubel rollt, alles ist ok!

Milde stimmt den CS-Gamer lediglich die Tatsache, dass cheatfreies Spielen nur noch auf Offline-Events möglich ist. Wenn den Protagonisten über die Schulter geschaut werden kann und teilweise sogar die komplette Hardware gecheckt oder sogar gestellt wird.

Was bringt dieser "Banntropfen" also? Viel zu wenig! Um aber ein paar versöhnliche Worte zu finden und nicht alles schlecht zu sehen: Immerhin gibt es wieder ein Lebenszeichen von Valves Anti-Cheat System, nachdem lange nicht viel Wirksames gegen das Betrügen in Online-Games unternommen wurde. Jetzt wurden zahlreiche kleinere und sogar zwei etwas bekanntere Cheats als solche entdeckt. Und ja, auch den Linux-Cheatern ging es endlich an den Kragen, nachdem seit Jahren nichts oder kaum was gegen sie unternommen wurde. Zu einfach war es für Linux-Benutzer Cheats anzuwenden und das VAC-System zu umgehen, um nicht als Schummler erkannt zu werden.

Im Gegensatz dazu steht jedoch eine weitaus größere Anzahl an unterschiedlichen Cheats, die weiter ohne Probleme genutzt werden können und werden. Valve hat also noch genug zu tun, um eine echte "Bannwelle" einzuleiten.

Marco Ganz
Projekt-Manager
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