Rock Band: Überteuerte Konzertkarte
Dass Konzerte internationaler Topstars hierzulande etwas teurer zu Buche schlagen als in Übersee, ist nichts Besonderes mehr. Ein guter Platz für z.B. Bruce Springsteen kostet mehr als 100 Euro - also umgerechnet mindestens 150 Dollar. In den USA hingegen kostet ein Ticket selten mehr als 90 Dollar. Halsabschneiderei? Wucher? Egal... der wahre Fan nimmt es hin und schluckt es.
Ähnlich haben vermutlich EA und Harmonix gedacht: Der Fan zahlt schon. Anders lässt sich die merkwürdige Preispolitik für Rock Band nicht erklären. Nicht nur, dass die Geduld der gierig wartenden Virtuell-Musiker durch endlose Stille hinsichtlich des Veröffentlichungstermins strapaziert wurde - immerhin ist Rock Band in den USA bereits seit November erhältlich.
Jetzt gilt es, gleich zwei Zugeständnisse zu machen. Erstens: Vorerst werden nur die 360-User bedient, die anderen Versionen sollen im Sommer folgen. Vermutlich, weil EA den Gitarren-Zickenkrieg mit Activision erst einmal lösen will.
Zweitens: Diese dürfen tief in die Tasche greifen. Kostet das Bundle, bestehend aus Drum-Kit, Gitarre, Mikrofon und Spiel in den USA gut 170 Dollar, wird hierzulande die Hardware weiterhin zum "üblichen" 1:1-Umrechnungspreis von ca. 170 Euro verkauft. Allerdings ohne Spiel - das kostet noch einmal ca. 70 Euro.
Was ist denn da passiert? Muss EA Europa etwa die Bilanz aufbessern? Was bitte spricht dagegen, das Bundle unverändert auf den hiesigen Markt zu werfen? Ist die Produktion der DVDs dermaßen exorbitant teurer geworden? Dann wechselt das Presswerk! Kosten die Lizenzen für die neun neuen Songs, die extra für den deutschen Markt hinzugefügt werden, dermaßen viel? Dann lasst sie lieber weg. Oder glaubt EA etwa, dass jemand, der tatsächlich genügend Kohle aufbringt, um Spiel und Hardware zu kaufen, Tokio Hotel hört? Bis auf Juli oder die Hosen hätte ich mir davon nicht mal was vom Marktplatz geladen...
Ihr wollt eine zweite, eine verständnisvollere Meinung, die auch die transatlantischen Unterschiede berücksichtigt? Kein Problem:
Kommentar II: Rock Band & die unwürdigen Europäer |
Apropos: Die Ankündigung, die Zusatzsongs für mindestens 160 Punkte anzubieten, selbst wenn sie in den USA für 80 zu haben sind, ist ebenfalls mehr als unglücklich. Wen interessiert da schon, dass es bislang eigentlich nur drei Liederchen sind, die in diese Preiskategorie fallen? Der Rest kostet auch in den Vereinigten Staaten bereits jetzt 160 Punkte. Aufreger reiht sich an Aufreger und auch die kläglichen Erklärungsversuche bzgl. der Mehrwertsteuer, die hier (Europa) dabei ist, dort (USA) aber nicht, helfen nicht, die zu Recht frustrierte Zockerseele abzukühlen.
Man fühlt sich über den Tisch gezogen. Noch mehr als je zuvor. Und alles nur weil? Ja, weil EA sich aus irgendwelchen Gründen genötigt sah, das Spiel aus dem Bundle zu entfernen.
Hätte man es drin gelassen, hätten die meisten den Preis vermutlich geschluckt. Wieso eigentlich? Selbst bei 169 Euro gegenüber 169 Dollar ist der Unterschied enorm. Beim aktuellen Umrechnungskurs gut 60 Euro. Und auch da ist die US-Mehrwertsteuer nicht dabei, wie Harmonix gebetsmühlenartig zitiert...
Doch an diese Diskrepanzen haben wir uns schon gewöhnt. Die PS3 kostet in den USA 399 Dollar und hier 399 Euro. Umrechnungs-Preisunterschied: ca. 140 Euro. Aber das scheint ja normal zu sein. Gleiches gilt übrigens auch für andere Systeme wie 360 oder Wii - alles mittlerweile gang und gäbe. Wieso eigentlich?
Den Vogel in dieser Hinsicht abgeschossen hat meines Erachtens aber Sony: In den USA gibt es Ratchet & Clank - Size Matters als PS2-Version für schlappe 30 Dollar (ca. 20 Euro). Hierzulande geht die schlampige Umsetzung mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 61,95 über die Theke.
Und wieso regt sich hier keiner auf? Weil, mit Verlaub, das Spiel keine Sau interessiert...
Und gerade deshalb ist es für mich noch unverständlicher, wieso EA hier die Preiskeule auspackt und mit einer Kraft schwingt, die selbst den mit Steuerschrauben erfahrenen Staatsregierungen zeigt, wo der Hammer hängt.
Oder um auf das Konzertbeispiel vom Anfang zurückzukommen - wie würde EA sich als Veranstalter/Organisator betätigen?
Nicht nur, dass Bruce Springsteen hier teurer ist als in den USA... Nein, hier müsst ihr sogar noch zusätzliche Kopfhörer kaufen, damit ihr die Musik hören könnt, die per hypermoderner Technik auf jeden Platz im Stadion gestreamt wird und so das perfekte Hörerlebnis ermöglicht. Und natürlich kosten Zugaben Extrakohle - natürlich mehr als in Übersee.
Neee EA, so macht ihr euch keine Freunde. Aber wer Geld hat, braucht ja bekanntlich keine...
Mathias Oertel
Portal-Leiter & bislang bekennender Rock Band-Fan