Kommentar

hundertprozent subjektiv

KW 15
Mittwoch, 09.04.2008

Rock Band: Überteuerte Konzertkarte


Dass Konzerte internationaler Topstars hierzulande etwas teurer zu Buche schlagen als in Übersee, ist nichts Besonderes mehr. Ein guter Platz für z.B. Bruce Springsteen kostet mehr als 100 Euro - also umgerechnet mindestens 150 Dollar. In den USA hingegen kostet ein Ticket selten mehr als 90 Dollar. Halsabschneiderei? Wucher? Egal... der wahre Fan nimmt es hin und schluckt es.

Ähnlich haben vermutlich EA und Harmonix gedacht: Der Fan zahlt schon. Anders lässt sich die merkwürdige Preispolitik für Rock Band nicht erklären. Nicht nur, dass die Geduld der gierig wartenden Virtuell-Musiker durch endlose Stille hinsichtlich des Veröffentlichungstermins strapaziert wurde - immerhin ist Rock Band in den USA bereits seit November erhältlich.
Jetzt gilt es, gleich zwei Zugeständnisse zu machen. Erstens: Vorerst werden nur die 360-User bedient, die anderen Versionen sollen im Sommer folgen. Vermutlich, weil EA den Gitarren-Zickenkrieg mit Activision erst einmal lösen will.
Zweitens: Diese dürfen tief in die Tasche greifen. Kostet das Bundle, bestehend aus Drum-Kit, Gitarre, Mikrofon und Spiel in den USA gut 170 Dollar, wird hierzulande die Hardware weiterhin zum "üblichen" 1:1-Umrechnungspreis von ca. 170 Euro verkauft. Allerdings ohne Spiel - das kostet noch einmal ca. 70 Euro.

Was ist denn da passiert? Muss EA Europa etwa die Bilanz aufbessern? Was bitte spricht dagegen, das Bundle unverändert auf den hiesigen Markt zu werfen? Ist die Produktion der DVDs dermaßen exorbitant teurer geworden? Dann wechselt das Presswerk! Kosten die Lizenzen für die neun neuen Songs, die extra für den deutschen Markt hinzugefügt werden, dermaßen viel? Dann lasst sie lieber weg. Oder glaubt EA etwa, dass jemand, der tatsächlich genügend Kohle aufbringt, um Spiel und Hardware zu kaufen, Tokio Hotel hört? Bis auf Juli oder die Hosen hätte ich mir davon nicht mal was vom Marktplatz geladen...



Ihr wollt eine zweite, eine verständnisvollere Meinung, die auch die transatlantischen Unterschiede berücksichtigt? Kein Problem:

Kommentar II: Rock Band & die unwürdigen Europäer
Apropos: Die Ankündigung, die Zusatzsongs für mindestens 160 Punkte anzubieten, selbst wenn sie in den USA für 80 zu haben sind, ist ebenfalls mehr als unglücklich. Wen interessiert da schon, dass es bislang eigentlich nur drei Liederchen sind, die in diese Preiskategorie fallen? Der Rest kostet auch in den Vereinigten Staaten bereits jetzt 160 Punkte. Aufreger reiht sich an Aufreger und auch die kläglichen Erklärungsversuche bzgl. der Mehrwertsteuer, die hier (Europa) dabei ist, dort (USA) aber nicht, helfen nicht, die zu Recht frustrierte Zockerseele abzukühlen.
Man fühlt sich über den Tisch gezogen. Noch mehr als je zuvor. Und alles nur weil? Ja, weil EA sich aus irgendwelchen Gründen genötigt sah, das Spiel aus dem Bundle zu entfernen.
Hätte man es drin gelassen, hätten die meisten den Preis vermutlich geschluckt. Wieso eigentlich? Selbst bei 169 Euro gegenüber 169 Dollar ist der Unterschied enorm. Beim aktuellen Umrechnungskurs gut 60 Euro. Und auch da ist die US-Mehrwertsteuer nicht dabei, wie Harmonix gebetsmühlenartig zitiert...

Doch an diese Diskrepanzen haben wir uns schon gewöhnt. Die PS3 kostet in den USA 399 Dollar und hier 399 Euro. Umrechnungs-Preisunterschied: ca. 140 Euro. Aber das scheint ja normal zu sein. Gleiches gilt übrigens auch für andere Systeme wie 360 oder Wii - alles mittlerweile gang und gäbe. Wieso eigentlich?
Den Vogel in dieser Hinsicht abgeschossen hat meines Erachtens aber Sony: In den USA gibt es Ratchet & Clank - Size Matters als PS2-Version für schlappe 30 Dollar (ca. 20 Euro). Hierzulande geht die schlampige Umsetzung mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 61,95 über die Theke.
Und wieso regt sich hier keiner auf?  Weil, mit Verlaub, das Spiel keine Sau interessiert...

Und gerade deshalb ist es für mich noch unverständlicher, wieso EA hier die Preiskeule auspackt und mit einer Kraft schwingt, die selbst den mit Steuerschrauben erfahrenen Staatsregierungen zeigt, wo der Hammer hängt.
Oder um auf das Konzertbeispiel vom Anfang zurückzukommen - wie würde EA sich als Veranstalter/Organisator betätigen?
Nicht nur, dass Bruce Springsteen hier teurer ist als in den USA... Nein, hier müsst ihr sogar noch zusätzliche Kopfhörer kaufen, damit ihr die Musik hören könnt, die per hypermoderner Technik auf jeden Platz im Stadion gestreamt wird und so das perfekte Hörerlebnis ermöglicht. Und natürlich kosten Zugaben Extrakohle - natürlich mehr als in Übersee.

Neee EA, so macht ihr euch keine Freunde. Aber wer Geld hat, braucht ja bekanntlich keine...


Mathias Oertel
Portal-Leiter & bislang bekennender Rock Band-Fan


 

Kommentare

USERNAME_1556234 schrieb am
Ach Leute, ich kann mich meinen Vorrednern anschließen: Für den Preis bekommt man sogar eine richtig gute untere mittelklasse gitarre oder bass. Selbst ein Anfängerschlagzeug bekommt man dafür! Wenn ich nicht schon mehrere (echte)Gitarren hätte, würd ich mir lieber noch eine kaufen, als soviel geld für so einen Humbuck auszugeben. Lieber geh ich auf ein Festival, und kann mir für den batzen kohle inkl. ticket eine tolle zeit machen. Und im gegensatz zu diesem "Spiel" nehme ich ein unvergessliches Erlebniss mit...
Meckern hin, Boykott her...letztendlich wird es, und da muss ich wieder meinen Vorrednern beipflichten, genügend Käufer geben die diesen schund kaufen, und dieser Firma weiter Geld in den Rachen schmeißen.
Und ausserdem haben all diese spiele wenig mit musik zu tun. Ich sag nur singstar, welches nur vorgegebene töne und tonlängen zu bieten hatte. Wie es im Endeffekt klang war völlig wurscht, hauptsache du hast den ton getroffen und ihn dann auch gehalten. Wie´n roboter. Ich als Sänger in ner Band kann nur sagen: Finger weg!
runDOSrun schrieb am
das ding bei dem ganzen zirkus ist: man wird nicht gezwungen es zu kaufen ;) alles hat seinen preis und bei uns woh leider etwas mehr. so einfach kann man es sich machen, denn die wirklichichen beweggründe werden uns mit sicherheit niemals offenbart. same as usual ^^
johndoe534786#1 schrieb am
Mironator hat geschrieben:Es ist egal, wie stark der Euro ist. Die Sache ist nur, dass die Kaufkraft in Amerika viel höher ist als in Europa. Die verdienen mehr, geben weniger aus für Steuern, Miete etc. und kaufen dafür viel mehr ein. Das ist in Europa nicht so. Daher muss man die fehlende Kaufkraft mit Kosten kompensieren. ISt schon immer so gewesen.
Einzige Konsequenz wäre ein Boykott, dass müsste aber sich nicht nur auf EA beschränken, sondern komplett auf Amerikanische Firmen. Und das hätte dann auch Effizienz. Der europäische Markt ist nämlich in der Summe noch immer viel zu wichtig, dass man den Zustand dann einfach akzeptieren könnte.
der experte hat gesprochen.......
die mieten in amiland sind höher, die kaufkraft ist nicht viel höher und viel mehr verdient man auch nicht unbedingt. Mehr kabel eins oder vox schaun mein freund :wink:
gmp91 schrieb am
EEEEEEEEENZ GEILE NEWS LEUTE!!!!!!!!!!!
FÜR ALLE DIE NOCH AN WUNDER GEGLAUBT HABEN:
AMAZON.de bietet folgendes an
rock band instrument bundel 169.99?
rock band bundle 169.99?
wenn ich mich nich also total irre und die nich ausversehen das gleiche pack unter versch. namen rein haben heißt das: DIE MACHEN VON IHREM RECHT GEBRAUCH IHRE EIGENEN PREISE ZU MACHEN!!!!!!
ALSO LUFT ANHALTEN! nich gleich immer den teufel an die wand malen!
Duce68 schrieb am
@noteingang
mit diesen überteuerten 1:1 umrechnungen hat sich jeder abgefunden und darum gehts hier auch gar nicht.
Es geht darum das es nicht nur zu unseren ungunsten umgerechnet worden ist sondern nochmal ganz dreisst ein ganzer batzen geld oben drauf gerechnet wurde.
Hinzukommt das sie dich zwingen das spiel einzelnt für 70? zu kaufen und zusätzlich noch mal zubehör von mindestens 40? (geschätzt weiss nich was so ne gittare einzelnt kostet).
das heisst man verkauft ein spiel daas man in der eigentlichen verkaufsform gar nicht spielen kann.
Stimme dir voll und ganz zu...
Dazu fallen mir dann auch wieder die Downloadcodes in DvD-box ein: Man kauft etwas, was man so gar nicht spielen kann, sondern erst wieder weitere Schritte wie Registrierung, Wartezeit, Download notwendig werden...
Das mit dem Boykott auf den gesamten SPielemarkt halte ich für utopisch, bzw. ich würd es nicht machen. Schaut euch Spiele wie Oblivion oder das zukünftige GTA IV an.
Nur die Entwickler werden BEstand haben, die dem Spieler auch was für sein Geld bieten... Nicht umsonst wurde Oblivion Spiel des Jahres 2006 und Gta einer der meistverkauftesten Titeln seiner Zeit. (GTA 4 wird denk ich alle Rekorde knacken..)
Da der Verbraucher selbst selektiert hat er gewissermaßen die anteilige Vollmacht über den Konzern! Wenn ich überlege wie stark NFS Pro Street ins Visier genommen wurde, werden es sich Fans das nächjste mal wohl doppelt überlegen, ob sie da nicht lieber zu einem stärkeren Konkurrenten greifen.
mfg
schrieb am