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KW 34
Sonntag, 24.08.2008

Games Convention 2008 - Ein Fazit


Wenn sich heute Abend die Messetore in Leipzig schließen, dann gibt es drei Erkenntnisse.

Erstens: Nächstes Jahr gibt es zwei Spielemessen in Deutschland.

Und zwar erstmals am Rhein in Form der gamescom sowie zum achten Mal an der Pleiße. Die sächsischen Veranstalter geben also nicht auf und werden gegen den Druck des Bundesverbandes für Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU), dem u.a. Electronic Arts, Nintendo und Microsoft angehören, sowohl die Entwicklerkonferenz GCDC als auch die Games Convention am Leben halten, sogar die Termine stehen fest: 17. bis 23. August; also noch vor der erst für September angesetzten Kölner Messe. 

Was bedeutet das für die deutsche Spielebranche? Normalerweise ist die Zweiteilung der Anfang vom Ende - man denke an die ECTS in Großbritannien. Noch kennt man natürlich die Strategien dieser beiden Messen nicht. Noch weiß man nicht, wie, was und wen die beiden präsentieren, ob sie sich direkte Konkurrenz machen oder klar erkennbare, unterschiedliche Wege gehen. Für Ersteres sprechen die Guerilla-Aktionen der gamescom-Veranstalter auf der GC: Da man anscheinend nicht in der Messezeitung "GC Daily" für die Kölner Veranstaltung werben durfte, hatte man kurzerhand mobile Werbeanzeigen rund um das Gelände platziert sowie aus der Luft geworben. Wird es 2009 einen Werbekrieg mit bissigen Pressekonferenzen geben?

Man munkelte allerdings auf den Messefluren, dass Sony, obwohl auch sie dem BIU angehören, die Games Convention 2009 unterstützen will. Wird der Konkurrenzkampf zwischen PlayStation 3 und Xbox 360 nächstes Jahr auch über die Messepräsenz ausgetragen? Schon dieses Jahr hat man deutlich gesehen, dass Sony der Leipziger Messe im Gegensatz zu Microsoft den Rücken stärkt. Und damit kommen wir zur zweiten Erkenntnis...

Zweitens: Sony ist der Gewinner dieser Games Convention.

Dass Nintendo fehlt, ist die eine Enttäuschung der Messe. Viele Besucher waren sich dessen gar nicht richtig bewusst und liefen wie Verirrte durch die Hallen, um Mario und Yoshi zu finden - selbst jetzt sollen noch manche unterwegs sein. Aber dass sich Microsoft so schlecht auf der größten Spielemesse Europas präsentiert, ist die zweite Enttäuschung. Muss die Xbox 360 in Europa nicht aufholen? Sollte man dann nicht auch auf einer Spielemesse mit all seinen Pfunden wuchern?

Egal ob normaler Besucher oder Presse: Man konnte mit diesem Auftritt nicht zufrieden sein. Nicht nur, dass Microsoft auf eine Pressekonferenz und damit auf einen Ausblick auf die Spielezukunft 2009 (Alan Wake, wo bist du?) verzichtete, auch der im Vergleich zum letzten Jahr deutlich kleinere Messestand konzentrierte sich lieber auf unerträglich lautes Discogedonner und Lips als auf kommende Highlights wie Fable 2. Das Rollenspiel von Molyneux, der trotz Ankündigung übrigens überraschend absagte und nicht in Leipzig erschien, konnten so kurz vor Release tatsächlich nur "vorangemeldete Xbox Live-Goldmitglieder" in einem hinteren Bereich spielen, während Sony auf 2000 Quadratmetern ein breites Angebot für alle Besucher aufstellte: Killzone 2, Resistance 2, LittleBigPlanet, MotorStorm: Pacific Rift, ja selbst Eye of Judgment und Gran Turismo waren spielbar.

Man hatte fast das Gefühl, als sei Microsoft diese letzte Messe vollkommen egal - oder als lokale Veranstaltung nicht wichtig genug. Ganz im Gegensatz dazu stärkte Sony der wackelnden Messe nicht nur mit seiner Präsenz den Rücken, sondern auch mit seinen Werbe-Aktionen: Wer auf dem Leipziger Hauptbahnhof ausstieg, wurde von einem riesigen Sackboy aus LittleBigPlanet in einem Brunnen begrüßt, der aus zwei Augen bitterlich Wasser weinte, weil das wohl die letzte Games Convention zu sein schien - eine ebenso kreative wie angemessene Aktion, denn ein bisschen Wehmut verspürten viele Kollegen nach sieben Jahren Games Convention, selbst wenn sie dem Begriff "Leitmesse" nie richtig gerecht wurde.

Dass Sony der Gewinner dieser Messe ist, der seinen spielepolitischen Elfmeter souverän verwandelte, liegt zum größten Teil an den Spielen: Bei der Wahl Best of GC hat Sony drei Preise eingeheimst, während Microsoft komplett leer ausging - selbst auf der Xbox 360 hatte man keinen hochkarätigen Exklusivtitel im Messeprogramm. Und für viele war LittleBigPlanet plattformübergreifend das beste Spiel dieser Messe. Hinzu kommt, dass Sony auch vor und später ausführlich hinter den Kulissen mit Heavy Rain für Begeisterung sorgen konnte. Mit diesem Spiel sowie inFamous hat man - obwohl wieder kein Hauch des Nachfolgers von Shadow of the Colossus wehte - einen Ausblick auf die Zukunft der PlayStation 3 gegeben, der die Fantasie anregt und Hoffnung gibt, dass die Ära der Killzones, Call of Dutys & Co bald dramaturgisch abgelöst wird, dass endlich emotional und erzählerisch anspruchsvollere Projekte im Anmarsch sind. Microsoft hätte mit Alan Wake dagegen halten können. Hat man aber nicht.

Drittens: Best of GC - Ein Award ohne Bedeutung.

Dass die Games Convention bisher keine "europäische Leitmesse" sein konnte und auch dieses Jahr nicht war, liegt nicht nur am deutschen Standort, der z.B. Auftritte von Gears of War 2 und Resident Evil 5 aus Jugendschutzgründen verhindert - sollte man nicht lieber gleich europäisch ans Werk gehen und eine Stadt wie Prag als Standort nutzen? Es liegt auch daran, dass man es nicht versteht, die größte Auszeichnung dieser Veranstaltung, nämlich den Best of GC-Award, vernünftig ins Rampenlicht zu rücken. Immerhin sind nicht nur Videospiel-Fachmagazine aller großen Verlage, Krawall.de und 4Players.de, sondern auch SPIEGEL Online und 3Sat Neues darin vertreten. Vielleicht spielt der Award innerhalb der Medien auch deshalb keine Rolle, weil er nicht gut genug vermarktet wird. 

Als der Messeleiter am Donnerstag Abend die Sieger auf der Branchenparty verkündete, hatte das etwa so viel Glamour und Eindruck hinterlassen, wie die Bekanntgabe der besten Treffer auf einem Schützenfest. Und dass Electronic Arts seine drei (!) Auszeichnungen zu Spore, Mirror's Edge und skate it nicht mal vor Ort entgegen nahm, war peinlich - für die Messe, für den Veranstalter und für die Jury. An der Art und Weise der Awardfindung und -inszenierung muss sich für 2009 einiges ändern, wenn "Best of GC" auch nur den Hauch des Wertes von "Best of E3" haben soll.

Aber Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft. Und jetzt steht ja auch ein "Best of gamescom" in den Startlöchern...


Jörg Luibl
Chefredakteur


 

Kommentare

TNT.Achtung! schrieb am
und du weisst das du dich in köln zurückhalten willst. dein boyfriend ist sicher stolz auf dich :)
Chickenburgerfürneneuro schrieb am
TNT.Achtung! hat geschrieben:
Chickenburgerfürneneuro hat geschrieben:^ Ich hätte im Gedränge in Köln Angst um meinen Arsch !
haha lol wieso das denn? dir wird auch in köln bestimmt nix reingesteckt, was sowieso nicht schonmal bei dir drin war. also warum diese sorgen? ^^
Du scheinst Dich in der Materie geht auszukennen... Dein Vater ist sicher stolz auf Dich!
Gonwi schrieb am
Ob mehr Geld erwirtschaftet wird, wird sich zeigen. Es wurde ja schon der Termin in Köln kritisiert, der für viele Einkäufer für das Weihnachtsgeschäft etwas spät ist.
Fazit: Ob es einen gefällt oder icht, es wird nächstes Jahr zwei Messen geben, in Köln mit allen großen Firmen, und Leipzig eher die kleineren. Ich wünsche Leipzig viel Erfolg!
TNT.Achtung! schrieb am
Chickenburgerfürneneuro hat geschrieben:^ Ich hätte im Gedränge in Köln Angst um meinen Arsch !
haha lol wieso das denn? dir wird auch in köln bestimmt nix reingesteckt, was sowieso nicht schonmal bei dir drin war. also warum diese sorgen? ^^
Battlefield1942 schrieb am
Nintendo, wo warst Du??? 8O
Microsoft, was hast Du da nur gemacht??? :(
...also, HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH Sony!!! :wink:
schrieb am