Kommentar

hundertprozent subjektiv

KW 18
Donnerstag, 30.04.2009

Zweiter Frühling für die PSP?


David Reeves hat kürzlich auf Capcoms Hausmesse in Monte Carlo angekündigt, dass 2009 "das stärkste PSP-Jahr" werden wird. Als chronisch hungriger Spieler könnte man sarkastisch anmerken, dass das keine Kunst sein dürfte. Aber Sony meint es wohl ernst mit seinem Versprechen: Zahlreiche Softwareankündigungen in den vergangenen Monaten sowie diverse Gerüchte um die "PSP Go!" deuten darauf hin, dass man seinem Handheld neuen Schub verpassen will.

Der nahezu unfassbare Erfolg des DS lässt die PSP zwar immer in einem etwas schlechteren Licht erscheinen, dabei handelt es sich jedoch um den mit Abstand erfolgreichsten Versuch eines Herstellers, sich Eintritt in den seit jeher von Nintendo dominierten Handheldmarkt zu verschaffen: Weltweit wurden über 70 Millionen Geräte ausgeliefert - andere Unternehmen wie Sega (Game Gear), Atari (Lynx), Bandai (Wonderswan) oder SNK (NeoGeo Pocket) mussten wesentlich früher die Segel streichen und waren stets weit davon entfernt, eine ähnliche Marktstellung zu erreichen.

Auch wenn der Absatz Sony zufriedenstellen dürfte, so sorgt ein Blick in den Softwarebereich für Ernüchterung: Bei den Drittherstellern spielt die PSP nur eine untergeordnete Rolle, wie der Anteil am Umsatz bei Publishern wie Electronic Arts, Ubisoft, Activision Blizzard oder THQ zeigt - Capcoms Monster Hunter: Freedom-Reihe ist eine millionenschwere Ausnahme, die für Japan gilt. An mangelnder Bereitschaft lag es nicht, standen jene Firmen doch Gewehr bei Fuß, als das Gerät angekündigt wurde. Was kaum überrascht, dürfte man dort doch kaum Interesse an einem Markt haben, der von einem einzigen Plattformbetreiber beherrscht wird. Der Versuch, den Handheld quasi als "PS2 für unterwegs" zu vermarkten, ging jedoch ebenso gründlich in die Hose wie an den Interessen der Zielgruppe vorbei.

So konnte das Gerät bis heute nie so recht den Ruf ablegen, eine Zweitverwertungsmaschine zu sein - erst für PS2-Spiele, mittlerweile für Wii-Spiele von Drittherstellern, siehe F1 2009 oder Silent Hill: Shattered Memories. Daran haben allerdings viele Spieler kein Interesse; im Zweifelsfall greift man zur Heimversion, welche bequemer spielbar ist. Sich das gleiche Spiel zweimal zuzulegen, kommt nur für wenige Nutzer in Frage. Natürlich spielen auch Raubkopien eine Rolle - das gab Sony jüngst gar selbst zu -, allerdings kenne ich auch zahlreiche PSP-Nutzer, die sich in den letzten drei Jahren schlichtweg keine neuen Titel zugelegt haben - auch nicht auf illegalem Wege -, sondern das Gerät höchstens dazu nutzen, auf Reisen mal einen Film zu schauen.

Der DS hingegen unterschied sich hardwaretechnisch zu stark von der damals gängigen Hardware, als dass simple Umsetzungen aktueller Produktionen Sinn ergeben hätten. Und auch wenn Ponyhof, Kawashima & Co. den öffentlichen Diskurs bestimmen, so gibt es doch einige interessante und auf die Plattform abgestimmte Titel im Rollenspiel-, Strategie- oder Puzzle-Bereich.

Dass langfristig gesehen nur exklusive Software hilft, scheint Sony mittlerweile eingesehen zu haben und hat Kratos beispielsweise nicht einfach umgesetzt, sondern ihm mit God of War: Chains of Olympus in ein frisches Abenteuer geschickt. Auch andere Hersteller scheinen gewillt zu sein, der PSP eine zweite Chance zu geben, wie Ankündigungen à la Soul Calibur: Broken Destiny und Assassin's Creed zeigen.

Jener Schwung an Enthüllungen würde wohl kaum geschehen, wenn nicht ein Fünkchen Wahrheit hinter all den Spekulationen über das neue PSP-Modell lodern würde. Sollten die von der Gerüchteküche ausgespuckten Details stimmen, dann würde Sony neben dem Softwareproblem auch weitere Kritikpunkte an dem Gerät angehen.

Mit dem UMD-Format konnten sich viele Hersteller noch nie so recht anfreunden. Zwar bietet es deutlich mehr Speicherplatz als beispielsweise DS-Module, dafür muss man allerdings zwei für den Handheldbereich beachtliche Makel in Kauf nehmen: Ladezeiten nerven, wenn man mal fix unterwegs spielen möchte; außerdem ist das sich drehende Medium neben der potenteren Hardware einer der Hauptgründe dafür, dass die Laufzeit des Geräts kürzer ist als die von DS & Co.

Mit dem Verzicht auf UMD würde Sony jene zwei Mängel aus der Welt schaffen; die dadurch ermöglichte Schrumpfkur der PSP würde sie zudem deutlich hosentaschentauglicher machen als ihre klobigeren Vorgänger. Der mutmaßliche Umstieg auf einen Downloaddienst als Basis des Spielenachschubs birgt einige Risiken, die aber zumindest teilweise ausgeglichen werden könnten. Auf eine Präsenz im traditionellen Handel, wo immer noch, mit großem Abstand wohlgemerkt, der größte Umsatz mit herkömmlicher Software gemacht wird, wird kaum ein Publisher verzichten wollen. Hier wäre es denkbar, Download-Codes (siehe Grand Theft Auto IV-Episoden) oder Spiele auf Memory-Stick zu verkaufen.

Auch müsste Sony es wohl ermöglichen, geladene Software auf Memory-Sticks auszulagern - bei den spekulierten 8 GB der 'kleinen' Fassung dürfte man mit einigen Spielen recht schnell ans Limit kommen. Und wer längere Zeit und ohne Internetanbindung unterwegs ist, wird sicherlich mehr Spiele mit sich führen wollen, als gerade in den internen Speicher passen. Sollte es bei Download-Codes bleiben, hätte man natürlich immer noch das Problem, nur die Nutzer zu erreichen, die über eine brauchbare Internetverbindung verfügen. Das ist in ländlichen Gegenden vielerorts immer noch keine Selbstverständlichkeit, in anderen Märkten wie Australien hakt es an anderer Stelle: Dort bitten die Anbieter ab einer Mindestgrenze für jedes geladene Gigabyte zur Kasse. Time Warner betrieb übrigens vor Kurzem Gedankenspiele für ein ähnliches Modell in den USA, hat sich aber wohl nach ersten Protesten von jenen Plänen verabschiedet.

Dass Sony wohl nicht die Hardware, wie von manchem Spieler erhofft, fixer macht bzw. eine Art PSP 2 an den Start bringt, ist nur zu verständlich: DS und Wii haben gezeigt, dass die Käufer nicht allein basierend auf der Leistungsfähigkeit des Chipsatzes zugreifen. Auch würde ein potenteres Innenleben wieder den Laufzeitgewinn wegnagen, den man sich durch den UMD-Verzicht sowie andere mögliche Optimierungen erkauft.

Ganz ohne Grund kommt die PSP-Offensive vermutlich nicht, gibt es doch mittlerweile ein System, das sich anschickt, im gleichen Sandkasten zu spielen wie Sonys Handheld: Das iPhone bzw. der iPod Touch. Beide wildern nämlich genau in jenem Multimedia- und Filmbereich, in dem sich die PSP vom DS absetzt. Gleichzeitig dient das iPhone allerdings auch als Telefon und erreicht eine Klientel, zu der die PSP bisher keinen Zutritt hatte. Dank iTunes und AppStore gibt es eine etablierte Struktur für Filme, Musik und Software, mit der Sonys Angebot nicht annähernd mithalten kann - und so schnell auch nicht mithalten können wird.

Sonys Flucht nach vorne kann letztendlich nur darin bestehen, mehr qualitativ hochwertige Spiele wie z.B. Resistance: Retribution anzubieten. Von der Masse her wird man mit dem AppStore-Angebot nicht mithalten können. Das aber wiederum ist größtenteils auf Niedrigpreisangebote ausgelegt. Teurere Produktionen - schon ab zehn Euro - haben sich bisher bei iPhone/iPod-Nutzern schwer getan. Ein Spiel wie God of War: Chains of Olympus ließe sich zu jenen Konditionen allerdings kaum bewerkstelligen, wären die Einnahmen doch selbst bei 500.000 Downloads und bei drei bis fünf Euro zu gering, zumal dortige Spiele nicht im Handel erhältlich sind.

Sollten die Softwareankündigungen der vergangenen Monate sich nicht nur als kurzlebiges Strohfeuer erweisen, sollte das neue Download-System kundenfreundlich, preiswert und gut bedienbar sein, dann darf man als PSP-Spieler durchaus optimistisch in die Zukunft schauen. Allerdings kann auch eine schlankere PSP nur mit hochwertigem Spielefutter aufblühen.


Julian Dasgupta
4P-Redakteur


 

Kommentare

XBoxer360 schrieb am
endlich wieder gescheite spiele für die psp. I Love yoou PSP
Rej2611 schrieb am
Ja, das stimmt.
Der DS ist einfach der gefragtere Typ in Sachen "Vielfalt".
PallaZ schrieb am
David Reeves hat kürzlich auf Capcoms Hausmesse in Monte Carlo angekündigt, dass 2009 "das stärkste PSP-Jahr" werden wird. Als chronisch hungriger Spieler könnte man sarkastisch anmerken, dass das keine Kunst sein dürfte.
ich musste lachen
8492nd schrieb am
Also meine Schwester kommt immer an mit "lad mir mal ein DS Spiel" ... :roll: Hat sie von einer Freundin erfahren, deren Vater das für sie tut.
ROMs auf dem DS abspielen ist das einfachste, was es gibt. Schon fast einfacher, als mit einem Emulator zu zocken.
Bei einer PSP ist das zig mal komplizierter
schrieb am