Kommentar

hundertprozent subjektiv

KW 31
Dienstag, 02.08.2011

Echtgeld-Auktionen? Nein, danke!


Zuerst habe ich es für einen verspäteten Aprilscherz gehalten. Doch es ist keiner: Die Ankündigung des Echtgeld-Auktionshauses in Diablo III. Im Spiel wird es also eine fest eingebaute Möglichkeit geben, virtuelle Gegenstände gegen reales Geld kaufen zu können. Und wie nicht anders zu erwarten war, hat diese Ankündigung binnen kürzester Zeit für reichlich Aufregung und Furore gesorgt - zusätzlich kam der Ärger über den Online-Zwang, der jedoch aufgrund der Battle.net-Anbindung zu erwarten war.


Die Kontrolle des Marktes


So kontrovers dieses System letztendlich ist, es ist vor allem eines: Clever - jedenfalls für Blizzard Entertainment. Ja, es geht bei Diablo hauptsächlich um das Sammeln und Verbessern von Ausrüstungsgegenständen und selbst zehn Jahre nach der Veröffentlichung von Diablo 2 findet man heutzutage noch hunderte von D2-Auktionen allein bei eBay, bei denen man Charaktere, Gegenstände, Runen etc. kaufen kann.


Auf zahlreichen anderen Plattformen oder Foren wurden und werden sicherlich ähnliche Transaktionen durchgeführt. Gleiches gilt im Prinzip für World of WarCraft, so werden haufenweise Accounts oder Gold (Ingame-Währung) verkauft, allerdings hat hierbei die Blizzard-fremde Gelddruckmaschinerie mit Gold-Verkäufern, Leveling-Services und Co. noch weitaus krassere Züge angenommen. Mit dem vom Start weg implementierten Auktionssystem können solche "Geschäfte" bei Diablo III nun in einer "sicheren, offiziellen Umgebung" durchgeführt werden - schließlich war es bisher möglich, dass das gekaufte Item nicht eingetroffen ist.


Blizzard möchte indirekt am profitablen Geschäft der Itemverkäufe mitverdienen (durch Einstell- und Transaktionsgebühren), kann zudem die Sicherheit bei den Transfers bieten und die Tätigkeiten im Auktionshaus überwachen. Letzteres werden sie hoffentlich ernst nehmen, denn Farmbots oder das Ausnutzen von Exploits könnten dem Markt nachhaltig schaden. Überspitzt könnte man sagen, dass Blizzard zahlreichen "Gold- und Item-Farmern" eine wunderbare berufliche Perspektive beschert hat, die ihren Job über lange Zeit sichern wird - oder wird die mögliche Flut an Item-Auktionen von "normalen Spielern" sogar den "Gold- und Item-Farmern" entgegenwirken?


Sich einen Vorteil erkaufen?


Entschärft wird dieses Szenario dadurch, dass die Nutzung des Auktionshauses ganz und gar optional ist und es eine Variante mit Ingame-Währung geben soll. Außerdem wird es das Echtgeld-Auktionshaus nicht im Hardcode-Modus geben - eine gute Entscheidung. Dennoch kann ich mir es nicht vorstellen, dass, wenn ein Spieler z.B. einen besonders coolen Gegenstand gefunden hat, den sein Charakter oder einer seiner Freunde nicht verwenden kann, er diesen Gegenstand ins "normale Auktionshaus" stellt - schließlich könnte mit dem Item echtes Geld verdient werden! Einzig und allein die persönliche Einstellung und die kategorische Ablehnung gegenüber solchen Transaktionen könnten dies verhindern.


Okay, wenn man es nicht benutzen will, braucht man diesen Service nicht, trotzdem stört mich eine Kleinigkeit: Bei Diablo III hängt die Kampfstärke bzw. die Effektivität des Charakters maßgeblich von den Gegenständen ab - gerade andere Wahl- und Individualisierungsmöglichkeiten sind bis auf das ziemlich komplexe Runensystem beschnitten worden. So gibt es keine frei verteilbaren Attribut- oder Skillpunkte mehr. Die neuen Fähigkeiten werden automatisch bei Level-Aufstiegen freigeschaltet, die Anzahl gleichzeitig auswählbarer Skills ist auf sechs beschränkt und Attribute werden automatisch verteilt. Kurzum: Den Unterschied zwischen den Charakteren machen hauptsächlich die Gegenstände aus - nicht mehr die Wertverteilungen oder die Skilltrees. Abgesehen von diesen meiner Ansicht nach völlig unnötigen Vereinfachungen wird die Kampfeffektivität in zunehmendem Maße von der Ausrüstung abhängen. Und in diesem Sinne sind spürbare Verbesserungen kaufbar; je mehr man bezahlt, desto besser wird der Charakter. Natürlich muss der Spieler Skill - also die Fähigkeit das Spiel zu spielen - mitbringen, den man bekanntlich nicht kaufen kann. Aber mich stört, dass man sich einen klaren Vorteil erkaufen kann!


Fokus auf Koop. Nutzloses PvP?


In PvE-Kämpfen, also wenn ihr alleine oder gemeinsam mit anderen Personen gegen computergesteuerte Feinde kämpft, fällt dieser kaufbare Vorteil nicht so gravierend ins Gewicht - abgesehen davon, dass man sich den Gegenstand nicht selbst erarbeitet hat. Schlimmer wiegt dies bei Spieler-gegen-Spieler-Gefechten und diese wird es Diablo III geben, inklusive Arena-Matches und einer Rangliste. Allerdings gibt Blizzard zu, dass das Spiel primär auf kooperative Partien ausgelegt ist und es für den PvP-Modus nicht geplant sei, die dazugehörigen Gegenstände explizit ausgewogen zu machen. Trotzdem darf der Einfluss von gekauften Items auf die PvP-Duelle nicht unterschätzt werden. Gerade in diesem Hinblick frage ich mich: Warum gibt es überhaupt ein PvP-System? Duelle sind in Ordnung, aber warum müssen es gleich Arenamatches mit Rangliste sein, gerade in einem vorwiegend auf kooperative Partien ausgelegten Titel mit ausgedehntem Item-Handelssystem?


Unterm Strich gefällt mir diese Entwicklung mit dem Auktionshaus nicht. Zwar ist das Anbieten eines sicheren und offenbar komfortablen Marktplatzes kein schlechter Schachzug aus wirtschaftlicher und sicherheitspolitischer Sicht, aber es macht die Grundlage - nämlich Verbesserungen für Geld kaufen zu können - nicht weniger ideologisch fragwürdig. Ich werde jedenfalls keine Gegenstände aus dem Echtgeld-Auktionshaus kaufen und dort ebenfalls keine Auktionen starten, lieber gebe ich einem Kumpel einen vermeintlich guten Ausrüstungsgegenstand. Anschauen werden mir die Echtgeld-Angebote trotzdem, um zu wissen, was überhaupt gehandelt wird und für wie teuer sich Items verkaufen lassen (inkl. Kopfschüttelfaktor).


Für mich gilt: Anschauen - Ja! Selbst verwenden - Nein!


Marcel Kleffmann
Redakteur


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Kommentare

exobvb09 schrieb am
Oh mein Gott. Armes Blizzard!
Ich finde das Ganze mehr als fragwürdig. Seit Ewigkeiten ist Blizzard dabei den Goldkauf, Leveldienste oder was auch immer es sein mag in World of Warcraft zu unterbinden - und nun implementieren sie es selbst ins Spiel?
Wie Marcel schon schreibt: Die Charakterstärke in Diablo ist sehr von den jeweiligen Items abhänging.
Blizzard nimmt Spielern mit einem kleineren Geldbeutel (sofern man gewillt ist, das System überhaupt in Anspruch zu nehmen) die Möglichkeit mit anderen Spielern im direkten Vergleich zu messen. Ein PVP-System mit Ranglisten ist ja schön und gut - aber ein Skillvergleich ist hier nicht möglich da a) man in der Charakterentwicklung stark eingeschränkt ist, b)die Skillauswahl begrenzt ist und c) Spieler die vield Geld in ihren Char investieren die Ranglisten problemlos anführen können. Wo bleibt da der Wettbewerb und die Motivation sich in seinem spielerischen Können weiterentwickeln zu wollen?
Ich schließ mich hier voll und ganz Marcel an:
"Für mich gilt: Anschauen - Ja! Selbst verwenden - Nein!"
(x_x((o---(*_*Q) Duck Hunt schrieb am
Was heißt hier echtes Geld verdienen. Das Geld das man verdient, darf man im Blizzardshop für blizzardprodukte ausgeben. Also landet letztendlich alles bei diesen ehemals erfolgreichen aber jetzt zur geldgier verurteilten geiern.
Jeder der es kaufen möchte sollte es sich gut überlegen. Das ist blizzard oder das ist der nachfolger von diablo 2 haben hier keinen tatsächlichen bestandteil. Seit world of warcraft haben sie gelernt in welcher form und in welcher kurve sie sich an euch bereichern können. Diesmal ist es das auktionshaus, das daueronline und das fehlen aller diablo 2 eigenschaften. Das nächste mal zahlt man für karten, monatliche abogebühren und darf nur eine bestimmte menge gold oder bosse am tag legen. Sie machen was sie wollen und erklären alles mit "ja was wollt ihr denn, diese maßnahme/änderung war von nöten.
Überlegt euch den Kauf sehr gut. Dies hier ist ein ganz ganz schmutziges Geschäft geworden. Und deren Achievments, die man seit geraumer zeit in all deren spielen findet und wo der 08/15 spieler aufgefordert wird länger zu spielen als er will können sie getrost selbst machen.
Ich hoffe das spiel wird auf amazon genau so abgestraft wie gothic 3, anno und alle anderen die machen was sie wollen. Auktionshaus....pfui.
ROCKTOBER schrieb am
Ninnghizidda hat geschrieben:.. aber man sollte Leute die man für chinafarmer oder bots hält melden können und diese sollten auch schnellstmöglich überprüft werden.. wenn der angeschriebene spieler nicht in perfektem Deutsch antwortet sollte einfach direkt der acc gebannt werden =)
wenns danach geht, das mit perfektem deutsch geantwortet werden soll, dann trifft es wohl eher haufweise deutsche :twisted:
Christoph W. schrieb am
Danke für den Kommentar.
Das es das Skillsystem und eine eigene Punkteverteilung nicht mehr gibt und NUR noch Gegenstände zählen, zerstört meiner Meinung nach das gesamte altbewährte Diabloprinzip.
So sehr ich Diablo 2 auch gespielt hab, ich hab es gerade WEGEN der grandiosen Rollenspielmechanik gespielt. Echtes Geld in die Spielmechanik mit einzubeziehen bedeutet gleichzeitig für mich das das das Spielen zum Geschäft wird, was schnell zur Folge haben kann das das Spiel an sich darunter leidet ( eben gerade durch das Fehlen des Skillens und Punkteverteilens ). Und das ist wohl auch erst der Anfang der "neuen" Blizzardmarktstrategie...
Naja hab ich mir wieder Geld gespart, weil ich jetzt nur Skyrim kaufe. Alles in allem für mich das potentiell wesentlich bessere Rollenspiel!
Ulbimator schrieb am
Onlinezwang? Echtgeld-Transaktionen? Naja so ist unsere heutige Welt nun einmal geworden... Hilft alles nichts. Das Spiel wird sicherlich trotzdem ein Renner
schrieb am