Michael Krosta
Lizenz-Krux bei LenkrädernEin Kommentar von Michael Krosta, 01.12.2011
Wisst ihr noch? Damals? Da hatte jede Konsole noch ihren eigenen Controller-Anschluss und kabellose Geräte waren ein kleiner Luxus. Als echter Rennspiel-Fan, der kein Highlight auslassen wollte, hatte man nur eine Wahl: Man musste sich für jedes System ein separates Lenkrad zulegen, wenn man etwas Ordentliches in der Hand haben wollte. Für eine Runde Gran Turismo 2 wurde also das PlayStation-Wheel ausgepackt, ein bis auf den Stecker baugleiches Modell kam für die F355 Challenge auf Dreamcast zum Einsatz und am PC wurde es für Toca 2 & Co ein besonders edles Teil mit gummierter Oberfläche, dem neben dem Gameport-Anschluss sogar ein USB-Adapter beilag.

USB, der Universal Serial Bus... er war meine große Hoffnung, als die PlayStation 2 auf den Markt kam und als erste Konsole entsprechende Anschlüsse bot. Würde ich tatsächlich mein tolles PC-Lenkrad für Gran Turismo 3 und all die anderen PS2-Racer nutzen können? Nein, selbstverständlich nicht. Das wäre ja zu einfach gewesen! Mein PC-Lenkrad schaltete zwar in den Bereitschaftsmodus und wurde offensichtlich erkannt, aber verweigerte bei Spielen an der Konsole konsequent den Dienst. So wurde meine naive Hoffnung von einer strahlenden USB-Zukunft schlagartig von der grausamen Lizenz-Realität eingeholt. Und das Traurige daran: Bis heute hat sich daran nichts geändert…

Versucht doch mal, ein Logitech G25 oder G27 an die Xbox 360 anzuschließen und damit eine Runde in Forza Motorsport 4 zu drehen. Was technisch dank der USB-Schnittstelle sicher kein Problem wäre, scheitert erneut an der eigensinnigen Lizenzpolitik der Hersteller, die das Geschachere auf dem Rücken der Spieler austragen.     

Vor allem 360-Rennfahrer können ein Lied davon singen: Sie haben eigentlich nur die Wahl zwischen billigem Plastikschrott oder teuren Nobelausführungen aus dem Hause Fanatec, die ihren hohen Preis zwar wert sind und sich als All-in-One-Lösung an allen wichtigen Plattformen verwenden lassen, aber für viele Spieler die Kostenschmerzgrenze überschreiten. Hinzu kommt, dass gerade auf den Konsolen die offizielle Unterstützung für die Fanatec-Produkte fehlt - auf der 360 scheint einzig Turn 10 ihr Potenzial zu nutzen, während PS3-Spiele meist nur auf die Logitech-Palette zugeschnitten werden. Immerhin bieten die Fanatec-Wheels viele Möglichkeiten für interne Feineinstellungen, mit deren Hilfe man die Lenkradeigenschaften auf die jeweiligen Spiele anpassen kann. Das Problem an der 360 besteht vor allem darin, dass man nur mit dem Segen von Microsoft ein Lenkrad für die Konsole veröffentlichen darf.  Und den bekommt man erst, wenn man einen Guide-Button ins Gerät integriert und Lizenzgebühren entrichtet. Ja, das sind die Regeln - und die erfüllt leider nur ein verschwindend kleiner Prozentsatz der erhältlichen USB-Wheels, die zudem meist nur Rumble-Effekte und kein echtes Force Feedback bieten.

Auf der PlayStation 3 ist die Problematik dank einer größeren Auswahl an qualitativ guten und trotzdem bezahlbaren Wheels weniger ausgeprägt. Hinzu kommt, dass man es mit den Lizenzen bei den Japanern scheinbar nicht ganz so eng sieht. Zwar besitzt das G27 von Logitech kein PlayStation-Branding, doch wird es trotzdem von den meisten PS3-Rennspielen unterstützt. So auch von Gran Turismo 5, bei dem die Verwendung von Logitechs Nobel-Lenkrad zuletzt sogar offiziell per Patch von Yamauchi-san abgesegnet wurde. Während Microsoft auf den Guide-Button besteht, brauchen PS3-Lenkräder nicht zwingend einen Home-Knopf - wer die Cross-Media-Bar aufrufen möchte, nimmt halt den Controller dazu. Doch obwohl Sony im Vergleich zu Microsoft das Lizenz-Thema offener angeht, verweigern auch auf der PS3 noch (zu) viele Wheels ihren Dienst.  

Da hat man es auf dem PC so viel leichter, denn hier werden die Möglichkeiten von USB endlich ausgeschöpft: Hier stöpselt man ein Lenkrad einfach ein und spätestens nach einem automatischen Treiber-Update wird es als solches erkannt und ist funktionsfähig - unabhängig, von welchem Hersteller das Gerät stammt. Genau so sollte und müsste es auch auf dem Konsolen aussehen! Doch leider wird dieser Wunsch niemals in Erfüllung gehen, so lange die Hersteller weiter auf ihren abschreckenden Lizenz-Methoden beharren.  
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