Die Geschichte der Beat-em-Ups

 

Von Anbeginn der Computer- und Videospiel-Zeitrechnung ging es im Großen und Ganzen darum, seinem Gegenüber mal ordentlich zu zeigen, wo der Feuerball hängt - in den 70er und 80er Jahren natürlich noch dezent niedriger aufgelöst als heutzutage, wie man z.B. an Frühwerken wie Bob Whiteheads »Boxing« auf dem Atari 2600 erkennt. Aber aus der klassischen Seitenperspektive wurden erst ab 1984 Hiebe und Tritte verteilt: Irems »Kung-Fu Master«, das seine Inspiration wenig subtil aus Bruce Lee-Filmen bezog, gilt gemeinhin als (farblich herausfordernder) Genrevater.

Im selben Jahr veröffentlichte Data East den Titel Karate Champ, der einen anderen Ansatz verfolgt: Statt sich hier scrollend mit hunderten Gegnern anzulegen, hatte Spieler immer nur einen. Das Ganze war der Beginn des klassischen mano a mano, des einfachen Zweikampfs. Karate Champ war außerdem insofern innovativ, als dass die wenigen Schläge und Tritte nicht mit Knöpfen, sondern mittels zweier Joysticks ausgelöst wurden. Falls sich das einer nicht vorstellen kann: Guckt einfach den Film »Bloodsport« an - Jean-Claude van Damme spielt da kurz Karate Champ. Äh. Sowohl Game als auch Person.

Nach Karate Champ schossen die Seitenprügler wie Pilze aus dem Boden - Titel wie The Way of the Exploding Fist, Yie Ar Kung Fu oder International Karate sind aus dem kollektiven Aufsmaul-Gedächtnis nicht mehr zu löschen. Ein Name hat dabei allerdings besonderes Gewicht: Street Fighter. Denn obwohl das Spiel an sich schon 1987 ziemlicher Mist war, legte es nicht nur den Grundstein für den zukünftigen Erfolg (inkl. später lieb gewonnener Figuren wie Ryu, Ken oder Sagat), sondern war auch das erste Spiel seiner Art, das sowohl mehrere Buttons zur Eingabe unterschiedlich starker Manöver nutzte als auch Kombos auf Basis von Richtungs- und Tasteneingaben zündete.

Im selben Jahr ging es auch weniger mit Händen und Füßen als vielmehr komplett ohne sie zur Sache: In Barbarian fielen einzelne Körperteile wie Herbstblätter zu Boden. Das von Steven Brown entwickelte Spiel präsentierte ein erstaunlich variantenreiches Kampfsystem sowie tolle Animationen. Und nicht zu vergessen ein Covermodel, für das allein wohl verdammt viele sabbernde Spieler die Kohlen auf die Theke legten. Rand-Anekdote: Der extra für die Aufnahmen zum zweiten Teil gebastelte Goldblech-BH war extrem instabil - atmete Model Maria Whittaker zu stark ein, platzte er auf und musste repariert werden, was das Fotoshooting bedenklich in die Länge zog.

Zurück zu den Seitenscrollern, die nach Kung-Fu Master ebenfalls enorm an Popularität gewannen. River City Ransom, Double Dragon, Final Fight, Golden Axe, Captain Commando, Teenage Mutant Ninja Turtles, Streets of Rage - das sind nur rein paar der Namen, die seitdem bis zu vier Spieler gleichzeitig gegen geklonte Horden des Todes antreten ließen.

Das Beat-em-Up war so ziemlich auf jeder Plattform vertreten, aber nur eine war quasi Synonym für Hochleistungs-Prügelspaß: SNKs Konsole NEO-GEO. Auf der gab es nicht nur exquisites Upbeat-Vergnügen (Fatal Fury, King of Fighters und Art of Fighting nahmen hier ihren Anfang und seien als repräsentative Beispiele genannt), es war auch sehr exklusiv: Die Konsole selbst kostete mehrere Erbschaften, für die Module musste literweise Blut nebst überzähliger Organe gespendet werden. Das hat allerdings nur wenige gestört, ein echter Prügel-Freak braucht ohnehin nur zwei funktionierende Hände.

Zu Street Fighter 2 müssen wir nix mehr sagen, oder? Danach (1991) war die Welt eine andere.

Das lässt sich auch über das Jahr 1994 sagen, denn mit dem Erscheinen von Segas Virtua Fighter brach endlich das Zeitalter der 3D-Grafik für das Prügelgenre an. Zwar gab es auch schon vorher grobe Polygone, die sich gegenseitig in unharmonischer Absicht überlagerten (wie in 4D Sports Boxing), aber erst Virtua Fighter definierte das Genre des 3D-Prüglers. Klar, dass die Konkurrenz nicht lange auf sich warten ließ: Tekken verhalf der PlayStation zu immerwährendem Ruf, Dead Or Alive verfügte über hopsende Polygonbrüste, gerüchteweise hatten auch Leute mit Battle Arena Toshinden Spaß, Namco machte sich mit Soul Blade im eigenen Hause Konkurrenz uswusf.

Mit dem Fortschritt der 3D-Grafik kam auch die Überlegung auf, ob man wohl nicht den guten alten Sidescroller in einen 3D-Scroller verwandeln könne. Und Heureka - man konnte! Fighting Force war einer der ersten Titel, die das »Kloppe dich durch endlose Horden eineiiger Hundertlinge, benutze Mülleimer und Bleirohre als Waffen, rette das blonde Mädchen!«-Spielprinzip in ein Polygongewand steckten - eine Idee, die Spiele wie SpikeOut, Urban Reign, Final Fight Streetwise oder The Warriors mal mehr, mal weniger erfolgreich weiterführten.

In modernen Zeiten wie den heutigen, in denen die Animationen direkt aus einem Jackie Chan-Film stammen können, die Figuren hochdetailliert modelliert und Trefferzonen pixelgenau definiert sind, ist das Genre des Beat-em-Ups lebendiger als je zuvor. Und dennoch lässt sich kaum leugnen, dass es eigentlich seit vielen Jahren keinen echten Fortschritt gibt. Ob Viewtiful Joe, Street Fighter 4, Soul Calibur 4 oder Tekken 6, im Grunde ihres Herzens sind alle Spiele 20 Jahre alt. Und hey - das ist gut so!

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Sonstiges
Entwickler: 4Players
Publisher: 4Players
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