Aussterbende Genres - Die Weltraumoper

 

Elite

Der Name passt wie zwei Finger auf den Kommunikator, denn Elite ist mehr als ein Urgestein der Weltraum-Action – es ist die Mutter aller modernen Weltraum-Handels-Action-Fliegereien! Dabei drang das Entwickler-Duo David Braben und Ian Bell nicht nur in neue spielerische Galaxien vor; ihr Spiel war auch eins der ersten, die statt Pixel-Malereien echte 3D-Welten erschufen. Dank diesen raubte es denn auch jedem frisch gebackenen Grünschnabel mit einer ebenso grandiosen wie haarsträubenden Andock-Sequenz die letzten Nerven – so lange jedenfalls, bis endlich »An der schönen blauen Donau« aus den Boxen hallte, falls man mindestens auf einem C64 durchs All flog. Auge um Auge mit feindseligen Piraten, selbst erstellte Preislisten diverser Raumstationen, Trumbles und... ach... so viele, so gute Erinnerungen. Und so wenige, gute Fortsetzungen. Elite 4 befindet sich übrigens mehr oder weniger in Entwicklung – seit 2000. Termin: »when it is done«.

Wing Commander

Handel? Pustekuchen! Als sich Chris Roberts anschickte, Flimmerkisten-Regisseur zu werden, war den Menschen die Lust am Weltraum-Monopoly längst vergangen. Wie will man auch um den Preis feilschen, wenn aggressive Mörder-Katzen die Erwerbsregeln brechen? Der Krieg gegen die Kilrathi galt lange als Vorreiter in Sachen interaktives Kino. Ab Teil drei war sogar Luke »Typecasting« Skywalker mit von der Partie, zahlreiche Gesichter mit garantiertem Wiedererkennungswert komplettierten die Besetzung. Ein Jammer, dass sich der enorme Aufwand offenbar nicht lohnt. Und so stellte das fünfte große Wing Commander nicht nur einen recht unrühmlichen Abgang der Serie dar, es war auch eins der letzten Spiele, in denen reale Gesichter die Hauptrolle übernahmen. Danach war Wing Commander faktisch tot – aus so vielen Gründen.

X-Wing

Weder Schauplatz noch Geschichte bedürfen wohl einer genauen Beschreibung: LucasArts Star Wars-Ableger gehört nicht nur wegen des Namens zu den ganz Großen. Taktische Raumkämpfe und abwechslungsreiche Missionen zeichnen den in Ehren ergrauten Oldie aus. New Schooler würden wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn sie auch nur mit der Energieverteilung konfrontiert würden – herrlich! Interessanterweise sahnte allerdings jene Fortsetzung den größten Ruhm ein, die den X-Flügler nicht einmal im Namen hatte: Tie Fighter hieß der zweite Teil, mit dem sich Flugkünstler Lawrence Holland ein Denkmal setzte. Spätere Episoden konnten das hohe Niveau durchaus halten - aber niemals übertreffen. Immerhin: In X-Wing Alliance, der vorerst letzten Episode, durfte man endlich auch mal das Gegenstück zu Han Solos Flaggschiff auf eine Spritztour ausführen!

Epic / Inferno

Wohlklingendes wie Elite, Wing Commander oder Star Wars führt natürlich jede Warmumsherz-Skala an – aber es gab auch weniger namhafte Vertreter, die sich mehr oder weniger erfolgreich zwischen den Sternen tummelten: Epic etwa oder sein eigenwilliger Nachfolger Inferno. Dabei war der Erstling dermaßen knackig, dass er mit einem Cheat-Code ausgeliefert wurde, der den Schwierigkeitsgrad in humane Regionen schraubte! Inferno fiel hingegen durch zwei Dinge auf: Zum einen basierte die Physik auf dem damals recht populären Flugsimulator TFX, weshalb sich das Raumschiff wie ein Eurofighter flog. Zum anderen spaltete Inferno mit einem Soundtrack der Gothic-Elektroniker Alien Sex Fiend, der so konsequent gegen die Hörgewohnheiten gebürstet wurde... mutig, liebe Entwickler, mutig. Aber macht das so bitte nie wieder!

FreeSpace

Die Wing Commander flogen nicht mehr, der farbenfreudige Kilrathi-Krieg hatte ausgedient - eine neue Ära brach an. Und Volition sprang dort ein, wo Origin aufgehört hatte: Ein übergroßer Feind bedroht die Menschheit, was zu explosiven Showdowns jenseits der Erdumlaufbahn führt. Auf aufwändige Filmszenen verzichtet FreeSpace allerdings, stattdessen tragen stimmungsvolle Monologe die Handlung durch das düstere All. Die Steuerung und der Ablauf vieler Missionen erinnerten hingegen an die Star Wars-Raumschlachten. Es war das erste Spiel der Descent-Entwickler, als sie sich unter dem Alias »Volition« formierten. Nachdem sie einen Nachfolger vom Stapel ließen, machten sie jedoch vor allem mit Red Faction und Saints Row von sich reden und werden dies wohl auch weiterhin tun. Ein Jammer. Denn das beeindruckende Laser-Feuerwerk zwischen den riesigen Pötte des zweiten Teils dürfte so manchem ehemaligen Ass noch in guter Erinnerung sein!

Independence War

Nicht weniger kriegerisch, aber wesentlich bodenständiger ging es in der Welt dieses 23. Jahrhunderts zu: In dem Abenteuer, das zunächst als I-War bekannt wurde, waren es keine außerirdischen Wesen, die dem Commonwealth zu schaffen machten – es war eine Gruppe Graffiti-wütiger Aufrührer, die aus ihren Schiffen kunterbunten Airbrush-Leinwände machten. Dabei war Independence War eine der Weltraum-Simulationen, die dieser Bezeichnung tatsächlich gerecht wurden, weil sie das Schiff auf glaubwürdigen newtonischen Bahnen durchs All lenkte. Daran hielt auch eine Fortsetzung fest, die den zuvor schon offenen Weltraum so erweiterte, dass man sogar Handeln, Piraterie betreiben und optionale Aufträge erledigen konnte. Ob das lautlose Zirpen im Cockpit des ersten Teils oder die verträumten Nebelbänke im zweiten: Kein kommerzielles Spiel ließ es im Weltraum besser knistern!

Privateer / Freelancer

Es war nicht nur Chris Roberts, der den von Elite ins virtuelle Leben gerufenen Weltraum eroberte – sein Bruder kam der ursprünglichen Vision von Handel, Kampf und freiem Willen noch viel näher. Denn 1993 schnappt sich Erin die Technik von Wing Commander und schuf damit ein El Dorado für Jäger und Händler: Privateer und sein Nachfolger schickten ihre Piloten aber nicht nur ins All, sondern erzählten auch packende Geschichten. Besonders der zweite Teil folgte dem zeitgemäßen Origin-Paradigma und setzte reale Schauspieler in Szene – u.a. verliehen Clive Owen und Christopher Walken den zum Teil sonderbaren Filmschnipseln einen zelluloiden Schimmer. Nicht zu vergessen übrigens, dass Erin Roberst später einen weiteren – wenn auch hoch inoffiziellen – Nachfolger schuf: Freelancer hieß der ansonsten gelungene Versuch, echten Piloten einen Ego-Shooter für ein Raumschiff vorzumachen...

Tachyon: The Fringe

Riesige Raumstationen am Rande der Galaxis und schon wieder ein Protagonist aus Hollywood: Obwohl Bruce Campbell (Evil Dead, Fargo) nur die Stimme des digitalen Alter Ego war, verlieh er der ohnehin hervorragenden Atmosphäre viel Klasse. Interessant vielleicht, dass Tachyon von den damaligen Simulations-Experten Novalogic kam. Ähnlich wie Inferno aus TFX hervorging, war also auch Tachyon quasi der Erbe eines ganz gewöhnlichen Kampfjets – gut, dass die Steuerung aber den Raumgleiter und nicht die F-22 gab. Zehn Jahre wird der Ausflug in das ferne Grenzland dieser Tage übrigens alt: Herzlichst wehmütigen Glückwunsch!

X

Die X-Reihe gehört hier eigentlich gar nicht hin. »Wieso? Sie gehört doch zu den langlebigsten und ist noch dazu genau das, was Elite heute wäre!« Nun, das ist vollkommen richtig! Aber X hat ein Problem: Es ist in etwa so tot wie das olle Star Trek. Damit gehört X zu den rar gesäten Ausnahmen, die das galaktische Massensterben überlebt haben. Zu Recht! Denn Händlern, Piraten und auch Abenteurern bieten sich in den Weiten des ausgesprochen stimmungsvollen X-Universums schier unendliche Möglichkeiten. Bitte weitermachen!

Schleichfahrt / AquaNox

Eine Nische der ganz besonderen Art hatten die Mannen beim inzwischen geschlossenen Massive Development ausfindig gemacht: Es muss ja nicht immer der Weltraum sein, auch unter dem Meeresspiegel lässt sich ganz hervorragende Action inszenieren! Mal verdiente man in sekundären Missionen Geld für neue Ausrüstung, mal rollte man in actionreichen Gefechten den roten Faden auf. Schwerelosigkeit wurde zur Trägheit des Wassers, und fertig war der »Raumschiff«-Effekt. Nach der Namensänderung des ersten Schleichfahrt machten die zwei AquaNox übrigens nicht nur durch die untypische Steuerung mit Maus und Tastatur von sich reden – das Unterwasser-Spektakel setzte vor allem technische Maßstäbe!

Wackere Untote

Das Genre liegt vielleicht in den letzten Zügen, aber es gibt sie noch: mutige Außenseiter, die mit unterschiedlicher Gewichtung das intergalaktische Markttreiben oder die frenetische Lasershow am Leben erhalten. Allen voran – und wenn auch ohne aktive Raumschiff-Steuerung – zeigt Eve Online mit vehementer Beständigkeit, dass Elite auch in einer riesigen Onlinewelt funktionieren kann! Tarr Chronicles bewies mitsamt seinem Nachfolger hingegen, dass nervöse Zeigefinger auch in der Zukunft ein Wörtchen mitreden könnten. Und nicht zuletzt hielten auch die Konfetti-Schlachten eines Project Sylpheed oder das klassischere Darkstar One die Fahnen der Weltraumopern nach oben. Bleibt nur zu hoffen, dass diese auch weiterhin sichtbar bleiben und nicht endgültig im Stummfilm-Nirvana verschwinden.

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Sonstiges
Entwickler: 4Players
Publisher: 4Players
Release:
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