Zehn Jahre Xbox

 

Das Erbe der Dreamcast

Ein Grund für die Entwicklung der Xbox war das Scheitern von Segas letzter Konsole Dreamcast. Als PlayStation, N64 & Co immer mehr Marktanteile an sich rissen, wollte Microsoft auch ein Stück vom Kuchen. Zur Dreamcast steuerte Microsoft das Betriebssystem Windows CE bei, danach startete die Entwicklung einer eigenen Konsole mit DirectX-Unterstützung. Daher stammt auch der Projektname Xbox, welcher nach positiven Umfragen einfach fürs Endprodukt übernommen wurde. Auf dem Bild sieht man Chef-Technologen J. Allard neben dem futuristisch geformten Prototyp.

Das Große Schwarze

Vor exakt zehn Jahren, am 14. März 2002, startete Microsofts Kraftpaket in Europa (in den USA bereits am 15. November 2001). Ein Pentium-III-Ableger mit Coppermine-Kern und Nvidias GeForce-3-Derivat NV2A sorgten für eindrucksvolle Bilder. Auch der flexibel nutzbare Arbeits- und Grafikspeicher war mit 64 MB üppiger ausgestattet als bei PS2 und GameCube.

Fehlstart

Zu Beginn gab sich Microsoft entsprechend selbstbewusst. Der stolze Startpreis von 479 Euro ließ die Xbox aber zunächst wie Blei in den Regalen liegen. Erst die Preissenkung auf 299 Euro nach nur sechs Wochen kurbelte den Absatz ein wenig an. Frühkäufer bekamen ähnlich wie beim 3DS eine Entschädigung aus zwei Spielen und einem Controller. Rund 25 Millionen Geräte wurden insgesamt verkauft (PlayStation 2: ca. 150 Millionen). In Japan hat sogar die Xbox 360 heute noch zu kämpfen, im Westen ist Microsofts Konsolen-Engagement nach ein paar Jahren der Subvention mittlerweile ein profitables Geschäft.

Codename Fatty

Für Ärger sorgte auch der später ausgetauschte Controller. Junge Spieler und Erwachsene mit kleinen Händen konnten ihn kaum umfassen. Im Gegenzug besitzt er dank langem Hebelweg bis heute die präzisesten Sticks. Zusätzlich bot er einen neuartigen Stolperschutz: Ein Stecker in der Kabelmitte löste sich, wenn man sich mit dem Bein verhedderte. Durch den Kniff wollte Microsoft verhindern, dass Frauen, Kinder, Katzenbabys oder andere unschuldige Wesen von der fallenden Konsole erschlagen werden.

Starkes Startprogramm

Im Start-Lineup fanden sich echte Perlen für Freunde von Action und Arcade-Rennern: Project Gotham Racing bot eine fesselnde Karriere, RalliSport Challenge wunderhübsche Panoramen und auch Dead Or Alive 3 kitzelte ungemein prachtvolle Kulissen aus der Hardware. Abenteurer und japanophile Rollenspieler wurden aber auf der PS2 besser bedient. Auch ein Jump-n-Run-Maskottchen wie Mario oder Sonic konnte sich nie etablieren - obwohl Microsoft es erfolglos mit der zeitreisenden Katze Blinx versuchte.

Kampf um die Zukunft

Es gibt allerdings eine Figur, die untrennbar mit der Xbox verbunden ist: Der Master Chief. Halo 1 und 2 sorgten für den endgültigen Durchbruch des Konsolen-Shooters. Große Schlachtfelder, schlaue Gegner, zahlreiche Vehikel, eine präzise Dualstick-Steuerung und eine Offline-Koop-Kampagne hatte es in solch einem stimmigen Gesamtpaket noch nicht gegeben. Auch der Multiplayer rockte: In Teil 1 bekriegten sich bis zu 16 Spieler offline oder im Netzwerk. Der Nachfolger ging online und führte ein cleveres Matchmaking ein, das sich nach dem Können der Spieler richtete.

Glänzende Aussichten

In punkto Polygonzahl und Detailfülle nahmen sich PS2, GameCube und Xbox auf den ersten Blick nicht all zu viel. Ein typischer Vorteil von Microsofts Konsole war allerdings der massive Einsatz von Bump- und Normal-Maps, welche auch aus der Nähe für knackig scharfe und teils spiegelnde Oberflächen sorgten. Besonders schön kam das schon zu Beginn in RalliSport Challenge oder Shrek zur Geltung. DreamWorks erstes Oger-Spiel war inhaltlich eine Gurke, eignet sich aber prima als Anschauungsobjekt: Shreks fein strukturierte Weste und das verwitterte Holz waren damals ein echter Hingucker.

Heimkino-Einsatz

Nach Sony nutze auch die Xbox die DVD-Wiedergabe als Verkaufsargument. Der eingebaute Player schnitt in Tests gut ab und gab im Gegensatz zur PS2 von Anfang an ein scharfes RGB-Bild aus. Um Lizenzgebühren zu sparen, wurde das Gerät aber als reine Spielkonsole ausgeliefert. Die DVD-Funktion musste mit einem separat erhältlichen Dongle (das Kästchen neben der Fernbedienung) aktiviert werden, welcher auch als Empfänger für die Fernbedienung diente. Beim Sound war Microsoft sogar Pionier: Erstmals gab es auf Konsole nicht nur in Filmen, sondern auch in Spielen krachigen 5.1-Surround-Sound.

Speicher-Luxus

Die wichtigste Neuerung war die eingebaute Festplatte: Endlich musste man nicht mehr mit Speicherkarten hantieren und konnte CDs für eigene Soundtracks rippen. Entwickler entlasteten den Arbeitsspeicher außerdem durch das Auslagern von Dateien in den Festplatten-Cache. Das neue Speichermedium ebnete aber auch den Weg für DLC-Zerstückelung und schludrig nachgepatchte Spiele - und vor allem für Raubkopien. Diverse Modchips machten die Konsole zum Medien-Zentrum für Filme, Emulatoren und Homebrew-Programme.

Endlich online!

Nach Segas halbherziger Online-Unterstützung der Dreamcast ging Microsoft in die Vollen: Am 14. März 2003, also ein Jahr nach dem Start, ging Xbox Live hierzulande online. Zwingende Voraussetzung war eine Kreditkarte, was einige Schüler und Studenten ausschloss. Auch die 49 Euro Jahresgebühr und das Fehlen von Servern sorgte für Kritik - die meisten Titel verbanden die Nutzer nur untereinander im Peer-to-peer-Verfahren.

Vernetzte Highlights

Im Gegenzug konnten Konsolenbesitzer erstmals mit einem breiten Software-Angebot unkompliziert online zocken, während der Netzwerk-Adapter der PS2 nur von wenigen Titeln wie Socom unterstützt wurde. Da nur Breitband-Nutzer mitmachen durften, gab es erfreulich wenige Lags. Abgelegene Orte ohne DSL-Ausbau schauten dagegen in die Röhre. Die Robo-Schlacht MechAssault sorgte schon in der Beta-Phase für lustige Matches. Richtig ausgefeilt wurde es mit der Spielersuche von Halo 2, der durchdachten Online-Karriere von Project Gotham Racing 2 oder den kooperativen Aufträgen in Rainbow Six 3.

EAs Extrawurst

Electronic Arts stemmte sich zu Beginn gegen das geschlossene System: Titel wie das auf dem Bild zu sehene FIFA Football 2004 gingen zunächst nur auf der PS2 online. Im Jahr 2004 schlossen beide Unternehmen einen Deal, welcher es EA erlaubte, eigene Server für seine Spiele zu nutzen.

Exklusiv-Perlen

Die exklusiven Titel bedienten hauptsächlich den westlichen Action- und Sportspiel-Geschmack: Splinter Cell (Mitte) sorgte für mehr Realismus und weniger filmische Aufmachung im Schleich-Genre - außerdem gabs richtig schmucke Licht- und Schatteneffekte zu sehen. Weitere Highlights sind z.B. das Gran-Turismo-Gegenstück Forza Motorsport (links), das Tennisspiel Top Spin, das Action-Adventure Fable (rechts) von Peter Molyneux , der Future-Racer Quantum Redshift und das durchgeknallte Cel-Shading-Abenteuer Jet Set Radio Future.

Multiplattform kommt in Mode

Die gestiegenen Entwicklungskosten bewegten nach der Jahrtausendwende immer mehr Hersteller dazu, mehrgleisig zu fahren. Xbox-Nutzer bekamen Highlights wie GTA: San Andreas mitunter ein wenig später, dafür liefen die Titel auf der Microsoft-Konsole meist ein Stückchen sauberer. Eine Aufzählung der Multiplattform-Highlights würde den Bericht sprengen. Falls ihr in Nostalgie schwelgen wollt, empfehlen wir einen kleinen Stöber-Exkurs: Einfach im Spielkultur-Channel auf Klassiker klicken, Xbox-Reviews auswählen und die Liste nach Wertungen sortieren.

Ich höre Stimmen!

Für Verwirrung sorgte das grün wabernde Dashboard: Ließ man es eine Weile unbeaufsichtigt laufen, klang es irgendwann so, als würden sich in der Ferne russische Kosmonauten unterhalten. Ebenfalls eine Randnotiz wert war Microsofts groß angelegter Stromkabel-Austausch. Eine frühe Fassung konnte in seltenen Fällen zur spontanen Selbstentzündung der Konsole führen. Auch unser Redakteur Michael hat übrigens eine besondere Beziehung zu der Konsole: Er verfasste zum Deutschland-Start einen Ratgeber mit dem Titel Xbox: Die Hightech-Konsole (erschienen im Scheidegg-Verlag).

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Sonstiges
Entwickler: 4Players
Publisher: 4Players
Release:
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