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Papo & Yo (Plattformer) – Papo & Yo

Ein kleiner Junge sitzt zusammengekauert unter einer Treppe. Er zittert
und drückt sein Stofftier an sich, als eine Kreatur schnaufend an ihm
vorbeistampft. Der Junge flüchtet sich panisch in eine andere Welt, die
sich wie von Geisterhand neben ihm öffnet. Ein seltsam bemaltes Mädchen
lockt ihn immer weiter fort, in ein ebenso bewegendes wie gefährliches
Abenteuer. Denn das Monster wartet schon.

© Minority / Minority

Eine persönliche Widmung

[GUI_PLAYER(ID=105389,width=400,text=Papo & Yo erschien im August 2012 zunächst für PlayStation 3 und wurde jetzt für PC umgesetzt. Es erzählt die Geschichte eines Jungen, der vor einem Monster flieht.,align=right)]Wenn man etwas der Mutter und den Geschwistern widmet, weil sie geholfen haben, das „Monster in meinem Vater zu überleben“, dann muss man Schreckliches mitgemacht haben. Wenn man daraus auch noch ein Spiel macht,  dass diese Erlebnisse aus der ebenso fantasievollen wie traumatischen Sicht des Kindes aufarbeitet, dann muss man verdammt mutig sein. Vor allem, wenn man wie Vander Caballero über ein Jahrzehnt bei Electronic Arts gearbeitet hat und weiß, wie zielgruppenexplosiv die Branche tickt. Oder ist diese Widmung nichts weiter als clevere PR, die von Beginn an um Gefühle duseln soll? Immerhin hat dieser Designer die Tampons als Heilmittel in Army of Two erdacht…

Nein, die sehr persönliche Ansprache wird von einem Spiel getragen, indem es um ein Trauma geht. Und diesmal legt Caballero weniger Stoff, dafür mehr Gefühl in die Wunde. Hier wird nicht geballert, sondern gehüpft, gerätselt und sehr behutsam in Metaphern erzählt. Auf den ersten Blick wirkt das Abenteuer noch wie ein heiterer Plattformer für Kinder. Es gibt magische Türen und Kreidelinien, kunterbunte Häuschen wie in Panama und dutzende eng aneinander gebaute Wellblechhütten wie in Favelas. Huch, was ist das? Kaum dreht man an einem Schlüssel, bekommen die Bungalows weiß

Was bietet die PC-Umsetzung?

Pao & Yo inszeniert für 11,69 Euro (Steam) inhaltsgleich dasselbe Abenteuer wie auf PS3. Man kann sowohl mit Maus/Tastatur als auch Gamepad spielen – wir empfehlen angesichts der Sprungpassagen Letzteres. Technisch ist das Spiel ansehnlich, aber selbst unter höchsten Details nicht beeindruckend – es gibt so manches Flackern und Clipping. © 4P/Screenshot

leuchtende Beine oder Flügel! So ergeben sich neue Weg und Ziele in städtischen Labyrinthen, die von der Unreal Engine inszeniert werden.

Das schizophrene Monster

Tearing und Clipping trüben das Bild zwar auch auf dem PC unter höchsten Details (in den erweiterten Einstellungen könnt ihr von Blooming über Schärfentiefe bis Antialiasing alles Möglich anpassen), aber es entstehen zauberhafte Situationen, wenn sich die kindliche Fantasie einfach Wege schafft. Schön ist, wie mit Maßstäben gespielt wird: Man kann kleine Kartons oder Quader aufnehmen und woanders platzieren, während synchron dazu ihre riesigen Pendants in Form von Häusern bewegt werden – so baut sich der Junge eine Passage über eine Kluft. Falls man mal nicht weiter weiß, setzt man sich einen Pappkarton auf den Kopf und schaut sich die gezeichneten Hinweise an. Das Ziel ist erzählerisch zunächst unklar, aber spielmechanisch simpel: Alles,

Noch ruht sich das Monster friedlich aus. Aber sobald es Frösche frisst, mutiert es zur Bestie.
Noch ruht sich das Monster friedlich aus. Aber sobald es Frösche frisst, mutiert es zur Bestie. Zunächst erinnert der sanfte Riese an Majin, aber das ändert sich im Vollrausch… © 4P/Screenshot

was glänzt, bringt einen wie Hänsel und Gretel irgendwie weiter. Aber nicht weit genug weg von der Angst und der Verfolgung.

Spätestens als der Junge entdeckt, dass auch das Monster in diese lateinamerikanische Zauberwelt voller grellbunter, imposant strahlender Graffiti geflohen ist, wird aus dem einfachen Plattformer auch ein Märchen für Erwachsene. Hier erkundet man über mehrere Kapitel nicht nur die Oberfläche mit all ihren kleinen Rätseln und akrobatischen Herausforderungen, sondern auch die Gefühlswelt des Jungen, der mit tragischen Verlusten und Ängsten umgehen muss – nicht in alptraumhafter Düsternis, sondern bei strahlender Sonne. Das Grauen im Alltag? Dazu gehört auch die Schizophrenie eines Monsters, das mal ein tapsiger Helfer, mal ein wild umher jagender Feind ist. Die umher liegenden Fußbälle wirken dann wie mahnende Relikte einer unglücklichen Kindheit.

Kommentare

23 Kommentare

  1. Gib Megaman 10 auf jeden Fall noch ne Chance.
    Das hat nen leichten Modus und normal ist auch machbar.
    Da kannst du E-tanks kaufen oder den Vogel der einen 1mal vorm Absturz rettet usw.

  2. Da sieht man mal wider, dass man Jörg keine Indiespiele testen lassen darf. Es kommt immer Gold oder Platin raus egal wie langweilig das Gameplay an sich ist.

  3. maho76 hat geschrieben:
    gold fuer so eine schlechte substanz im spiel, nur fuer den kuenstlerischen anspruch, das ist einfach nur falsch
    so um die 78-83 würd ich auch geben, was schon irgendwie fast dasselbe ist, oder?
    wär ich böse würd ich schreiben: lass mich raten: farcry3 goty?
    ;)
    bei 78 haett ich ja die finger von gelassen, bei Gold gehe ich davon aus das das Spiel rundum gut ist und das ist es eben nicht. Der Einstieg war noch vielversprechend aber dann merkt man immer mehr das es um die Erzaehlung geht und nicht um das Spielen, um Spass. Das ist insgesammt handwerklich (spielerisch) einfach nur richtig schlecht gemacht - ok, hab's noch nicht durchgespielt aber trotzdem. Wie gesagt, bei Gold sollte ein Spiel schon mehr koennen als eine Geschichte erzaehlen, wenn es nur darum geht ist das Medium verfehlt. Und nein, mir hat FarCry3 nicht gefallen, es sieht aber 100mal besser aus.
    PS: waere die Story aussen vor haette dieses Spiel bei 4Pl sicher keine 40% bekommen, so schlecht ist es imo

  4. Ein kleiner Junge sitzt zusammen gekauert unter einer Treppe.
    Zusammen mit wem?
    Und das aus Jörgs Feder. Als erster Satz des Tests. Sogar auf der Hauptseite zu lesen. Normalerweise störe ich mich nicht sonderlich an kleineren Rechtschreibfehlern, aber meine Güte... Manchmal fehlt euch hier doch echt ein pingeliger Korrekturleser.

  5. So wirken diese beiden Szenen wie verlorene Schnipsel und ich frag mich, wieso die nun so als Ruinen im Spiel blieben.
    mit dem ersten halbsatz beantwortest du die frage aus dem zweiten.^^
    verlorene schnipsel einer traurigen kindheit, an die man sich eh nur in fragmenten, wenn überhaupt, erinnern will (darum gehts ja gerade)... und du siehst eben was davon haften bleibt. fand ich grad gut, man wird 2x rausgerissen, dadurch prägen sie (bei mir) nur noch mehr.
    ist aber wohl subjektiv, ich mag den holzhammer nicht, so find ichs besser, und... auch dir sind sie ja offenbar ins gedächtnis gebrannt. ;)
    gold fuer so eine schlechte substanz im spiel, nur fuer den kuenstlerischen anspruch, das ist einfach nur falsch
    für mich ein highlight und tolles spielerlebnis, schöne inszenierung, tolle (passende) stimmung und ein paar nette rätselideen. so um die 78-83 würd ich auch geben, was schon irgendwie fast dasselbe ist, oder?
    wär ich böse würd ich schreiben: lass mich raten: farcry3 goty?
    ;)

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