von Paul Kautz,

gc-Eindruck: Crysis 2

Crysis 2 (Shooter) von Electronic Arts
Crysis 2 (Shooter) von Electronic Arts - Bildquelle: Electronic Arts


Crysis war vor allem eines: eine grafische Bombe. Ist es auch heute noch, es gibt immer nicht so wahnsinnig viele Rechner, die die volle Detailstufe des Korea-Shooters stemmen können. Behält man die Präsentationspracht des drei Jahre alten Vorgängers im Hinterkopf, ist Crysis 2 (ab 8,98€ bei kaufen) (C2) in erster Linie eines: krümelig. Okay, es gab auf der Messe nur den Mehrspielermodus zu spielen, und das in einer sehr frühen Fassung, und außerdem noch ausschließlich auf der Xbox 360. Nichts gegen die Power der röhrenden Kiste, und das Crytek Geilografik kann, steht außer Debatte – aber das auf der Messe Gezeigte/Spielbare war nur besserer Durchschnitt.

Der Mehrspielerteil wird von dem britischen Team Free Radical entwickelt, das nach seinem Aufkauf durch Crytek in Crytek UK umbenannt wurde – und davor durch die Time Splitters-Reihe Berühmtheit erlangte. Der Multiplayerpart von C2 ist das gegenwärtige Hauptprojekt des Teams und sieht sich in direkter Konkurrenz zu Schwergewichten wie Call of Duty: Modern Warfare 2, Battlefield: Bad Company 2 oder dem kommenden Medal of Honor. Die große Frage ist natürlich: Wie viel Neues und/oder Interessantes gibt es aus einem Shooter noch heraus zu holen?



Die Antwort ist nach gegenwärtigem Stand, dass Crytek UK das Ballerrad nicht neu erfinden wird. Man liefert absolut solide Leistung, die sich in fast jeder Hinsicht an der einen oder anderen Konkurrenz orientiert, aber nur wenig selbständiges bietet. Das wichtigste Alleinstellungsmerkmal ist wie schon im Solobereich der Nanosuit. Während der für Solisten einige Optionen bietet, war er in der auf der Messe spielbaren Fassung auf zwei beschränkt: mehr Stärke und Unsichtbarkeit. Hat man genug Energie, die sich automatisch wieder füllt, kann man kurzzeitig besser ballern oder aus dem Sichtfeld des Feindes verschwinden, jedenfalls im Großen und Ganzen. Der taktisch kluge Einsatz dieser Extras ist entscheidend, denn gerade die Unsichtbarkeit ermöglicht das unbemerkte Heranschleichen an potenzielle Gegner – jedenfalls so lange diese nicht auf einen für geübte Augen deutlichen Verschwimm-Effekt achten, der den Unsichtbaren verrät.

Sechs Spielmodi werden im fertigen Spiel dem Kampf der Marines gegen die Krieger der C.E.L.L. ein Schlachtfeld bieten, zwei davon waren auf der gamescom spielbar. Der eine nennt sich "Team Instant Action", könnte aber genauso gut auch "Team Deathmatch" heißen – ist nämlich das gleiche. Zwei Teams, jeweils maximal sechs Mann stark, ballern so lange aufeinander, bis ein Zeitlimit abgelaufen ist. Kennt man, mag man. Die zweite Variante namens „Crash Site“ ist für Shooterkenner ebenfalls ein alter Hut, denn das Spielprinzip des Flaggenbesetzens ist spätestens seit Battlefield 1942 nicht mehr so richtig neu. Allerdings campt man jetzt nicht um Flaggen herum, sondern um abgestürzte Kapseln, die gerettet bzw. vom gegnerischen Team erobert werden müssen. Die große Besonderheit des Mehrspielermodus ist, dass man nicht nur im normalen Rang aufsteigt (davon soll es 80 geben), sondern der Nanosuit separat aufgemotzt wird: Je nachdem, ob man eher auf Stärke oder Unsichtbarkeit setzt, gibt es für die jeweilige Funktion mehr oder weniger Erfahrungspunkte, die ihrerseits dafür sorgen, dass mehr als 20 Suit-Upgrades freigeschaltet werden. Mit denen  (sowie den über normale Ränge freigespielten Waffen und Upgrades) kann man seine ganz persönliche Spielerklasse zusammenbauen – wer darauf keine Lust hat, beschränkt sich auf die fünf vordefinierten Klassen, die von "Assault" über "Sniper" bis "Ghost" die üblichen Verdächtigen bietet. Sammelwütige dürften sich außerdem über die Nachricht freuen, dass es wie bei Bad Company 2 einen Riesenhaufen Plaketten und Auszeichnungen zu hamstern gibt.



In Sachen Präsentation hat man an Crysis 2 natürlich entsprechend hohe Erwartungen, die bislang nicht erfüllt werden können: Die beiden spielbaren Levels (ein zerfallenes Hotel sowie ein großes Hausdach) boten eine interessante, detailreiche, realistische, auf dem tatsächlichen New York basierende Architektur, aber die Mischung aus krümeliger Darstellung, flimmernden Texturen und für meinen Geschmack zu vielen klickibunti-Effekten machte das Spielen an sich ziemlich chaotisch – teilweise waren die Figuren selbst schlecht zu erkennen. Neben Haupt- und Sekundärwaffe hat man auch Zugriff auf einen Hitzesensor sowie Granaten. Außerdem gibt es zwei Sprungvarianten: Variante A ist der normale Wald- und Wiesenhüpfer. Für Variante B muss man die Sprungtaste gedrückt halten; dadurch gewinnt man nicht nur an Höhe, sondern kann auch auch an Vorsprüngen festhalten und hochziehen – das kostet aber ein kleines Stück der wertvollen Nanosuit-Energie. Interessant ist auch die Killcam: Wird man erledigt, bekommt man seine letzten Sekunden nicht nur aus der Sicht des siegreichen Gegners zu sehen, sondern wirft ab und zu auch einen Zeitlupenblick auf den Einschlag der schlussendlich fatalen Kugel.

Adel verpflichtet, und wenn ein Spiel mit "Crysis" im Namen nicht grafisch aus den Socken hauen kann, dann stimmt etwas nicht mit der Welt, in der wir leben. Aber gut, es war eine frühe Fassung, die nur auf Konsole lief, also behalten wir uns mal optimistische Hoffnung vor – Crytek hat in dieser Hinsicht noch nie enttäuscht. Was den Mehrspielermodus betrifft, bin ich schon skeptischer: Was bislang spielbar war, war solide und unterhaltsam, aber genau wie beim letzten Medal of Honor-Betatest konservativ und ideenarm. Wenn man mich fragen würde, warum man dafür seinen gegenwärtigen Lieblingsshooter zur Seite legen sollte, wüsste ich keine Antwort darauf.

gc-Eindruck: befriedigend



Kommentare

CBT1979 schrieb am
GamePrince hat geschrieben:Crysis steht nicht für MP, also liebe Entwickler, zeigt uns das nicht.
Von Crysis wollen wir was anderes sehen!!!
Wozu überhaupt einen MP?
Davon gibt es doch genug, gebt uns was anderes!!!
ich finde auch, das der Schwerpunkt von Crysis 2 sich auf die Kampagne bzw. Storymode liegen sollte. Spiele wie Battlefield und CoD leben hauptsächlich vom Multiplayer.
Bei Halo ist das Verhältnis etwa 1:1 (SP:MP).
Vanquish hat doch gezeigt, dass nicht jeder shoter einen MP braucht um gut zu sein.
TheOriginalDog schrieb am
br1zz hat geschrieben:
Iconoclast hat geschrieben:Ich verstehe es immer noch nicht. Könnt ihr mich mal aufklären, wo Crysis 1 im SP so genial und bahnbrechend war, dass es als Top Shooter im Raum steht? Außer Grafik (die wirklich genial ist) war das Teil doch total öde.
recht hat er. und kommt nicht mit "KI, Freiheit, Leveldesign, Abwechslung."
bitte redet nicht davon wenn ihr das spiel nicht selber gespielt habt.
KI ? strunzdumm. schaut euch mal die fear1 ki zb an und dann sagt dass die crysis ki gut war.
Freiheit ? mitnichten... war es möglich durch den level zu schleichen ? teilweise.. aber am bestimmungsort angekommen konnte man nur kämpfen... gegner aus dem schatten/hinterhalt angreifen ist nicht.. wenn man jemanden leise getötet hat kamen direkt die freunde wie von zauberhand an. GUT.. ich hab die ungepatchte vollversion angespielt, vllt hat ein patch was verbessert. aber insgesamt nur pseudofreiheit.
Leveldesign? war nicht anspruchsvoll.. standard altbacken und eher einfallslos.. wenn du meinst dass die levels SCHÖN waren, das stimmt, zählt aber nicht zu leveldesign.
abwechslung ? ein wenig, aber eher unterdurchschnittlich.
noch dazu waren weite teile des spiels EXTREMS verbuggt... noch monatelang..
gott was reg ich mich noch drüber auf :D so eine volksverDOOMung hatten wir schon mal... x mal in x games :D bitte bitte bitte werdet was anspruchsvoller, dann sind entwickler auch gezwungen mal innovationen einzuführen anstatt diesem 0815 dreck wo alle jubeln... lasst euch nicht so verarschen :/ schaut mal ein bisschen HINTER die kullise.. die ist bombastisch ja.. dann werdet ihr entdecken dass spieltiefe > spielgrafik, denn was will ich mit einem interaktiven bildschirmschoner für 50? ?
Da haben wir aber wieder einen Hass entwickelt :roll:
Mir hat Crysis auf jeden Fall mehr Spaß gemacht als MW2 (ich habs mir erst vor ein paar Wochen im Budget zugezogen, bin also kein Opfer des Hypes, falls mir das jemand nachsagen will), die großen, gutdesignten Levels waren nach den...
Franz32 schrieb am
Artikel hat geschrieben:die Mischung aus krümeliger Darstellung, flimmernden Texturen und für meinen Geschmack zu vielen klickibunti-Effekten
Für ein professionelles Spielemagazin ist diese Kritik einfach nur peinlich.
Ich würde einen Ersteindruck von jemandem bevorzugen, der weiß wovon er spricht und sich nicht willkürlich Begriffe ausdenkt weil er keine Ahnung von der Technik hat.
bruchstein schrieb am
Gibt es eigentlich keine Infos bei 4P über Spec Ops The Line oder habe ich das übersehen?
johndoe869725 schrieb am
Iconoclast hat geschrieben:Wer auf den Konsolen die gleiche Grafik erwartet, wie auf dem PC, muss schon ziemlich naiv sein. Allerdings wird das im Endeffekt sowieso kaum einer in max Details auf seinem Rechner spielen können, weil die vorausgesetzte Hardware viel zu teuer oder noch gar nicht auf dem Markt ist.
Kaufen werde ich es mir weder für PC noch für Konsole. Auf so einen Grafikblendermüll kann ich verzichten.
Crysis ist kein Grafikblender, dafür hat das Spiel viel zu viel spielerische Substanz. Ich mag den Begriff Grafikblender eh nicht, aber wenn man ihn benutzen wollte, gäbe es einige Spiele auf allen Plattformen, auf die er deutlich besser passen würde.
Die Aussage mit der Hardware würde ich zumindest mit Vorsicht genießen. Die Systemvoraussetzungen sind in den letzten Jahren praktisch eingeschlafen und man braucht nicht mal annährend High End Rechner, um Spiele in hohen Details zu genießen.
schrieb am
Crysis 2
ab 8,98€ bei