von Benjamin Schmädig,

gc-Eindruck: Fighters Uncaged



Spieler statt Familie

Das Aufgebot der Starttitel schreit laut "Familienunterhaltung" - AMA Studios war das aber egal. Die Belgier haben vielmehr überlegt, wie man den Kameracontroller in einem "Spiel für Spieler" einsetzen könnte. Ein Kampfspiel sollte es sein - vielleicht ja deshalb, weil die Kombination am ehesten nach "Bewegung" und "echte Kerle" klang. Heraus kam Fighters Uncaged. Hier trifft man sich nicht vor Funktionären und Publikum, sondern trägt in schmutzigen Gassen, neben den Lüftungsschächten von Dächern und an ähnlich lauschigen Plätzen Duelle aus aus.

Wie in anderen Kampfspielen gibt es auch hier keine Karriere. Stattdessen nimmt man an einem Turnier mit zwölf Kämpfern teil. Während man in diesem fortschreitet, lernt man einige neue Kombos sowie besonders starke Attacken. Anders als gewöhnlich gibt es allerdings keine Mehrspielervariante - ein Verlust, der die Motivation empfindlich treffen dürfte. Lediglich eine Highscoreliste fördert so etwas wie realen Wettkampf. Punkte erhält man dabei für das möglichst schnelle Erledigen seiner Kontrahenten. Figuren und Umgebungen sind natürlich deutlich überzeichnet: Graffiti, dreckige Hemden und Tätowierungen bestimmen das Bild.

Der Kick der keiner ist

Spielerisch gibt sich Fighters Uncaged sehr einfach. So steht der eigene Kämpfer stets am Platz und kann die Distanz zum Gegner nur ändern, indem er ihn mit bestimmten Techniken von sich weg stößt. Drei Entfernungen gibt es: nah, mittel und weit und je nach Entfernung sind bestimmte Technikern möglich. Will man dem Kontrahenten also einen gedrehten Kick an den Kopf setzen, muss man ihn weit von sich weg treten und kann erst dann das Bein schwingen.



Auf der einfachsten Stufe funktioniert der Schlagabtausch schon, wenn man nach freiem Gusto schlägt und tritt. Je nach Geschwindigkeit der realen Bewegung schlägt man unterschiedlich stark zu, je nach Höhe von Schlag oder Tritt landet der Treffer in der entsprechenden Körperzone. Ausgefeilte Techniken sollte man natürlich üben - den gedrehten Kick z.B., für den man einen Fuß hinter das Standbein zieht und den Oberkörper leicht nach vorne neigt. Um Kampfsport-unerfahrene nicht zu überfordern, muss man die gezeigte Bewegung nicht genau so ausführen. So wirken viele Aktionen laienhaft. Echter Kampfsport ist das leider nicht. U.a. kann man einen normalen Kick initiieren, indem man das Bein einfach stockgerade in die Luft zieht.

Die berüchtigte halbe Sekunde

Im Gegenzug hilft es, Knie oder Arme zu heben, um einen Schlag zu blocken. Man kann Fauststößen sogar mit einer Bewegung nach hinten ausweichen. Cool ist es zudem, aus der Hocke heraus das Standbein des Gegners umzuhauen, was genau so ins Spiel übertragen wird. Fighters Uncaged vereinfacht solche Aktionen, indem es den Ablauf während des Torkelns oder während einer Ausholbewegung des Gegners verlangsamt. In Zeitlupe führt man auch Kombos aus, die durch spezielle Aktionen eingeleitet werden - etwa wenn man den Kontrahenten kickt, nachdem er gerade einen Tritt geblockt hat. Dann führen bestimmte Schlagfolgen dazu, dass man besonders viel Schaden anrichtet. Ist man überlegen, sinkt zudem die Aufmerksamkeit des Gegners - dann blockt und duckt er sich weniger. Durch allgemeines Taktieren erhält man ebenfalls Vorteile. Mehrere Ellbogenschläge ins Gesicht des Kontrahenten nehmen ihm z.B. für kurze Zeit die Sicht.

Einige Elemente wirken gut durchdacht; Fighters Unleased sucht sich irgendwo zwischen Tekken und (aufgrund der Steuerung) Fight Night eine Lücke. Wegen der typischen Kinect-Verzögerung hat man allerdings nie das Gefühl hat, wirklich in der Haut des virtuellen Charakters zu stecken. Kinect überträgt ja nicht die eigenen Bewegungen unmittelbar ins Spiel. Stattdessen dienen die Bewegungen genau wie mit Remote und Nunchuck nur als Auslöser. Man fühlt sich wie ein menschlicher Joystick mit Eingabe-Lag. Die Kulisse bricht zudem keine visuellen Bahnen: Die vor starren Hintergründen prügelnden Streithähne hätten gut und gerne auch auf einem Wii-Bildschirm Platz gefunden. Das Spiel könnte ein gelungener Workout für Spieler mit Kampfsport-Ambitionen werden - falls die Gegner spannende Kämpfe liefern. Nach einigen Minuten der Gewöhnung sind die Möglichkeiten des virtuellen Prügeln zumindest sehr reizvoll. Auf Dauer dürften neben der Verzögerung allerdings die nüchterne Darstellung, der magere Turniermodus sowie das fehlende Mehrspielerduell den Spaß bremsen.

gc-Eindruck: befriedigend



Kommentare

Yossarian22 schrieb am
Fehlender Mehrspielerspaß? Also, ich stelle mir nen Mehrspielermodus für ein Kinect-Prügelspiel ziemlich schmerzhaft vor 8)
schrieb am