von Julian Dasgupta,

Über Amokläufe und Videospiele

Spielkultur (Sonstiges) von 4Players
Spielkultur (Sonstiges) von 4Players - Bildquelle: 4Players
Im Journal of Investigative Psychology und Offender Profiling setzt sich Prof. Christopher Ferguson (Bild unten) von der Texas A&M International University mit der Frage über den Zusammenhang von Schießereien an Schulen und gewaltlastigen Videospielen auseinander. Zwischen den beiden Dingen gebe es, so seine Schlussfolgerung, "keine signifikante Beziehung".

Nach den Amokläufen in der jüngeren Vergangenheit waren oft Spiele als mögliche Ursache für die Aggression und die Verrohung der Täter angeführt worden, der Amoklauf an einem Erfurter Gymnasium schließlich zog gar eine Änderung des hiesigen Einstufungssystems nach sich.

Oft, führt Ferguson aus, gebe es eine moralische Panik, die darin resultiert, dass Politiker, Medien und Sozialwissenschaftler "hysterische Ansichten" über Gewalt in Medien und Videospielen verbreiten. Tatsächliche Ursachen für Gewaltkriminilität wie die familiäre Umgebung, die genetischen Voraussetzungen, Armut und Ungleichheit seien oft schwieriger nachzuvollziehen und anzugehen. Aktionismus gegen Videospiele würde sich dagegen bei Politikern immer dazu eignen, den Eindruck zu erzeugen, dass man etwas gegen Kriminalität unternimmt.

Bei den Medien würde hingegen gelten: Negative Nachrichten würden besser laufen als positive. Unter den Sozialwissenschaftlern gebe es eine Gruppe, die sich gegen Spiele ausprechen - die würden aber oft Untersuchungen anderer Forscher oder Probleme in den eigenen Studien ignorieren bzw. sich darüber ausschweigen.

Ein Großteil der Kritiker sei zudem mit der Materie schlichtweg nicht genug vertraut, legt Ferguson nach.

"Die Mehrheit der Kritiker ist älter als 35 (viele sind noch älter) und gibt oft zu, noch nie direkt/selbst ein Spiel erlebt zu haben. Manche Kommentatoren stellen dann trotz ihrer Unwissenheit noch Behauptungen auf, dass beispielsweise Spiele wie Grand Theft Auto Punkte für antisoziales Verhalten vergeben würden - obwohl Spiele kaum noch Punkte für irgendwas vergeben und sich stattdessen auf die Story konzentrieren."

Im Falle GTAs wäre es eigentlich nur zulässig zu sagen, dass es antisoziales Verhalten (im Spiel) zulässt.  Basierend auf eine Meta-Analyse ließe sich nur schlussfolgern, dass die vorliegenden Daten keinen kausalen Zusammenhang nahelegen.

Der vollständige und durchaus lesenswerte Artikel kann hier (PDF) eingesehen werden.
Quelle: Gamepolitics

Kommentare

johndoe137077 schrieb am
iconoclasm@ der typ war hobby-jäger. jetzt weißte bescheid...
ico schrieb am
Es laufen so viele kranke Spinner rum dass man froh sein kann das nicht mehr passiert. Letzte Woche hat ein Familienvater seine komplette Familie erschossen. Was da los wäre, wenn der Killerspiele gespielt hätte. Aber woher er seine Waffe hatte, weiß keiner. Wie gut das gewisse Politiker über Killerspiele debatieren und die Waffengesetze so lassen wollen.
Masupilami74 schrieb am
autognom hat geschrieben:
The Dionysos hat geschrieben:Das Problem sind nicht die Spiele sondern die Filme.
applaus applaus du hast eine schwachsinnsthese durch eine andere ersetzt.
100% Zustimmung. Das ist so, wie vor einiger Zeit in nem anderen Forum, wo jemand schrieb: "Die Leute sind immer so ignorant, was Videospiele angeht. Dabei sollten sie diese gewaltverherrlichende HipHop-Mucke verbieten"..
saxxon.de schrieb am
Meow hat geschrieben: Ich find das manchmal einfach nur grässlich wenn sie wieder und wieder filmmaterial zeigen wie flugzeuge in häuser krachen, menschen erschossen werden, oder einfach nur krieg / gewalt..
hat mal jemand dran gedacht das in diesem moment menschen sterben?
und das dies rund um die uhr für jeden zugänglich ist?
Eye on the TV
cause tragedy thrills me
whatever flavour
it happens to be like
killed by the husband
drowned by the ocean
shot by his own son
she used a poison
in his tea
and kissed him goodbye
this backcover story
is no fun 'till someone dies
cause I need to watch things die
from a distance
vicariously I live while the whole world dies
we all need and choose our own lie
[Tool - Vicarious]
Mit anderen Worten: Ja, schonmal drüber nachgedacht.
langhaariger bombenleger schrieb am
Zulustar hat geschrieben: HrHr genau das ist der Punkt den Bombenleger anspricht, wenn man wirklich eine ehrliche studie wöllte, dann müsste die rational ohne Eckpunkte angelegen heisst Ich gehe nicht mit einer abgeschlossenen Meinungs oder Zielforderung an eine Forschung.
Ich weiss was du meinst, nur ich würde "Zielforderung" der Eindeutigkeit halber mit "Ergebnisforderung" ersetzen. In dem Sinne: "Das Ergebnis einer Studie o.ä. soll die Auftraggeber bestätigen, anstatt tatsächlich Forschung zu betreiben." So kennen wir es ja alle zur genüge aus der "Killerspiel"-Debatte.
Wenn ich "Ziel" sage, meine ich damit nur die Ausrichtung einer wissenschaftlichen Arbeit, nicht das Ergebnis.
Zulustar hat geschrieben: Doch bei uns in Germany ist es so, Gelder für Forschungsarbeiten erhälst du nur wenn du beispielsweise ne Studie über bereits festgelegtes erstellst.
Mio werden verparasst für irgendwelche Forschungsarbeiten die erklären das haschisch schädlich ist, man bekommt auch nur Geld vom Staat dazu wenn man beweisen will das Hanf schädlich ist.
Diese Studien sollen dann das bereits festgelegte untermauern.
Schließt du jetzt von Einzelfällen auf die Gesamtheit, oder bist du tatsächlich so gut informiert solch eine allgemeingültige Aussage treffen zu können?
Ich nehme an das du mit "festgelegt" wieder meinst, das das Ergebnis bereits vorher feststehen soll.
Zulustar hat geschrieben: Wieso können Wahlen in einer Demokratie keinen echten politischen Wandel auslösen? Weil die Wahlen dann das Wirtschaftsystem und das politsystem gefährden könnten und dagen hat man ja was, nämlich ne nachwahl solange bisses passt.
Die Studienkritik führt dich also direkt zur Politikkritik. Ehrlich gesagt kann ich dieser Argumentation nicht folgen. Was ist "echter politischer Wandel"? Und wo soll der hinführen?
Liegt es nicht vielleicht einfach daran, das es keinen "echten politischen Wandel" gibt, weil die Mehrheit der Leute den garnicht haben will und deshalb die Parteien wählen, die ihnen...
schrieb am