von Julian Dasgupta,

XBLA: Kritik am Microsoft-Modell

Xbox Live Arcade (Arcade-Action) von Microsoft
Xbox Live Arcade (Arcade-Action) von Microsoft - Bildquelle: Microsoft
Vor Kurzem hatte Microsoft angekündigt, als Teil einer Qualitätsoffensive die Spielebibiothek von Xbox Live Arcade auszumisten. Löschkandidaten sind alle Spiele, die jede der folgenden drei Bedingungen erfüllen: 1. Der Titel seit mindestens sechs Monaten verfügbar. 2. Die Durchschnittwertung (auf Basis von Metacritic) ist niedriger als 65. 3. Die Konversionsrate der Demo liegt unter sechs Prozent. (Siehe auch hier.)

Dass das nicht so vernünftig ist, wie es für manche klingen mag, findet Tadgh Kelly, der auf Gamasutra schildert, warum der Betreiber des Services diesen eigentlich mal gründlich überarbeiten müsste.

So würde man XBLA durch das Entfernen von Spielen und die damit verbunden Einschränkungen der Vorteile eines digitalen Vertriebsdienstes berauben und eine ähnliche Situation erschaffen, wie sie bereits im Handel existiert. Dort würden die Hersteller auf allerlei Weisen um den begrenzten Platz in Regalen konkurrieren. Dank der XBLA-Restriktionen würden sich künftig die üblichen Verdächtigen wohl nun auch stärker darum bemühen, dass die Wertungen für ihre XBLA-Produktionen stimmen und dementsprechend Druck ausüben. Auch würden die größeren Hersteller ihre Beziehungen spielen lassen, um sich einen Vorteil zu verschaffen.

Zudem schränke Microsoft die Auswahlmöglichkeiten der Kunden ein, obwohl dies doch völlig unnötig wäre - speicherplatztechnisch wäre es kein Problem, weiterhin alle Spiele anzubieten, anders als im herkömmlichen Handel, wo die Lagerkapazitäten begrenzt sind.

Das Grundproblem sei aber Microsofts Sichtweise auf den eigenen Dienst. Der Hersteller würde XBLA als Verkaufsportal betrachten, bei dem es nur darum geht den Kunden an die Hand zu nehmen und ihm etwas zu verkaufen. Das zeige sich besonders in zwei Punkten.

Zum einen wäre da die starke Einschränkung der wöchentlichen Veröffentlichungen auf ein oder zwei Spiele. Dafür habe man merkwürdige Vorgaben und Kriterien für Releases aus dem Boden gestampft und sei letztendlich selbst verantwortlich für die derzeitige Qualität des Angebots. Das war vor einigen Wochen auch von den N+-Entwicklern kritisiert worden.

Zum anderen sei das Interface des Dienstes kaum brauchbar. Statt die Auswahl einzuschränken, solle sich Microsoft lieber darum bemühen, den Spielern einen besseren Zugriff auf die Inhalte zu gewähren. Das Problem sei, dass der Dienst von Anfang an nur auf die Xbox 360 ausgerichtet war, und das zeige sich in der Nutzeroberfläche.

Der Betreiber müsste die mal gründlich überarbeiten und außerdem eine webbasierte Fassung des Marktplatzes anbieten, auf den man per Browser zugreifen kann. Dort sollte es dann beispielsweise Möglichkeiten für die Nutzer geben, untereinander zu interagieren und anderen Leuten Spiele zu empfehlen. So fragt sich Kelly, ob der iPod genauso erfolgreich gewesen wäre, wenn Apple darauf bestanden hätte, dass die Nutzer ihre Musik über ein völlig auf das Gerät und dementsprechend nur per Klickrad navigierbares System kaufen, anstatt einen umfassenden Dienst wie iTunes anzubieten.

Microsoft habe mit XBLA vor allem kleine Teams mit innovativen Spielen anlocken wollen, diese aber letztendlich mit den Restriktionen vor den Kopf gestoßen. Weitere Einschränkungen könnten darin resultieren, dass die dann eher für PSN oder WiiWare entwickeln.


Kommentare

RuloR 666 schrieb am
Ich verstehe die Aufregung nicht so ganz, denn die Entfernungskritierien sind sehr lasch imo. Wenn ich das richtig sehe wird wirklich nur der letzte Crap entfernt.
Gut auf der anderen Seite schadet es ja auch nicht, sie drin zu lassen, sehe es halt nur nicht als Grund sich aufzuregen.
Ugauga01 schrieb am
Was mich ein wenig stört ist wirklich das Interface.
Mich kotzen diese 50 (oder wieviele es sind...) vorinstallierten Demos schon voll an, weil sie alle auf einem Haufen aufgelistet sind und man überhaupt nicht sehen kann was für ein Spiel es ist, solange man es nicht anspielt...
Da fände ich ein erweitertes Interface mit Screenshots, durchschnittlicher Userwertung usw viel besser.
johndoe702394 schrieb am
Warum so verwundert? Microsoft ist doch bekannt für Entscheidungen, die weder für Kunden noch für Fremdfirmen gut sind. Wichtig ist doch nur der eigene Geldbeutel auf kurze Sicht, dass Kunden und interessierte Softwarehäuser weglaufen interessiert MS erst wieder, wenn ihre Analytiker stagnierende Umsätze aufweisen!
Spunior schrieb am
Lord_Zero_00 hat geschrieben:Die Spiele werden doch gar nicht gelöscht.
Man kann sie selbst noch downloaden, wenn man sie noch gar nicht hatte, in dem man sich einfach eine Empfehlung von jemanden schicken lässt, der den Titel besitzt.
Damit wird der Distributionsweg aber dennoch effektiv kastriert. Wenn du gezielt an ein Spiel per Empfehlung ran willst, müssen schon gewisse Vorbedingungen erfüllt sein. Eine davon: Du musst wissen, dass es das Ding überhaupt gibt und es dann auch von dir aus haben wollen.
Das ist ungefähr so, als ob alle Großhändler sich entscheiden, irgendein Spiel aus dem Regal zu nehmen. Das könnte man dann zwar noch über irgendeinen Versand ordern, insgesamt wäre es für den Hersteller aber doch brutal, weil er nur noch 'Special Interest'-Leute erreicht, nicht die, die mal im Regal so durchgucken, was es gibt.
Kuttentroll schrieb am
Etwas das mich beruhigt ist die Tatsache das die Spiele im Durchschnitt schlechter als 65% sein müssen... das sprgt wenigstens dafür das ich mich über weniger Tite,l die ich noch nicht runtergeladen habe ,ärgern muss....
Kurz: Ich finde die entscheidung dämlich. Den marktplatz zusätzlich ne neue Oberfläche zu geben in der man auch Rezessionen schreiben kann wäre aber nicht schlecht.... wenn M$ das nur machen würde...
schrieb am