von Jörg Luibl,

GC-Eindruck: Fable 2

Peter Molyneux ist ein Meister der Magie: Jedenfalls hat er es geschafft, sich und sein Spiel in Leipzig in Luft aufzulösen. Jedenfalls auf den ersten Blick. Der Chefdesigner war trotz Ankündigung gar nicht erst nach Sachsen gekommen und sein Rollenspiel wurde dem Publikum trotz des nahenden Erscheinungstermins (24. Oktober) nicht mal frei zum Probe spielen präsentiert - lediglich "vorangemeldete Xbox Live-Goldmitglieder" konnten hinter dem Discostand reinschnuppern. Und auch um das immer noch große Geheimnis des Fable-Nachfolgers, nämlich die Story, wurde der Mantel des Schweigens gehüllt.

Immerhin durften wir uns einige Facetten des bunten Fantasyabenteuers hinter den Kulissen zeigen lassen und sogar selbst Hand an das Xbox 360-Pad legen, als wir an einem kooperativen Gefecht teilnahmen, das allerdings mit der Übersichtlichkeit und Gegnerfixierung noch seine Probleme hatte. 

Wie funktioniert der Kampf? Es gibt jeweils einen Button für das Zuschlagen, für Zauber und für Zunder aus der Entfernung; also für das Abfeuern von Büchsen, Flinten & Co. Leider spielte die Musik als Rhythmusgeber im Kampf hier keine Rolle. Auf Nachfrage bestätigte man uns, dass dieses interessante Element die Choreografie bestimmter Kämpfe verändern wird - zum Release. Das System basiert auf Rhythmus, Timing und der Länge des Knopfdrucks. Während Anfänger einfach per Buttonmashing agieren können und wenig Erfahrung dafür bekommen, sollen Experten mit ausgefeilten Kombos optisch und in Sachen Erfahrungspunkte belohnt werden.

Drückt man einen Knopf oft und schnell, haut man z.B. oft und schnell mit dem Schwert zu. Hält man ihn länger gedrückt, gibt es wuchtigere oder gar Spezialschläge. Drückt man den Magieknopf länger, kann man quasi eine arkane Leiter hinauf klettern, um irgendwann den mächtigsten Spruch abzufeuern - aber Vorsicht: Wer vor dem Loslassen attackiert wird, kann seine magische Konzentration wieder von vorn beginnen. Man kann aber auch leichte Feuerbälle über das Antippen des rechten Analogsticks abgeben.

Nach einem Gefecht könnt ihr je nach eurem Kampfstil à la Onimusha grüne, rote oder gelbe Energiebälle einsammeln, die euch Erfahrungspunkte in bestimmten Bereichen geben - wer vor allem mit der Pistole aus der Distanz feuert, wird hier also schneller aufsteigen und neue Talente gewinnen.

Auch der Hund, euer treuer Begleiter, war eifrig in Aktion und biss sich in die Waden der Gegner. Er soll ja wie ein eigenständiges Wesen mit komplexer KI auf euch und eure Aktionen reagieren - wir sind gespannt, inwiefern Molyneux' Kleffer hier an die Lernintelligenz eines Nintendogs rankommt; sollten die Black & White 2-Routinen verwendet worden sein, muss man sich theoretisch keine Sorgen machen. Es war jedenfalls schon schön zu beobachten, wie der Hund beim Joggen durch die Wildnis plötzlich eigenständig den Weg verließ und etwas ausbuddelte, was wie ein roter Gummiball aussah. Danach konnte man mit dem sichtlich erfreuten Vierbeiner spielen...

...in einem Dorf angekommen, überzeugten die Fable 2 (ab 20,23€ bei kaufen) -Bewohner mit einer Lebendigkeit, die man in Drakensang & Co vergeblich sucht: Ein kleines Mädchen wollte sich gar nicht mehr von unserem Hund trennen, Männer schleppten Holz aus dem Wald heran, Frauen kochten und quatschten eifrig. Und wenn der Held das Schwert zückte, kreischten die Ladys und Wachen stellten uns zur Rede - sehr schön! Wenn das Rollenspiel diesen Grad an Reaktionen aufrecht erhält, dann darf man sich auch als böser Spieler auf angenehme Überraschungen freuen, die selbst ins intime Detail gehen: Ihr könnt ja nicht nur Häuser und Wohnwagen kaufen, sondern auch heiraten - falls ihr das Herz einer Lady mit Charme, Geschenken und eigenem Anwesen gewinnen konntet. Und wenn es dann an die biologische Hauptquest geht, also die Fortpflanzung, dürft ihr sogar zwischen geschütztem und ungeschütztem Verkehr wählen.

Es soll hunderte Quests geben, die ihr in einem Tagebuch ordnen könnt. Und um es euch ganz einfach zu machen, zeigt euch goldender Staub an, wo sich die nächste Quest abspielen wird. Sprich: Keine Minimap, sondern der Blick auf den "Golden Trail" führt zum Ziel. Wer auf diese idiotensichere Zielführung verzichten und die Landschaft lieber entdecken will, kann sie auch abschalten - gut so.

Grafisch hinterließ das Abenteuer einen sehr homogenen, angenehm märchenhaften Eindruck. Freut euch auf idyllische Landschaften und düstere Wälder, auf schöne Sonnenaufgänge und warme Farben. Obwohl man vielleicht nicht im Detail protzen kann, dürfte die Stimmung über alle Zweifel erhaben sein. Fable 2 wird in Sachen Art&Design nicht nur klassische Fantasyelemente, sondern auch eine gehörige Portion Charles Dickens, vielleicht sogar etwas Tim Burton anbieten - inklusive Zylinder tragender alter Käuze und skurriler Fabelkreaturen.

Unterhaltet ihr euch mit den Bewohnern, zeigt euch eine Sympathieskala an, ob die Chemie stimmt. Schafft ihr es, einen Gesprächspartner auf das Maximum an Freundlichkeit zu bringen, indem ihr ihm helft, Geschenke oder akrobatische Faxen macht, öffnen sich vielleicht neue Quest- und Interaktionsmöglichkeiten. Schön ist, dass man für jede Figur ein kleines Kurzbiographiefenster mit Vorlieben öffnen kann. So kann man sich auf seine Überzeugungstour vorbereiten, die über ein Kreismenü eingeleitet wird: Hier stehen euch diverse witzige, soziale, rüde oder gar boshafte Aktionen zur Verfügung.

Warum so viel Zurückhaltung, was Story und Messe-Auftritt angeht? Warum zeigt Microsoft so spät noch so wenig? Warum hat man noch keine Vorschaufassungen rausgeschickt? Unterm Strich hinterließ Molyneux' Abenteuer trotz des großen Story-Fragezeichens nämlich einen sehr guten Eindruck. Es enthält so viele interessante Elemente, angefangen bei dem Kampfsystem mit musikalisch beeinflusster Choreografie über den intelligenten Hund bis hin zum Eitelkeitsfaktor, dass das Rollenspielgenre endlich wieder frische Impulse bekommen könnte. Ich freue mich drauf und hoffe, dass Molyneux den hohen Erwartungen von Fans und Kritikern, die im Vorfeld durch kreative Features durchaus zu Recht geschürt werden, endlich mal gerecht wird. Bis dahin fassen die First Facts noch mal zusammen, was auf euch zukommt.


Kommentare

Flanger schrieb am
glurff hat geschrieben:
Flanger hat geschrieben: Worin unterscheiden sich denn z.B. Gothic, Two Worlds und Fable im Genre?
also keins von denen ist ein richtiges klassisches rpg ^^
Gothic und TwoWorlds unterscheiden sich nicht sehr (haben ja auch beide ähnliche viele Patche gebraucht um richtig zu laufen),
ausser vielleicht das 2worlds meiner meinung nach noch mehr als Gothic ein ArcadeRPG ist (wenn mann das so sagen kann :lol: )
und Fable mM war n Casualgame ^^
Ein bisschen sehr feingranular...naja, mein Thread ist ja bald oben. Da schauen wir uns das mal an. ^^
glurff schrieb am
Flanger hat geschrieben: Worin unterscheiden sich denn z.B. Gothic, Two Worlds und Fable im Genre?
also keins von denen ist ein richtiges klassisches rpg ^^
Gothic und TwoWorlds unterscheiden sich nicht sehr (haben ja auch beide ähnliche viele Patche gebraucht um richtig zu laufen),
ausser vielleicht das 2worlds meiner meinung nach noch mehr als Gothic ein ArcadeRPG ist (wenn mann das so sagen kann :lol: )
und Fable mM war n Casualgame ^^
unknown_18 schrieb am
Schwer zu sagen, da ich die alle nicht gespielt habe, aber das fängt doch schon bei der Spielwelt selbst und der Atmosphäre, die diese von sich gibt an, so dass man die Spiele schon nicht mehr so richtig vergleichen kann. RPG ist ja sowieso ein Genre, das recht weit gefächert sein kann, allein der Unterschied zwischen westlichen und japanischen RPGs.
Flanger schrieb am
Hotohori hat geschrieben:Fable 2 ist eben kein klassisches RPG wie man es sonst kennt, es hat einfach mehr Adventure Elemente als normale westliche RPGs. Würde ich zumindest einfach mal behaupten. ;)
Kein klassisches ja, aber wie man es sonst nicht kennt?
Worin unterscheiden sich denn z.B. Gothic, Two Worlds und Fable im Genre?
glurff schrieb am
wir werden sehen :wink:
schrieb am
Fable 2
ab 20,23€ bei