von Julian Dasgupta,

GDC Europe 2012: "Publisher weiter notwendig"

Game Developers Conference Europe 2012 (Messen) von
Game Developers Conference Europe 2012 (Messen) von
Als Vice President von EEDAR gehört Jesse Divnich zu den Analysten, die in der Fachpresse häufiger zu Wort kommen. Auf der GDC Europe 2012 beschäftigte er sich mit der Frage, welche Rolle Publisher in einer digitalen Zukunft spielen werden.

In der Vergangenheit seien Publisher der einzige Weg gewesen, um wirklich Millionen von Spieler zu erreichen. Mit den digitalen Distributionskanälen habe sich das natürlich geändert. Was aber nicht heiße, dass die Lage einfacher geworden sei - jetzt konkurriere man mit Tausenden anderer Anbieter.

Am Anfang eines jeden Zyklus würden vor allem unabhängige Entwickler am Start sein - Spiele wie Cut the Rope & Co. seien schließlich bei kleinen Studios entstanden. Am Ende gehe es aber stets weniger um Qualität, mehr um etablierte Marken und Marketing.



Die Kluft zwischen unabhängigen Entwicklern und den traditionellen Publishern sei in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Da gebe es einen großen Mangel an Vertrauen. Electronic Arts habe mit EA Partners eine "großartige" Tochter, die mit ein paar der besten Studios zusammenarbeite. Im Mobile-Bereich gebe es im Moment keine vergleichbare Institution.

Entwickler würden 10 bis 20 Prozent der Produktionszeit nur darauf verwenden, die Finanzierung zu sichern. Es eine falsche Annahme, dass Risikokapitalisten bessere Partner seien als Publisher. Es sei eine Fehlannahme, dass man dort mehr Freiheiten genieße, weil der Investor vermeintlich weniger Ahnung von der eigentlichen Materie habe. Publisher könnten  notwendiges Feedback geben, um Betriebsblindheit zu vermeiden.

Expertise im Bereich Marketing sei ebenfalls notwendig - dabei gehe es mehr als nur um das Schalten von Werbung. Werbung sei ineffizient, funktioniere nur einmal und werde immer teurer. Beim Marketing gehe es umfassende Kampagnen und das Erzählen von Geschichten. Auf Basis bisheriger Analysen würde der Marketingaufwand stärker mit dem Erfolg eines Spiels korrelieren als die Wertungen in den Tests - der Hardcore-Bereich sei die einzige Ausnahme gewesen. Einen Werbebanner könne jeder erschaffen - wirklich erfahren seien aber die Publisher.



Um die angesprochene Kluft zu überwinden, müssten sich sowohl Publisher als auch Entwickler ändern. Die Firmen müssten verstehen, dass man talentierten Entwicklern Freiräume gewähren und ein entsprechendes Umfeld erschaffen muss. Mit Gehältern und Boni könne man Leute nur eine begrenzte Zeit an ein Unternehmen binden. Auch müsse man spezielle Probleme mit speziellen Lösungen angehen, anstatt immer die gleichen allgemeinen Maßnahmen anzuwenden. Bei EA Partners sei dies der Fall.

Entwickler müssten verstehen, dass man mit den Rechten einer Marke nicht automatisch die Kontrolle abgebe. Eine "kühne Behauptung": 90 Prozent der Unabhängigen würden ohne Unterstützung scheitern, sobald der Markt vollständig in Schwung gekommen sei.

Notwendig sei ein "Publisher 2.0" - das traditionelle Modell funktioniere sicherlich nicht und sei unvorteilhaft für Entwickler. Ein Firma der Zukunft werde wahrscheinlich nicht mehr mehrere Tausend Mitarbeiter wie Activision oder EA haben, sondern viele Dienstleistungen extern anbieten und vollständig auf jenen Bereich fokussiert sein. Natürlich würde es weiterhin große Konzerne geben, diese müssten dann aber dedizierte Sparten à la EA Partners gründen.



Kommentare

xtremefl0 schrieb am
Im Moment hat Divnich leider im Großen und Ganzen recht. Großproduktionen werden durch den Publisher finanziert. Und das Marketing sorgt dafür, dass jede Menge Kunden, die sich nicht auf Spieleforen rumtreiben und sich so informieren, in den Laden rennen um sich das Spiel zu kaufen, weil es ja in der Werbung so toll aussah.
Ob Publisher in ferner Zukunft noch nötig sein werden, hängt daher vom Kunden, vom Käufer, vom Spieler, also von uns ab. Wenn sich der Kunde weiterenwickelt, kann sich auch die Spieleindustrie weiter entwickeln. Dafür muss der Kunde eigentlich nur Lernen, sich vorher im Internet zu informieren, im Grunde genommen also zu Stammkunden von Spieleseiten wie 4players werden. Denn dort gibt es das Marketing, die Werbung gratis. Und mit der Werbung folgt das Interesse an einem Spiel.
Ist der Kunde soweit erzogen, dass er sich nur noch übers Internet informiert, können auch Großproduktionen übers Crowdfunding finanziert werden, da diese Art der Finanzierung dann deutlich mehr in den Fokus gerückt ist und genügend Werbung erfährt.
Temeter  schrieb am
Scipione hat geschrieben:1. Ist Spass nochmal was anderes als Qualität und noch viel subjektiver. Es gibt qualitativ hochwertige Produkte, die aber nicht allen Spass machen und es gibt Produkte, die eindeutig qualitativ zu wünschen übrig lassen, aber mit den Leute dennoch ihren Spass haben.
2. Ist eben nicht jeder mit D3's Qualität zufrieden wie viele enttäuschte, oder gar wütende Forenbeiträge und schlechte User-Wertungen zeigen. Das zeigt doch, dass diese Leute das Spiel nicht wegen dessen "Qualität", sondern wegen dem grossen Namen gekauft haben.
Manchmal fällt natürlich idealerweise alles zusammen - grosser Name und gute Qualität
1. Diese Qualität über Spielspaß Mentalität ist ein wenig heuchlerisch, auch wenn selbst manchmal in diesen Bahnen denke. Wenn es Spaß macht, ist das doch auch eine Qualität? Ein Spiel kann mehr sein als die Summe seiner Teile, es muss aber nicht. Wir haben hier immerhin kein CoD oder Transformers, bei dem man zusehen kann wie das Zeug einem die Gehirnzellen wegbrennt und das Zeug jedes Jahr in schlecht kopiert wird.
2. Es gibt hier genug Forenmitglieder, die zufrieden mit dem Spiel sind. Unzufriedene gibt es vor allem wegen leichten Vereinfachungen, dem AH verbunden mit niederigen Dropraten in Inferno und Echtgeldtransaktionen. Sachen, an denen sich die meisten Leute wenig stören, weil sie sie nicht betreffen oder nicht so weit Spielen, als das es einen Ausschlag gibt. Die wollen ein Remake der Dinge, die Diablo ausgemacht haben. Und das bekommen sie. Sich über die nervigen Anhängsel aufzuregen ist eher eine politische Sache und hat wenig mit dem Spielprinzip, das größtenteils unangetastet blieb, zu tun.
Wobei D3 nicht wirklich den Hype rechtfertigen muss. Den haben seine Vorgänger aufgebaut, jetzt muss es ihn nur noch aufrecht halten.
Temeter  schrieb am
an05 hat geschrieben:kleine Korrektur:
- D3 macht spaß.. aber nicht besonderst langanhaltend! Blizz hat sich dennoch sat daran verdient(vor allem mit real-Geldbonus durch den AH) und es giebt genug Nerds die Inferno durch haben,wenn auch mit grauen Haren.
Die Masse, Millionen Spiele gekauft hat waren keine Nerds. Die meisten haben das Spiel maximal 2 mal gespielt. Was an sich völlig ausreichende Spielzeit für ein Hack&Slay liefert.
- D3 wurde gekauft weil Blizzard für Qualität steht. Das Spiel ist voller Fehler aber die werden mit dem neuen patches behoben(netürlich nur wenn sich genügend Spieler beschweren).Dennoch sind viele abgesprungen (aus gutem Grund!).
Ehrlich gesagt, ich bezweifle das sich hier im Forum ein guter Durchschnitt der Spieler von D3 findet. Hier beschwert man sich auch weniger über das Spiel, weil der Lategame-Content schlecht ist, sondern vor allem ist man wütend über den Kurs, den Blizzard eingeschlagen hat. Wenn man das ignoriert, kann man Spaß an dem Spiel haben. Ist ja bei CoD noch extremer. Wahnsinns-Verkaufszahlen, macht Spaß, aber versuch mal hier als CoD-Fan eine Lobeshymne über das Spiel abzulassen. Dafür kann es gar nicht genug Steine geben :ugly:
Von bedeutenden Fehlern abseits der Disney-Optik und Vereinfachung hab ich aber nichts gelesen.
- der Erfolg von Minecraft liegt an der Interresanten/Gestaltungsfreien Spielart, bei D3 war es der Hype (gröstenteils von D2)
Deswegen vergleicht man auch nicht D3 mit Minecraft, sondern D1 und D2. Minecraft mag potential für einen Erfolg haben, die Milionenverkäufe gehen aber auf einen Hype zurück. Das Spiel ist nicht einfach 100 mal besser als andere Indies, das geht überhaupt nicht. Bei den ersten Diablos war es das gleiche. Und D3 hat dann im Grunde nur alte Sachen kopiert und minimal ein par Sachen dazugefügt. Die Käufer D3s wollten die grundlegenden Qualitäten eines Diablos, sie bekamen die grundlegenden Qualitäten eines Diablos.
3nfant 7errible schrieb am
Temeter  hat geschrieben:
Scipione hat geschrieben:Ist Diablo 3 das beste Spiel des Jahres bisher? Und eines der besten PC Spiele der letzten Jahre?
Macht es Spaß? Macht es süchtig? Ich behaupte einfach mal das tut es. Die meisten Leute werden Inferno nie spielen und ebenfalls kein Realgeld im AH lassen.
Praktisch jeder der Millionen Käufer für sich hielt Diablo anscheinend für seinen Preis wert. Das ist eben die Qualität. Ob das Spiel ein par Millionen andere Leute kaufen ändert für den Spielspaß der Einzelperson wenig. Cola wäre auch nicht erfolgreich wenn das Zeug mies schmecken würde
Für den wahnsinnigen Erfolg den Diablo hat, da hat Blizzard einfach ein qualitativ hochwertiges Spiel produziert und eine Menge Glück gehabt, genau wie Minecraft. Was man aus dem Ausnahmeerfolg macht ist wiederum eine Sache des Marketings.
Aber in der Regel braucht ein Produkt erst Qualität, damit das Marketing etwas daraus machen kann. Das Qualität egal und Werbung alles ist, war nie mehr als ein beliebter Spruch für Poser mit übertriebenem Hang zur Selbstdarstellung, die stolz darauf waren mit der Aussage ein Tabu zu brechen.
1. Ist Spass nochmal was anderes als Qualität und noch viel subjektiver. Es gibt qualitativ hochwertige Produkte, die aber nicht allen Spass machen und es gibt Produkte, die eindeutig qualitativ zu wünschen übrig lassen, aber mit den Leute dennoch ihren Spass haben.
2. Ist eben nicht jeder mit D3's Qualität zufrieden wie viele enttäuschte, oder gar wütende Forenbeiträge und schlechte User-Wertungen zeigen. Das zeigt doch, dass diese Leute das Spiel nicht wegen dessen "Qualität", sondern wegen dem grossen Namen gekauft haben.
Manchmal fällt natürlich idealerweise alles zusammen - grosser Name und gute Qualität
an_druid schrieb am
Temeter  hat geschrieben:
Scipione hat geschrieben:Ist Diablo 3 das beste Spiel des Jahres bisher? Und eines der besten PC Spiele der letzten Jahre?
Macht es Spaß? Macht es süchtig? Ich behaupte einfach mal das tut es. Die meisten Leute werden Inferno nie spielen und ebenfalls kein Realgeld im AH lassen.
Praktisch jeder der Millionen Käufer für sich hielt Diablo anscheinend für seinen Preis wert. Das ist eben die Qualität. Ob das Spiel ein par Millionen andere Leute kaufen ändert für den Spielspaß der Einzelperson wenig. Cola wäre auch nicht erfolgreich wenn das Zeug mies schmecken würde
Für den wahnsinnigen Erfolg den Diablo hat, da hat Blizzard einfach ein qualitativ hochwertiges Spiel produziert und eine Menge Glück gehabt, genau wie Minecraft. Was man aus dem Ausnahmeerfolg macht ist wiederum eine Sache des Marketings.
Aber in der Regel braucht ein Produkt erst Qualität, damit das Marketing etwas daraus machen kann. Das Qualität egal und Werbung alles ist, war nie mehr als ein beliebter Spruch für Poser mit übertriebenem Hang zur Selbstdarstellung, die stolz darauf waren mit der Aussage ein Tabu zu brechen.
kleine Korrektur:
- D3 macht spaß.. aber nicht besonderst langanhaltend! Blizz hat sich dennoch sat daran verdient(vor allem mit real-Geldbonus durch den AH) und es giebt genug Nerds die Inferno durch haben,wenn auch mit grauen Haren.
- D3 wurde gekauft weil Blizzard für Qualität steht. Das Spiel ist voller Fehler aber die werden mit dem neuen patches behoben(netürlich nur wenn sich genügend Spieler beschweren).Dennoch sind viele abgesprungen (aus gutem Grund!).
- der Erfolg von Minecraft liegt an der Interresanten/Gestaltungsfreien Spielart, bei D3 war es der Hype (gröstenteils von D2)
schrieb am