von Jan Wöbbeking,

Spielkultur: Studie über Twitch-Streamer findet Geschlechtsunterschiede bei den Kommentaren

Spielkultur (Sonstiges) von 4Players
Spielkultur (Sonstiges) von 4Players - Bildquelle: 4Players
Twitch-Zuschauer unterhalten sich in den Kommentaren über sehr unterschiedliche Dinge, je nachdem, ob ein Mann oder eine Frau streamt: Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die an der US-amerikanischen Indiana University in Kooperation mit einigen anderen Hochschulen durchgeführt wurde. Wie Kotaku.com berichtet, hingen die Kommentare stark vom Geschlecht des Streamenden ab - so das Ergebnis von Autor Giovanni Ciampaglia und seien Partnern. Bei weiblichen Streamern traten besonders stark die Begriffe "Tits", "Pussy", "Hot", "Cute" und "Smile" auf, bei ihren männlichen Kollegen dominierten dagegen die Worte “Points” “Winner,” “Rank” und “Kills”.

Im Jahr 2014 wurden 200 weibliche und männliche Twitch-Kanäle untersucht, von beliebten bis hin zu weniger frequentierten Exemplaren, mit insgesamt über 70 Millionen Chat-Nachrichten. Ciampaglia erklärte dem Magazin Vice Motherboard: "Zuschauer in Streams von Frauen sprachen mehr in objektifizierenden Begriffen ... was die anekdotische Evidenz bestätigt."

Angewandt wurden statistische Auswertungsmethoden aus dem Bereich des Maschinellen Lernens, um das Auftreten von bestimmten Wörtern im Chat in Relation zu den Streamern bzw. dem Geschlecht zu setzen, nähere Infos dazu gibt es auf Arvix.org in der Originalquelle im pdf-Format. In der Studie fehlen allerdings weitergehende Analysen oder Unterteilungen (Schubladen), ob z.B. bei Twitch-Streamerinnen die bewusst "tiefere Einblicke" erlauben, häufiger über "Boobs" gechattet wurde oder nicht. In Abgrenzung zu Streamerinnen, die sich gegen solch eine Präsentation entschieden haben.

Screenshot - Spielkultur (PC)

Kotaku erläutert, dass die Streamerin Kaceytron so genannte "Titty Streamer" parodiert und Trolls in ihre Chats einlade; bei ihr hätten sich die Unterhaltungen stark auf Brüste konzentriert. In weniger hervorstechenden Kanälen von Frauen seien oft Wörter über die Moderation gefallen. Das lasse darauf hindeuten, dass Kaceytrons minimale Moderation ein rüderes Verhalten fördere. Die Studie komme außerdem zu dem Schluss, dass das Twitchs Partner-System zur Monetarisierung Streamer dazu bewege, Gender-Stereotypen zu bedienen. Es werde ein Druck aufgebaut, sich auf die Nachfrage der männlichen Zielgruppe auszurichten, welche die Mehrheit der "Kunden" darstellt. Kotaku fordert dazu auf, Vorschläge zu erarbeiten, wie weibliche Streamer eine große Zuschauergemeinde aufbauen könnten, ohne sich der "Belästigung" gegenüber zu öffnen oder mehr nackte Haut zu zeigen.

Letztes aktuelles Video: Game Changers



Quelle: Originalquelle, Kotaku.com, Vice Motherboard

Kommentare

Wulgaru schrieb am
sourcOr hat geschrieben:
Wulgaru hat geschrieben:Zumal dieses Ding immer darauf hinauslaufen würde, dass sich alle Kulturen gleich entwickelt hätten...was halt wieder pseudowissenschaftlich ist. Das betrachtet dann Geschichte wie Civilization. Eins führt zum anderen und alles entwickelt sich bis wir irgendwann im heute sind.
Naja zumindest was die Stellung der Frau angeht wirkt das auf mich so. Der Prozess der Gleichstellung wiederum sieht für mich dann wieder so aus, als ob die Kulturen sich das nur voneinander abgeschaut haben und noch abschauen. Aber gut, das kann natürlich früher auch der Fall gewesen sein und so hat der Mann seine herausragende Stellung erst durch den Einfluss durch andere Kulturen nach und nach fast überall erhalten.
Und Kulturen in Civilization.. hehe, ja.. das hat jemand mal in nem Video thematisiert :mrgreen: Man schaut da plötzlich ganz anders auf die Spiele.
Interessanter Link, den guck ich mir gleich mal an.
Naja, natürlich haben sich Kulturen unterschiedlich entwickelt, aber wissen eben oft auch gar nicht so sehr warum, weil wir Geschichte natürlich nur aus dem zusammenbauen können, was wir von ihnen noch finden und alles was danach kommt ist eben nicht aus sich selbst heraus entstanden...weswegen so ne Ursprungserzählungen von halt recht schwierig sind. Zumal man es halt wirklich gerne dann mit moderner Brille interpretiert und das meine ich jetzt gar nicht mal aus irgendeiner dogmatischen Perspektive heraus (ala ich glaube an Ayn Rand oder Karl Marx und muss so jetzt die Menschheitsgeschichte verstehen), sondern einfach weil wir teilweise gar nicht anders können.
Wenn man sich wirklich in solche Spekulationen stürzen will und man das jetzt nicht allzusehr ernst nimmt, dem empfehle ich mal die sehr unterhaltsamen Podcasts Troja Alert und Vorgedacht/Vorzeiten. Die erzählen teilweise recht unterhaltsam genau die Mythen nach, die man eben unter dem was wir hier so diskutieren schön interpretieren kann.
sourcOr schrieb am
Interessant, dass das vor der Jungsteinzeit wohl noch ganz anders ausgehen hat. Aber wie billy schon gegenseitige "Befruchtung" angesprochen hat, könnte Biologie dann wiederum erst später zum Tragen gekommen sein, als gesellschaftliche Veränderungen (Sesshaftigkeit, größere Gesellschaften w/e) das begünstigt haben. Auch wenns heut schon fast "post-biologisch" wirkt alles, kann mans bestimmt net komplett aus der Gleichung rausnehmen.
Wulgaru hat geschrieben:Zumal dieses Ding immer darauf hinauslaufen würde, dass sich alle Kulturen gleich entwickelt hätten...was halt wieder pseudowissenschaftlich ist. Das betrachtet dann Geschichte wie Civilization. Eins führt zum anderen und alles entwickelt sich bis wir irgendwann im heute sind.
Naja zumindest was die Stellung der Frau angeht wirkt das auf mich so. Der Prozess der Gleichstellung wiederum sieht für mich dann wieder so aus, als ob die Kulturen sich das nur voneinander abgeschaut haben und noch abschauen. Aber gut, das kann natürlich früher auch der Fall gewesen sein und so hat der Mann seine herausragende Stellung erst durch den Einfluss durch andere Kulturen nach und nach fast überall erhalten.
Und Kulturen in Civilization.. hehe, ja.. das hat jemand mal in nem Video thematisiert :mrgreen: Man schaut da plötzlich ganz anders auf die Spiele.
billy coen 80 schrieb am
Also irgendwie finde ich, läuft das hier jetzt grad nen Bissel strohmannmäßig ab. Also zumindest ich habe in meiner Theorisiererei, die auch nie den Anspruch von Wissenschaftlichkeit haben sollte, nicht geschrieben, dass alles auf Biologie runterzubrechen ist. Und es sollte sich auch von selbst ergeben, dass bei dem Beschreiben "typischer" Geschlechterverhaltensrollen nicht gemeint ist, dass jeder so ist. Das meint prinzipiell zu beobachtende Signifikanzen im Schnitt einer Gruppe. Und dass es biologisch begründete Verhaltensunterschiede gibt, das dürfte man nun wirklich als belegt erachten. Die lassen sich sogar schon pränatal beobachten (Jungen sind im Mutterleib etwa 10 % bewegungsaktiver als Mädchen). Und Hebammen lachen sich nen Ast, wenn denen einer erzählt, alle Geschlechterunterschiede seien sozialisiert.
Ich denke man kann schon von ausgehen, dass sich kulturelle und biologisch begründete Verhaltensweisen stets gegenseitig befruchtet haben. Dass das ja zu dem Schluss führen müsste, alle Kulturen hätten sich da gleich entwickelt, ist eben eine zu holzschnittartige Vorstellung davon. Nur weil die Entwicklung etwas so komplexem wie einer Kultur ein Basiselement mit anderen gemeinsam hat, muss am Ende doch nicht dasselbe rauskommen. Man kann auch mit immer derselben Brühe als Basis sehr viele unterschiedliche Suppen kochen... :Blauesauge:
Kajetan hat geschrieben:Biologie ist zudem ziemlich irreführend, wenn man sich anschaut, wie sehr Männer darauf versessen waren Krieg gegenenander zu führen und wie wenig körperliche Schmerzen sie im im Vergleich zu Frauen eigentlich aushalten können
Stellt sich immer die Frage, was man unter "Versessenheit" versteht.
Diejenigen, die darauf versessen sind und waren, sind und waren in der Regel diejenigen, die den Krieg auch nur vom Taktiktisch kannten. Die, die sich haben abschlachten lasse dürfen, bei denen hielt sich die Begeisterung darüber oft eher in Grenzen, spätestens dann, wenn sie Krieg mal als das erlebt hatten, was er ist.
Sir Richfield schrieb am
Kajetan hat geschrieben:Zumindest finden sich keine Anzeichen männlicher Dominanz in den Hinterlassenschaften früher Jäger- und Sammlergemeinschaften, dafür mehr Indizien, dass Frauen wohl mehr zu sagen hatten.

Mir legte mal jemand die Theorie nahe, dass das in dem Moment gekippt ist, als die Männer begriffen haben, dass sie auch einen Teil zur Geburt beitragen und das nicht alleine an der Frau liegt, wann sie dem Stamm denn Nachwuchs zu geben gedenkt.
Biologie ist zudem ziemlich irreführend, wenn man sich anschaut, wie sehr Männer darauf versessen waren Krieg gegenenander zu führen und wie wenig körperliche Schmerzen sie im im Vergleich zu Frauen eigentlich aushalten können :)
Das sind auch andere Schmerzen und wenn man mal ganz zynisch sein will, so wie sich Frauen darauf hypen lassen können, NOCHMAL eine Geburt durchzumachen, so kannst du Männer in Rage peitschen, sich für Idioten umbringen zu lassen.
Oder ein Angestelltenverhältnis einzugehen...
Wulgaru schrieb am
Zumal dieses Ding immer darauf hinauslaufen würde, dass sich alle Kulturen gleich entwickelt hätten...was halt wieder pseudowissenschaftlich ist. Das betrachtet dann Geschichte wie Civilization. Eins führt zum anderen und alles entwickelt sich bis wir irgendwann im heute sind.
Ist halt nicht so passiert, selbst wenn ich mir nur eine einzige Kultur angucken würde, wäre das nicht so (weil ich dazu mutmaßlich mehrere dutzend "passend" machen müsste, damit ich von einer Kultur sprechen könnte), geschweige denn bei allen.
schrieb am