von Julian Dasgupta,

Activision vs. EA/Respawn: Schadensersatzforderung *Update*

Activision Blizzard (Unternehmen) von
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[Update 05.01.11]: Laut eines Kotaku-Berichts haben Vince Zampella und Jason West mittlerweile über ihre Anwälte Protest eingelegt gegen eine Erweiterung der Klage. Jede Verzögerung würde das Verfahren verlängern, dessen Kosten die beiden aus eigener Tasche bezahlen müssen. Jene Kosten hätten zum jetzigen Zeitpunkt schon das Jahresgehalt des Duos überschritten. Die finanziellen Belastungen würden sich letztendlich auch negativ auf Respawn auswirken, wo mittlerweile schon "Dutzende von Angestellten" tätig seien.

[22.12.10]Dass sich die beiden größten Dritthersteller nicht gerade in innigster Freundschaft verbunden sind, dürfte keine große Überraschung sein. Gelegentlich leisten sich Activision Blizzard und Electronic Arts öffentlichkeitswirksame PR-Scharmützel - Kotick & Co. aus der Position des profitablen Marktführers heraus; EA hingegen präsentiert sich als der neue Underdog.

So feuerte beispielsweise John Riccitiello gestern wieder eine frische Breitseite ab und verkündete, er habe kein Mitleid mit der Konkurrenz, die mittlerweile EAs einstige Stellung als beim harten Kern der Spieler unbeliebtestes Unternehmen eingenommen habe. Activision habe "furchtbare Fehler" gemacht. Man könne sich nicht nur ausschließlich nach den Aktionären richten, sondern müsse sich auch um die Kunden und die Angestellten kümmern, so der EA-Geschäftsführer. Man wisse bestens was passiert, wenn man irgendwann die Gunst der Spieler verliert.

Bis dato blieb es jedoch bei Wortgefechten - selbst als Activision Blizzard seinerzeit Double Fine wegen des Wechsels zu EA verklagte, blieb der Mitbewerber selbst außen vor. Wenn es allerdings um deutlich umsatzträchtigere Marken als Brütal Legend geht, hat der Spaß ein Ende.

Anfang des Jahres hatte Activision sich von Vincent Zampella und Jason West getrennt. Dem Duo, das bis dahin Infinity Ward geleitet hatte, wurde Ungehorsam sowie Vertrags- und Vertrauensbruch vorgeworfen. Zampella und West zögerten allerdings nicht lange und verklagten ihren einstigen Arbeitgeber. Der habe sich selbst nicht an Absprachen gehalten und habe darauf bestanden, dass Infinity Ward Modern Warfare 3 produziert, anstatt das Team wie einst zugesagt eine neue Marke entwickeln zu lassen. Auch habe sich Activision um das Auszahlen von Bonuszahlungen für Modern Warfare 2 drücken wollen.

Activision hatte EA schon damals vorgeworfen, hinter dem Rücken des Herstellers mit den beiden Entwicklern verhandelt zu haben. Jetzt ging der Hersteller allerdings einen Schritt weiter und nahm den Konkurrenten auch juristisch ins Visier.

In einer beim Gericht eingereichten Erweiterung der einstigen Klage wirft Activision dem Konkurrenten konkret vor, dieser habe das Unternehmen bewusst "destabilisieren" und Infinity Ward "zerstören" wollen. EA habe keine andere Möglichkeit gesehen, irgendwie mit Activision mithalten zu können. So habe es schon spätestens Mitte 2009 Gespräche mit West und Zampella gegeben. Beispielsweise würden E-Mails von Seamus Blackley - dem Agenten des Duos - beweisen, dass sowohl John Schappert als auch John Ricitiello den beiden Angebote unterbreitet hätten. West und Zampella hätten daraufhin zusammen mit dem einstigen Aufsichtsratmitglied Activisions Harold Brown einen Plan ausgeheckt, wie man den damaligen Arbeitgeber am besten verlassen, ein neues unabhängiges Studio gründen und die wichtigsten Angestellten Infinity Wards dorthin lotsen könnte.

Wenig freundlich geht es weiter: West und Zampella seien "kleingeistig und besessen von Eifersucht" gewesen. Sie hätten den Gedanken nicht ausstehen können, dass ein anderes Studio des Publishers genauso im Rampenlicht stehen könnte wie sie. Die beiden hätten andere Teams manchmal gar bewusst torpediert und beispielsweise am Tag der Ankündigung eines Map-Packs für das von Treyarch entwickelte Call of Duty: World at War ein neues Video aus Modern Warfare 2 veröffentlicht und so die Marketingbemühungen gestört. West hätte dem anderen Team daraufhin vorgeworfen, sich nicht ordentlich mit Infinity Ward abgesprochen zu haben. SMS-Botschaften würden aber beweisen, dass man dem Schwesterstudio mit dem Video bewusst die Schau stehlen wollte.

Activision erneuert außerdem den bereits geäußerten Vorwurf, West und Zampella hätten die eigenen Kollegen von Infinity Ward um Boni geprellt, um so Stimmung gegen des Publisher machen zu können. Zuerst hätten sich die beiden geweigert, eine Liste mit Entwicklern zu liefern, die mit Bonuszahlungen bedacht werden sollten. Später hätten sie darum gebeten, jene Aktienoptionen direkt der Studioleitung zu geben.

Der Hersteller fordert nun von West, Zampella und EA einen satten Schadenersatz in Höhe von 400 Mio. Dollar. Dies sei sowohl in entgangenen Einnahmen sowie Kosten durch die erlittenen Schäden und Verluste als auch für den Wiederaufbau Infinity Wards begründet.

West und Zampella hatten einige Wochen nach ihrer Entlassung mit Respawn Entertainent ein frisches Studio gegründet. Dort sind mittlerweile auch zahlreiche Entwickler gelandet, die einst in leitenden Positionen bei Infinity Ward tätig waren. EA steht der jungen Firma als Investor beiseite - als Gegenleistung hat sich der Publisher die Vertriebsrechte an der ersten Marke gesichert, die von Respawn entwickelt wird.

Update: In einem kurzen Statement antwortet EAs Jeff Brown auf die Anschuldigungen folgendermaßen:

"Dies ist eine PR-Maßnahme voller Kleinlichkeit und bewusster Irreführung. Activision versucht zu verbergen, dass sie keine glaubhafte Antwort hinsichtlich der Ansprüche zweier Künstler haben, die gefeuert wurden und gerne für ihre Arbeit bezahlt werden würden."


Kommentare

manicK schrieb am
EGAL wer zahlen muss hoffentlich ist es Activision.
LOL
crewmate schrieb am
Kladolski hat geschrieben:
GenericEvilEmperor hat geschrieben:Kindergarten...
trifft es mal wieder aufm punkt! ;)
nein, das ist wirtschaft. Actibiz wollen konkurrenz durch eine n progressiven shooter von Respawn verhindern, der Spieler von CoD ?abwirbt?. immerhin die meistgekaufte Reihe des Genres. Darum klagt sich ActiBiz den Hintern wund. Es geht nur um Geld
CoD ist ein gutes Spiel schrieb am
Jede Verzögerung würde das Verfahren verlängern, dessen Kosten die beiden aus eigener Tasche bezahlen müssen. Jene Kosten hätten zum jetzigen Zeitpunkt schon das Jahresgehalt des Duos überschritten.
Naja mein Mitleid hält sich in Grenzen. Auch könnte es sich um die Aussage um eine PR Masche halten, wer weiß ob sie wirklich wahr ist.
carbo schrieb am
CoD ist so eine Melkkuh, da gehts schon um paar Millionen. Da hört einfach jede Freundschaft auf. Mit Infinity Ward hab ich nur bedingt mittleid, schließlich haben die CoD in spielerischer Hinsicht total verkommen lassen. Naja hauptsache die Kohle stimmt.
schrieb am