von Julian Dasgupta,

Activision Blizzard: Rotstift gezückt

Activision Blizzard (Unternehmen) von
Activision Blizzard (Unternehmen) von


Knapp 4,4 Mrd. Dollar hatte Activision Blizzard im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftet und konnte dabei einen Gewinn von 418 Mio. Dollar verzeichnen. Trotz der Startrekorde von Call of Duty: Black Ops und World of WarCraft: Cataclysm hatte der Publisher allerdings nicht nur Erfolgsgeschichten im Programm: Der Umsatz im Musikspielbereich brach noch weiter ein, Tony Hawks zweiter Skate-Controller-Ausflug konnte erwartungsgemäß ebenso wenig überzeugen.

Der Versuch, mit Singularity und Blur zwei neuen Marken zu etablieren, darf als gescheitert gelten. Bei Raven hatte das Unternehmen schon im Herbst den Kehrbesen geschwungen, Ende des Jahres verkündete der Hersteller dann auch, man wolle sich von Bizarre Creations trennen.

Im Rahmen der Veröffentlichung der jüngsten Geschäftszahlen gab Activision gestern bekannt, dass die Guitar Hero-Sparte, welche auch sämtliche Ableger umfasst, aufgelöst wird. Die Produktion des nächsten Serienvertreters wurde gestoppt. Ab Monatsende werde es keinerlei Zusatzinhalte mehr für die bisherigen Spiele geben. Auch mit True Crime: Hong Kong waren die Mannen um Kotick nicht zufrieden und senkten den Daumen für das Projekt.

In dem Bericht an die US-Börsenaufsicht SEC ließ Activision verlauten, dass bis zum Ende des aktuellen Quartals ca. 500 Stellen abgebaut werden sollen. Die Kosten für die Umstrukturierung und Abfindungen dürften zwischen 35 und 50 Mio. Dollar betragen.

Es ist nicht bekannt, ob in jenen Angaben die schätzungsweise 200 Mitarbeiter berücksichtigt sind, die mit der wahrscheinlichen Schließung Bizarres ihre Arbeitsplätze räumen werden müssen. Einen Käufer für das Studio fand der Mutterkonzern trotz entsprechender Bemühungen jedenfalls nicht.

Laut per Twitter ins Netz durchgesickerten Infos dürften u.a. die 7 Studios den Kürzungsmaßnahmen zum Opfer gefallen sein. Das knapp 30 Mann starke Team war vor über zwei Jahren von Activision aufgekauft worden, um FreeStyleGames bei der Produktion von DJ Hero zu unterstützen. Die Übernahme war recht heikel gewesen, hatte die Firma doch kurz zuvor noch an einem Konkurrenzprodukt namens Scratch DJ gearbeitet - das juristische Geplänkel ließ nicht lange auf sich warten.

FreeStyleGames selbst ließ heute verlauten, dass es entgegen der ersten Gerüchte zumindest derzeit noch keine Entlassungen gab. Es gebe Gespräche mit Activision über die Zukunft des Studios.

Knapp 50 Entwickler wurden dem Vernehmen nach bei Vicarious Visions vor die Tür gesetzt. Das Studio hatte sich zuletzt vor allem um die Wii- und DS-Vertreter der Guitar Hero-Reihe gekümmert.

Der Hauptentwickler der Musikspieltreihe, Neversoft, könnte die Maßnahmen relativ ungeschoren überstanden haben. Gamasutra berichtete zumindest gestern mit Berufung auf einige Quellen, dass das Studio angeblich mit nahezu unveränderter Teamstärke an einer neuen Marke arbeiten soll.



Kommentare

X-Live-X schrieb am
Jarnus hat geschrieben:
X-Live-X hat geschrieben:
Jarnus hat geschrieben:wenn ne firma kurz vor der pleite steht müssen leute entlassen werden, ok das sieht man ein, aber was da momentan abgeht tut
nurnoch weh!
Ähm nein - es sein denn du redest von dem Kiosk um die Ecke.
vielleicht nicht in amerika oder milliarden umsatz unternehmen, aber wenn der mittelständige handwersbetrieb über längere
zeit nurnoch 30% an aufträgen rein bekommt und massive verluste einfährt müssen halt min. 50% der mitarbeiter gehen!
alles andere wäre 1. ökonomischer schwachsinn und 2. unverantwortlich gegenüber den anderen 50% der mitarbeiter!
natürlich kann man erstmal die insolvenz verschleppen oder das unternhmen in selbige treiben und auf neue investoren hoffen,
aber sinnvoll ist das mMn nur in den wenigsten fällen (JoWood *rofl*)!
Ich glaube irgendwie wir reden aneinander vorbei - ich hab deinen Post so verstanden, dass Unternehmen (ethisch) keine Mitarbeiter entlassen dürfen, wenn sie im gesamten Gewinn einfahren.
Wenn der Geldgeber nunmal kein Projekt (Spiel) für ein Studio (oder Teile davon) plant, wird hier gekürzt und diese Industrie ist nunmal zu 90% Manpower, entsprechend die Kürzung eben an den Mitarbeitern.
Projektgeschäft halt, jeder der in der Branche arbeitet muss sich darüber klar sein, dass sein persönlicher Planungshorizont nunmal sehr eingeschränkt (nächstes Release + erfolgsabhängig länger) ist.
Jarnus schrieb am
X-Live-X hat geschrieben:
Jarnus hat geschrieben:wenn ne firma kurz vor der pleite steht müssen leute entlassen werden, ok das sieht man ein, aber was da momentan abgeht tut
nurnoch weh!
Ähm nein - es sein denn du redest von dem Kiosk um die Ecke.
vielleicht nicht in amerika oder milliarden umsatz unternehmen, aber wenn der mittelständige handwersbetrieb über längere
zeit nurnoch 30% an aufträgen rein bekommt und massive verluste einfährt müssen halt min. 50% der mitarbeiter gehen!
alles andere wäre 1. ökonomischer schwachsinn und 2. unverantwortlich gegenüber den anderen 50% der mitarbeiter!
natürlich kann man erstmal die insolvenz verschleppen oder das unternhmen in selbige treiben und auf neue investoren hoffen,
aber sinnvoll ist das mMn nur in den wenigsten fällen (JoWood *rofl*)!
dcc schrieb am
Die sollen lieber etwas wie Magic Carpet oder Dungeon Keeper fortsetzen.
Etwas was nicht jeder dahin rotzt.
Sir Richfield schrieb am
Joah, ich meinte Trey und IW auch nur, weil die weiter unten stehen.
Sprich, die sollen drüber nachdenken, ob die Entscheidungen ihrer Führungsebene langfristig gut ist. Denn wenn CoD dereinst tankt (und das wird es! Zwangsweise. Hat nichtmal was mit der subjektiven Qualität der einzelnen Spiele zu tun!), dann ist es nicht Kotick, der seinen Hut nimmt und geht.
Was AC/B macht, kann mir auch egal sein. Leider sehen wir ja an anderen, österreichischen Publishern, dass die nicht einfach mit Würde sterben oder schnell und einfach platzen.
Nein, das ist immer so ein elendig langer Prozess des Dahinsiechens und andere mit in den Dreck ziehens. Erbärmlich.
Ein Studio können die schnell schließen, aber selber Verantwortung übernehmen... *pff*
Kajetan schrieb am
Sir Richfield hat geschrieben:Hieße ich Treyarch oder Infinity Ward, würde ich mir langsam Gedanken machen.
Ich würde mir Gedanken machen, wenn ich Activision hiesse. Sich auf lediglich zwei starke Sparten zu verlassen (CoD und Blizzard) ist riskant, wenn man weiß, wie wankelmütig und wechselhaft der Kundengeschmack sein kann. Was dieses Jahr noch hui ist, kann nächstes Jahr schon pfui sein, obwohl das Spiel eigentlich das selbe ist.
EA hat schmerzhaft lernen müssen, wenn populäre Marken wie NfS oder Fifa plötzlich nicht mehr so populär sind, wie sie das mal waren. EA hat dann versucht mit ua. Mirrors Edge und Dead Space neue Marken aufzubauen. Mit ME hat das nicht so geklappt, mit Dead Space umso besser und Bioware hat sich, wie erhofft, mit Mass Effect und Dragon Age als neuer massenkompatibler Goldesel entpuppt.
Activision hat nur CoD und Blizzard. Wenn CoD's Stern also sinkt (was er zwangsläufig tun wird), müsste Blizzard den Rest des Konzerns mittragen. Aber SOVIEL Geld macht Blizzard dann auch wieder nicht. Sprich, Koticks Konzentration auf die derzeit extremst ertragreiche Marke ist auf lange Sicht fatal.
Aber ist ja nicht meine Firma, geschweige denn auch nicht meine Boni. Von daher soll Kotick doch machen, was er will :)
schrieb am