Activision Blizzard
11.07.2012 23:33, Julian Dasgupta

Käufer gesucht?

Vor vier Jahren und zwei Tagen vollzogen Activision und Vivendi Games ihre Hochzeit. Es handelte sich bekanntermaßen nicht um eine klassische Fusion: Im Rahmen eines von Bobby Kotick & Co. initiierten Unterfangens schluckte der Mutterkonzern von Vivendi Games, Vivendi Universal, quasi Activision und hält bis heute knapp 60 Prozent der Anteile am fusionierten Unternehmen.

Der Rest ist bekannt: Activision Blizzard ist heute der größte und mit Abstand umsatzträchtigste Dritthersteller, was sie natürlich der Call of Duty-Reihe, aber auch dem Teil von Vivendi Games zu verdanken haben, den Kotick seinerzeit primär im Blick gehabt hatte: Blizzard. Der Börsenwert beträgt derzeit 13,3 Mrd. US-Dollar. Zum Vergleich: Der größte Konkurrent des Publishers, Electronic Arts, ist derzeit 3,71 Mrd. Dollar wert.

Schon seit einigen Wochen wird allerdings gemunkelt , dass Vivendi Universal seine derzeit nicht allzu prächtige Bilanz aufbessern und sich von seinem Anteil trennen will. Trotz aller Einnahmen: Activision Blizzard wird nicht als Teil des Kerngeschäfts des französischen Medienkonzerns erachtet. Derzeit sei man auf der Suche nach Käufern, hieß es.

Mögliche Abnehmer

Reuters will von einigen Bankern aus dem Umfeld Vivendis die Namen einiger potenzieller Kandidaten für eine Übernahme erfahren haben. Dazu soll mit Microsoft angeblich einer der Konsolenhersteller gehören. Auch die Namen Time Warner und Tencent werden von der Gerüchteküche ins Spiel gebracht. Auf Seiten  der reinen Investmentspezialisten werden KKR, Providence und Blackstone genannt.

Bei Gamasutra hat man sich etwas mit den ersten drei Kandidaten auseinandergesetzt und etwas spekuliert. So wäre ein Deal mit Microsoft auf dem Papier eine tolle Sache für die Mannen um Steve Ballmer, hätte man eine Marke wie Call of Duty oder kommende Blizzard-Titel exklusiv auf der eigenen Konsole bzw. für Windows. Dagegen spricht aber, dass Microsoft derzeit mit dem Relaunch der Halo-Reihe und der Vorbereitung der nächsten Xbox ausgelastet ist. Bei Übernahmen habe man außerdem bisher eine durchwachsene Bilanz vorzuweisen - siehe etwa Rare. Last but not least: Bei Einnahmen müsste Activision Blizzard deutliche Einbußen hinnehmen, da man die Plattformen von Sony und Nintendo nicht mehr beliefern könnte. Auch könnte Microsoft mit einem derartigen Schritt andere Dritthersteller verprellen, zu denen man bisher eigentlich einen guten Draht gehabt hatte.

Tencent gehört zur Riege der aufstrebenden Hersteller aus dem asiatischen Markt und pflegt bereits geschäftliche Beziehungen zu Activision Blizzard: Das Unternehmen wird das für den asiatischen Markt konzipierte Free-to-play-Unterfangen Call of Duty Online betreiben. Tencent habe allerdings keinerlei Erfahrung im Retailbereich und außerdem in der jüngeren Vergangenheit bereits in den Geldbeutel gelangt, um Riot Games (League of Legends) aufzukaufen und einen Minderheitsanteil an Epic Games zu erwerben.

Time Warner hat bekanntermaßen mit Warner Bros. Interactive Pictures bereits eine eigene Spielesparte, zu der Monolith, TT Games (LEGO-Reihe) und Rocksteady (Batman: Arkham City) gehören. Die Filmsparte würde sich sicherlich darüber freuen, Zugriff auf Marken aus Activision Blizzards Portfolion zu haben - insgesamt dürfte ein solches Vorhaben dem Konzern aber vermutlich zu riskant erscheinen.

Es dürfte eher schwer werden für Vivendi Games, einen Käufer zu finden, der einen angeblich erhofften Erlös in Höhe von zehn Mrd. Dollar stemmen könne, mutmaßt das Magazin. Wahrscheinlich wäre dementsprechend eine andere Alternative: Der Konzern gliedert Activision Blizzard vollständig aus und bietet die Aktien auf dem freien Markt zum Verkauf an. Offiziell hat das französische Unternehmen die Verkaufsabsicht bis dato allerdings nicht verkündet.

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