Aliens: Colonial Marines
19.08.2011 17:04, Paul Kautz

gc-Eindruck: Alien-Spamming

Aliens sind schlaffe Hüllen, zumindest die in den Spielen. In den Filmen sind das mächtige Biester, die sich selbst von Dauerfeuer kaum stoppen lassen. Und in den bekannteren Spielen (zuletzt: Aliens vs. Predator) reicht ein Schlag mit dem Gewehrkolben, gefolgt von ein paar Kugeln, um das blöde Schleimviech wie einen Ballon platzen zu lassen. Das ist in Aliens: Colonial Marines (ab 16,50€ bei kaufen) (ACM) von Gearbox Software ganz ähnlich, genau genommen wurde während der gamescom-Präsentation fast schon Xenomorph-Spamming betrieben: Aus allen Ecken und Löchern, von oben und unten, von links und rechts kriechen und springen die Drecksviecher heran, ein paar gut gezielte Salven später bleibt nur ein alienförmiger Haufen Säurematsch übrig. Wobei ich mir die Frage stellte, ob die überhaupt noch Säure statt Blut transportieren: Selbst wenn eines der Wesen aus nächster Nähe mit dem Schrotgewehr zerflatscht wurde, gab es keine Konsequenzen für den Spieler - etwas inkonsequent, möchte man sagen.

Das Ganze spielt elf Monate nach den Geschehnissen von Alien 3 und dreht sich um einen Trupp Marines, der untersuchen soll, wie es um den Planeten LV-426 (aus dem zweiten Film) bestellt ist. Natürlich geht alles schief: Das Raumschiff stürzt ab, nur wenige Soldaten können sich retten - und die stellen kurz darauf fest, dass die Aliens in der Zwischenzeit vermehrungsfreudiger als Karnickel waren. Das führt dazu, dass ACM während der Präsentation teilweise mehr an Serious Sam als an einen beklemmenden Alien-Shooter erinnerte. Klar hat man noch den Bewegungsmelder, dessen immer bedrohlicheres Piepen einen nach wie vor zuverlässig in den Wahnsinn treiben kann. Außerdem kann er nicht parallel zur Waffe getragen werden, sondern muss sich immer mit ihr abwechseln (ähnlich der Taschenlampe in Doom 3), was für gute Spannung sorgt. Aber trotzdem: Kaum wird das Piepen schrill, geht das Spamming los. Die Aliens greifen in großer Zahl an, ratatatatatatatatatatatatata, weiter zum nächsten Checkpunkt. Etwas spannender wird es da schon beim Kampf gegen Nicht-Standard-Viecher - wie etwa dem neuen Zwischenboss, einer Art Stier-Alien, das einen gigantischen und ausgesprochen stabilen Rammbock auf der schwarz glänzenden Stirn hat.

Dieser Bedrohung steht man mit dem bekannten Waffenarsenal gegenüber: Pistole, ratterndes MG, später auch dickere Kaliber oder automatisch feuernde Geschütztürme. Gelegentlich kommen auch die aus dem zweiten Teil bekannten Verladeroboter nebst Flammenwerfer ins Spiel, aber während der Demo durfte man die nicht selbst steuern - das hat immer die KI übernommen. Die hat im Spiel kein einfaches Leben, denn die automatisch kämpfenden Teammitglieder fallen geskriptet wie die Fliegen: Immer wieder bricht ein Alien aus der Decke oder einem Lüftungsschacht und schnappt sich einen knackigen Marinesnack. Bloß gut, dass man sich nicht auf die künstlichen Mitstreiter verlassen muss: Ein zweiter Spieler darf jederzeit ein- und aussteigen; der nahtlos ins Spiel integrierte Koop-Modus funktioniert sowohl lokal als auch online.

Technisch ist das, was bislang von ACM gezeigt wurde, solide: Gearbox Software legt vor allem Wert auf glaubwürdige Darstellung von Licht und Schatten, eines der wichtigsten Elemente aller Alien-Filme und -Spiele. Der Rest ist okay, aber nicht weltbewegend: Sehr schön zerstörte Labors und Hallen, schöne Höhlen, ordentliche Außengelände - nicht schlecht, aber trotzdem eine Stufe unter Grafikmonstern wie Crysis 2. Immerhin hatten die Entwickler Zugriff auf Original-Vorlagen aus den Filmen, außerdem brachten Gespräche mit Ridley Scott (dem Regisseur des ersten Films) das Team in die richtige Stimmung.

Ausblick:

Schon Aliens vs. Predator war in Ordnung, aber nicht brillant - und ganz ähnliches erwarte ich auch von ACM: Es sieht ganz gut aus, aber nicht weltbewegend. Das Missionsdesign, oder jedenfalls das, was ich auf der gamescom davon zu sehen bekam, sah spaßig aus, hatte aber mehr von Ramtamtam-Shooter als echter Alien-Beklemmung. Nichtsdestotrotz freue ich mich darauf, denn ich mag den Koop-Gedanken sehr: Zusammen mit einem Freund durch düstere Gänge ziehen, einer das MG in der Hand, der andere die Gegend mit dem Bewegungsmelder panisch nach Xenomorphen scannend - ja, das klingt nach Spaß!

gc-Eindruck: befriedigend

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